Deep Ocean | 4
Zurück auf dem Schiff wurde die Kreuzfahrt für Daniel praktisch zur Nebensache. Er lebte für die zwei täglichen Besuche des Roomkeepers und war, sehr zum Amüsement seiner Schwester, immer pünktlich um zehn und um achtzehn Uhr in seiner Kabine.
Harrys Arbeitstage hatten zwar auf gewisse Weise die normale Routine, doch mit weitaus angenehmerer Stimmungslage. Das, was früher lästiger Alltag war, kam ihm plötzlich einfach nur wie eine Warteschleife, bis zu dem Moment, wo er Dan wiedersehen würde, vor. Zimmer um Zimmer kam er seinem Ziel näher.
Und dann, immer zur selben Zeit, wartete der Mann seiner Träume bereits auf seinem Bett oder vor der Tür. Sie hatten nie länger als zehn Minuten, doch das war in Ordnung. Meistens war Dan bereits hart für ihn, wenn er die Tür öffnete. Wenige Momente reichten, mussten reichen, wenn sie das, was sie sich einander immer und immer wieder versprachen, wahr werden sollte.
„Ich warte in Hamburg auf dich...", flüsterte Daniel sanft, die Trauer wegen des Abschieds kaum verbergen könnend, als sie am Abend vor der Rückkehr in ihren Heimathafen nebeneinander auf dem Bett lagen. „Drei Monate...", wisperte Harry heiser, noch immer unsicher, ob das, was er sich erträumte, wirklich Realität werden konnte. Ein neuer Anfang...
„Wir telefonieren jeden Tag, wenn du Netz hast, versprich mir das, ja?" „Bist du sicher, dass das ..." „Ich bin mir sicher, dass ich dich nicht mehr aus meinem Leben wegdenken kann!", sagte Daniel ernst und drehte Harry sachte unter sich. „Du bist der Mann, den ich mir immer erträumt habe. Wir bekommen das hin, Harry! Bitte, glaube einfach daran, ja?" Schluckend nickte Harry kurz, bevor er sich von den Lippen des Blonden einfangen und alle Zweifel beiseite küssen ließ. Er wollte es genau so sehr wie Daniel. Vielleicht noch mehr, denn ein fester Arbeitsplatz würde ihm und seiner Familie sehr viel bedeuten.
Der Gang aufs Festland war für Daniel kaum zu ertragen. Sie hatten sich die letzte Nacht noch einmal an einem einsamen Platz auf dem Schiff getroffen. Hatten sich immer wieder kleine Zärtlichkeiten zugeflüstert und versichert, dass sie genau das hier wirklich wollten. Sich. Schließlich hatte Daniel seinen Geliebten gebeten, ihn nicht an Bord zu verabschieden. Es war für beide ohnehin schon schwer genug, sich gehen zu lassen. Drei Monate...
Es würden sehr lange Tage werden, davon waren beide vollkommen überzeugt. Und so lief Daniel mit gesenktem Kopf neben seiner Schwester die Brücke hinab, zwischen all den glücklichen und jubelnden Gesichtern. Seines das einzige, auf dem Tränen schimmerten. Nicht wagend sich umzudrehen, bis sie im Taxi nach Hause saßen.
Dann war es schließlich soweit. Die elendig langen drei Monate waren vorbei! Harrys Vertrag in der Hauptzentrale der Hotels der Geschwister war gesichert und im Grunde alles in trockenen Tüchern. Sie hatten Harry sogar eine kleine Wohnung in der Nähe des Hotels gemietet, so dass seinem Umzug nach Köln nichts mehr im Wege stand.
Seit der letzten Nacht wartete Daniel im Auto am Hafen in Hamburg auf die Ankunft des Kreuzfahrtschiffes, das ihm seinen geliebten Harry zurückbringen würde. Die täglichen Gespräche und Nachrichten über diverse Messenger waren zwar lindernd gewesen, aber dennoch sehnte sich Daniel nach dem Mann, der sich wie eine Welle in sein Leben gespült hatte. Er würde alles dafür tun, dass er nicht mit der nächsten Ebbe wieder daraus verschwand.
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RomanceDies ist eine Sammlung von erotischen schwulen Kurzgeschichten. Mal lustig, mal traurig und auch mal romantisch - und immer mit Happy End. ManxMan - Don't like it, don't read it. Wird laufend aktualisiert. Foto für das Cover von Picsart.