🎅🏻 Santa's Eyes | 1

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Santa's Eyes | 1

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„Papa, jetzt beeil dich doch

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„Papa, jetzt beeil dich doch. Wir kommen sonst zu spät. Der Weihnachtsmann hat doch nicht so viel Zeit." „Ah, ein paar Stunden wird er sich schon nehmen. Er werden doch sooo viele Kinder mit ihm sprechen wollen", entgegnete Adam schmunzelnd. In Finns Kita hatte sich herumgesprochen, dass im nahegelegenen Einkaufszentrum dieses Jahr Kinder von dem Mann im roten Mantel empfangen würden. Ganz traditionell, wie früher.

Adam kannte sowas noch aus seiner eigenen Kindheit. Er erinnerte sich mit Freunde daran, wie ehrfürchtig die Kinder – er selbst natürlich eingeschlossen – gewesen waren, wenn sie dem für sie leibhaftigen Weihnachtsmann gegenübergestanden hatten. Daher war er fast genauso Feuer und Flamme wie sein Sohn, als dieser ihm erzählt hatte, dass sein Freund Sören mit seiner Mutter bereits dort gewesen waren.

Er richtete noch Finns Mütze, bevor sie nach draußen in die Kälte traten. Es schneite seit drei Tagen. Zwar nicht sonderlich viel, aber etwas Schnee war doch liegengeblieben. Mit glänzenden Augen sah Finn in den Himmel und versuchte die weißen Flocken mit der Zunge zu fangen. „Wer sorgt jetzt dafür, dass wir zu spät kommen, hm?", neckte er seinen Sohn, der daraufhin einige Schritte voraus rannte. „Pass auf, nicht so schnell. Sonst rutschst du noch aus." „Ja, Papa, ist gut." Finn war stehengeblieben und wartete auf seinen Vater, bevor sie weiter in Richtung des Einkaufszentrums gingen.

Ein gewisses unwohles Gefühl hatte Adam allerdings schon. Er ahnte, was gleich passieren würde. Finn würde viele tolle Sachen im Geschäft entdecken, von denen er ihm keins oder nur ein kleines würde kaufen können. Seit dem Tod seiner Frau Carina arbeitete er nur noch Teilzeit in der KFZ-Werkstatt als Mechaniker. Reich wurde man damit nicht. Aber für ihn gab es keine Alternative. Nachdem ein betrunkener Autofahrer vor drei Jahren einfach bei Rot über die Ampel gerast war, wollte er für seine Sohn da sein. So jung seine Mutter zu verlieren, war eine Last, die er mit ihm schultern wollte.

Dass er und Carina zu dieser Zeit eher nur noch gute Freunde waren und keine richtige Ehe mehr führten, war dabei unerheblich. Finn war dies natürlich nicht klar und Adam sagte sich immer, dass er wüsste, wenn der Augenblick gekommen war, seinem Sohn reinen Wein einzuschenken. Über kurz oder lang würde er dies tun müssen. Ebenso würde er in einigen Jahren seinen Sohn von seiner Bisexualität erzählen müssen. Aber dafür war definitiv noch nicht die richtige Zeit gekommen.

Kurz schüttelte sich Adam aus seinen Gedanken, als das Einkaufszentrum in Sichtweite kam. „Komm, Papa. Schneller." Aufgeregt nahm Finn seine Hand und zog ihn hinter sich her. Auch auf Adams Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.

„Papa, guck mal!" Finns Augen wurden groß, als er vor dem riesigen Tannenbaum stand, neben dem der Weihnachtsmann in einem goldenen Sessel saß. Ein Engel stand neben ihm und führte die Kinder einzeln zu ihrem Ziel. Unzählige Lampen und Dekorationen hingen von der Decke und es funkelte und glitzerte überall. Adam spürte, wie seine Kehle eng wurde. Ebenfalls waren Massen an Spielzeugen ausgestellt. Wie hatte es auch anders sein sollen, wenn der Spielzeugladen des Einkaufszentrums das Ganze sponserte.

Die Augen des Kleinen wurden noch größer, als er den Gewinn des Preisausschreibens des Spielzeugladens sah – eine lebensgroße Iron Man Rüstung. Natürlich war dieses Ding seit Tagen das Gesprächsthema unter den Kindern im Kindergarten. Sören und Finn redeten kaum mehr über etwas anderes, seit im Kinderprogramm nun auch die altersgerechte Variante der Marvelstorys lief.

„Papa, das ist er! Den will ich!" Klar, wie tausend andere Kinder auch. Doch wie erklärte man das einem Vorschulkind, ohne es zu überfordern? „Finn, du weißt, dass es ein Gewinn ist, oder? Den gibt es nur ein einziges Mal. Und schau mal..." Adam ging vor seinem Kleinen in die Knie und deutete auf die lange Schlange von Kindern vor dem Weihnachtsmann. „Viele dieser Kinder hätten den auch gerne." „Aber ich auch. Und ich war doch lieb, oder?" „Du warst sehr lieb, Kumpel." Und das stimmte. Finn hatte den Verlust seiner Mutter gut verkraftet. Er fragte zwar oft nach ihr, aber er schien mit Adams Erklärung, dass sie jetzt ein Engel sei, zumindest halbwegs getröstet zu sein.

„Und brave Kinder bekommen doch Geschenke, oder?" Nun war da ein Funken Angst unter dem schelmischen Grinsen. Eine Mischung, die Adam die Kehle zuschnürte. „Klar, mein Kleiner", nickend, erhob er sich und atmete tief durch, während sein Sohn die kleine Karte für das Gewinnspiel an den Baum hängte. Die letzten Tage hatte Adam versucht, zumindest die Figur zu kaufen, für die dieses Gewinnspiel und die lebensgroße Nachbildung warb, doch die war deutschlandweit nicht mehr zu bekommen. Ein Zustand, der ihm die Weihnachtssache nicht gerade einfacher machte. Wie sollte er seinem Sohn erklären, dass der Weihnachtsmann genau das Geschenk nicht mitbrachte, das Finn sich von ganzem Herzen wünschte? Und wie sollte Adam seinem Sohn dabei in die Augen sehen können?

„Ich bin dran!" Zappelig und aufgeregt stand der Vorschüler da und wartete, bis die als Engel verkleidete Frau ihn abholte. Ehrfürchtig blieb er vor dem Weihnachtsmann und einem weiteren Engel stehen und betrachtete die junge Frau mit großen Augen. „Du bist auch ein Engel? Woooow. Kennst du andere Engel?" „Natürlich", lachte die Dame und der Weihnachtsmann, dessen Stimme sich auf angenehme Weise samtig und warm anhörte, sagte: „Sie helfen mir mit den Geschenken." „Dann kennst du auch meine Mama? Papa sagt, sie ist jetzt auch ein Engel. Hast du sie gesehen?"

Adam schluckte hart und senkte den Blick, als er spürte, wie sich seine Wangen röteten und seine Augen mit Tränen füllten. Er hörte, wie der Weihnachtsmann sich räusperte und wenn er sich nicht täuschte, wirkte seine Stimme belegt, als er antwortete: „Sie ist einer meiner strahlendsten Engel, mein Junge. Ich grüße sie von dir, wenn du willst."

Die Augen des Mannes glitten höher, suchten Adams Blick und für einen Moment spürte der Alleinerziehende, wie ein warmer Schauer seine Wirbelsäule entlang kroch. Dieses Grün und die Herzlichkeit, die ihm daraus entgegenschlug, hielten ihn regelrecht gefangen. Finn hingegen war sofort Feuer und Flamme und plapperte ununterbrochen von seinem Wunsch und dass er unbedingt diese große Figur haben wolle. Doch für Adam schien es, als sähe der Weihnachtsmann nicht seinem Sohn an, sondern an Finn vorbei, direkt in seine Augen.

Der Mechaniker gestattete sich für wenige Sekunden, die grünen Augen auf sich wirken zu lassen, bis Finns Lachen ihn zurück ins Hier und Jetzt holte. „Papa, gehen wir? Die anderen Kinder wollen ja auch..." „Ja, ja natürlich." Sich selbst aus den Gedanken schüttelnd, nickte er dem Weihnachtsmann und seinem Engel kurz zu, und folgte dann seinem Sohn in die Abteilung, die ihm seit Wochen ein regelrechter Alptraum geworden war. Wusste er doch, dass er ihm nicht all das kaufen konnte, was er sich wünschte.

Aber tatsächlich zeigte Finn hin und wieder auf einige Dinge, die ihm gefielen, aber die große Euphorie blieb aus. „Der Weihnachtsmann hat mir versprochen, dass ich die Iron Man-Figur bekomme. Du brauchst dir keine Gedanken machen, Papa. Ich brauche dann nichts anderes. Und vielleicht kann Mama sie mir dann sogar bringen? Ob der Weihnachtsmann das hinbekommen könnte?" Der Kloß in Adams Hals war wieder da. „Du, die Engel haben alle ihre Aufgaben und ich glaube nicht, dass sie einfach ihren Platz verlassen können." Kurz wurde das Gesicht seines Sohnes betrübt, bevor er sagte: „Aber dann nächstes Jahr? Wenn der Weihnachtsmann das jetzt schon weiß, kann er ihren Besuch vielleicht einplanen?" „Vielleicht, Kumpel, vielleicht..."

Dieser Gedanke schien Finn nicht loszulassen. Nach ein paar Tagen fragte er nämlich, ob sie den Weihnachtsmann noch einmal besuchen könnten. Und ein Teil in Adam freute sich darüber. Hatte er selbst schon diesen Gedanken gehabt, denn diese warmen, herzlichen grünen Augen spukten seit dem letzten Besuch ununterbrochen durch seine Gedanken. Die Art, wie der Weihnachtsmann ihn angesehen hatte, sorgte sogar jetzt noch, Tage später, für einen wohligen Schauer auf seinem Rücken und ein Kribbeln in seinem Bauch.

„Ja, wir können gern noch mal gehen. Aber heute ist es schon so spät. Der Weihnachtsmann ist bestimmt ganz schön kaputt, wenn er schon den ganzen Tag so vielen Kindern zugehört hat. Aber morgen, ok?" Finn nickte eifrig. „Ja, natürlich."

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