🌅 After The Sunset | 1

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After The Sunset | 1

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Sanft wurde Ronny vom Schaukeln der Wellen geweckt

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Sanft wurde Ronny vom Schaukeln der Wellen geweckt. Er hob eine Hand über die Augen und sah sich blinzelnd um. An der Bar der Yacht entdeckte er seine Freunde Fabio, Joshua und Milan. Letzterer hatte eine junge Frau im Arm, an dessen Namen sich Ronny nicht erinnern konnte. Milan hatte sie gestern Abend im Club kennengelernt und seitdem wich sie nicht mehr von seiner Seite.

Ronny reckte sich und stand dann auf, um sich zu der Gruppe zu gesellen. „Was willst du trinken?", fragte Joshi ihn. „Irgendwas ohne Alkohol. Gib mir 'nen Energy-Drink." Sein Freund reichte ihm die Dose, die Ronny mit einem Zischen öffnete. Die Blondine stieß mit einem Kichern mit ihm an und da fiel es ihm wieder ein. Chloé, so lautete ihr Name.

Noch zwei Stunden hatten sie die Yacht gemietet, bevor sie sie zurückbringen mussten. Ronny schob seine Sonnenbrille aus seinen braunen Locken auf seine Nase und blickte dann auf das Meer hinaus. Es war so schön hier an der Côte d'Azur. Diese malerischen, kleinen Buchten, in denen sich das azurblaue Wasser sammelte. Dazu als Kontrast die felsigen Klippen, über die sie schon geklettert waren. Ronny hatte sich direkt in dieses mediterrane Flair verliebt und genoss jede Sekunde, die sie hier verbrachten.

Dieser Urlaub war eine spontane Idee gewesen, um einfach mal rauszukommen und den Studienstress kurz auszublenden. Seit der Schulzeit waren sie befreundet und Milan, Joshua und er gingen jetzt zur gleichen Uni. Natürlich hatten sie schon den einen oder anderen Liebeskummer zusammen durchgestanden. Sie hatten es damals als vollkommen normal empfunden, als Ronny ihnen von seiner Bisexualität erzählt hatte. „Kein großes Ding", hatte Milan geantwortet und mit den Schultern gezuckt. „Liebe ist Liebe." Und damit war alles gesagt.

Vor einiger Zeit hatte Ronny geäußert, dass er gern mal an die französische Küste wollte, so dass seine Freunde dies jetzt einfach in die Tat umgesetzt hatten. Milans Eltern waren in der Immobilienbranche tätig und hatten dadurch natürlich entsprechende Beziehungen, die ihnen jetzt zugutekamen. Ihr Ferienhaus war ein Traum. Es war die Zweitwohnung eines Geschäftspartners von Milans Eltern und für sie im Normalfall niemals zu finanzieren gewesen. Gerade, wo die Reise so kurzfristig organisiert war.

Nachdem sie im Hafen von Nizza von Bord gegangen waren, schlenderten sie durch die engen Straßen der Küstenstadt. „Oh, das sieht süß aus." Fabio deutete auf ein kleines, urig wirkendes Restaurant. Le Jardin de Mer stand auf dem Holzschild über dem Fenster.

Innen war das Restaurant leer und etwas stickig, was Ronny und die anderen stutzen ließ. Aber kaum war das Klingeln des kleinen Glöckchens über der Tür verklungen, kam eine nette, ältere Dame herangeeilt. „Ein Tisch für fünf Personen?", fragte sie.

Die Frau führte sie durch das Lokal hinaus in eine Art Hinterhof. Ihnen allen stockte der Atem, denn sie waren in einer wunderschönen grünen Oase gelandet. Der ganze Bereich war mit Palmen und anderen Pflanzen und Blumen gefüllt, die mit unzähligen Lichterketten beleuchtet wurden. Es fing gerade leicht an zu dämmern und Ronny überlegte, wie schön es hier wohl war, wenn es richtig dunkel wurde.

Nachdem sie sich an einen großen runden Tisch gesetzt hatten, kam ihr Kellner, um ihnen die Karten zu bringen und die ersten Getränkebestellungen aufzunehmen. Ronny war immer noch fasziniert von ihrer Umgebung, dass er den Mann erst wahrnahm, als er an der Reihe war und direkt angesprochen wurde. Und das auf Deutsch mit einem hinreißenden französischen Akzent. Ronny blickte hoch und ihm verschlug es die Sprache. Diese blauen Augen, die dieselbe Farbe hatten wie das Wasser in der Bucht von heute Vormittag...

Er musste den Kellner wohl schon ziemlich lange anstarren, denn dieser schien sich unbehaglich zu fühlen und räusperte sich leise, bevor Ronny seine Bestellung aufgab. „Entschuldigung, ich hätte gerne einen Rotwein." Der Mann nickte und schob sich verlegen eine blonde Haarsträhne hinter sein Ohr, die sich aus seinem Zopf gelöst hatte.

Den ganzen restlichen Abend kam Ronny nicht umhin, dem Kellner immer wieder mehr oder weniger heimliche Blicke zuzuwerfen. Und wenn er sich nicht täuschte, schien auch dieser ihn hin und wieder zu beobachten. Beim Aufbruch drehte sich Ronny noch einmal zu dem Mann um, nur um festzustellen, dass er ihm ein dermaßen umwerfendes Lächeln zuwarf, dass ihm die Knie weich wurden. Ronny nahm sich fest vor, morgen wieder herzukommen.

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