Kapitel 20

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"Haz, kommst du endlich?", rufe ich ungeduldig und ziehe die Bettdecke ein wenig höher. "Moment!", ertönt es aus dem Badezimmer. Tatsächlich erscheint Harry kurz darauf bei mir und legt sich neben mich ins Bett. "Na endlich, mir wird kalt", brumme ich mit geschlossenen Augen. Harry lacht kurz und gähnt. "Ich bin müde", erklärt er seufzend. Ich dagegen gebe nur ein genervtes Geräusch von mir. Eigentlich war geplant, dass wir schon vor einigen Stunden im Bett gelegen wären. Dann kam jedoch der Alkohol. Von dem ich wohlgemerkt keinen einzigen Tropfen abbekommen habe. Angefangen hat Anne. Sie tischte plötzlich Unmengen an Schnaps auf, nachdem die Kleinsten bereits im Bett lagen. Naja, was soll ich sagen- es wurde ordentlich gebechert. Vor allem von Harry. Ich dagegen saß einfach nur neben ihm und verfolgte die Alkoholmengen, die er vernichtete. Zumindest so lange, bis ich selbst den Überblick verlor. Jedoch ist es durchaus faszinierend, wie lange er noch fit geblieben ist, während meine Eltern und Anne bereits lallten und irgendeinen Mist erzählten. Durchgehend wollten sie mich dazu anstiften, auch etwas zu trinken, doch das letzte mal war mir eine Lehre. Es wird wohl eine Weile dauern, bis ich meine Gedanken und Taten wieder dem Alkohol überlasse.

Naja, jedenfalls führte der Abend dazu, dass Harry wie eine Klette an mir hing und meiner Familie peinliche Geschichten von mir erzählte. Grundsätzlich habe ich ja kein Problem damit- es ist bereits bekannt, dass ich manchmal recht tollpatschig bin- doch sobald Harry plötzlich unsere Sexgeschichten auspacken wollte, reichte es für mich. Muss ja niemand wissen, dass der Poabdruck auf der Küchentheke (ja, man sieht ihn immernoch- Harry lässt mich ihn nicht wegwischen) von mir ist. So beendete ich den Abend, beziehungsweise die Nacht also und schleppte einen betrunkenen Harry nach Hause. Diesem wurde unterwegs jedoch so kotzübel, dass er bis gerade eben über der Kloschüssel hing.

"Ist dir immernoch schlecht?", frage ich und taste blind nach seinem Kopf. Als ich endlich eine Handvoll Locken greifen kann, rutsche ich dichter zu Harry und lege seinen Kopf auf meiner Brust ab. "Mhm... ich wüsste auch, was mir helfen könnte", nuschelt er undeutlich. - "Und was?" Ich hätte nicht fragen sollen. Im nächsten Moment greift Harry nach meiner Hand und legt sie auf seinen Schritt. "Er hat dich vermisst", erklärt er mir mit unschuldigen Augen. Hilfe.

"Lou?" - "Hm?" - "Hast du ihn auch vermisst?" - "Deinen Schwanz?" - "Mhm." - "Ein bisschen. Dich habe ich mehr vermisst." - "Aber mein Schwanz ist doch ich, oder nicht?" - "Harry?" - "Hm?" - "Es wird komisch."

Tatsächlich kichert der Alpha jedoch nur und presst meine Hand fester gegen seinen Schritt. "Mach irgendwas", bittet er und gibt mir einen Kuss voller Sabber auf die Brust. "Was soll ich denn machen? Du bist nicht einmal hart." - "Dann mach ihn hart. Ich liebe deine Hände, da geht das schnell." Ich kann mich nur wiederholen: Hilfe.
"Lass mich doch einfach schlafen, du Nervensäge", murre ich und ziehe meine Hand weg. - "Wir können doch auch miteinander schlafen, Boobear." - "Hör auf mit diesem Namen. Und nein- aktuell können wir das nicht. Und ich will es auch nicht. Schlaf endlich." Mit meinen Fingern schließe ich seine Augen und lege danach meine Handfläche darüber. Harry seufzt schwer, doch dann gibt er endlich nach und kuschelt sich wieder an mich. Geht doch.
"Gute Nacht", murmelt er. Ich will gerade schon antworten, als er noch ein leises 'Boobear' flüstert. Einmal. Zweimal. Dreimal. "Klappe." - "Na gut", grinst er.
"Lou. Loulou. Loubär. Baby. Schatz. Love. Honey. Welcher gefällt dir am besten?"

"Harold!"

"Oh. Aber so heiße ich doch schon", überlegt er allen Ernstes. Seine Gedanken führen dazu, dass ich ihm schlussendlich sowohl Augen, als auch den Mund zuhalte. Er lacht. Aber er gibt Ruhe.

~*~

Ich habe keine zwei Stunden geschlafen als ich schon wieder geweckt werde. Müde öffne ich meine Augen und erkenne Harrys Silhouette. Er sitzt am Bettrand und wühlt mit irgendetwas herum. "Was machst du da?", frage ich genervt. - "Nichts. Schlaf weiter, Baby." Also gehe ich diesem Satz nach und kuschle mich wieder unter die Decke. Die Ruhe hält jedoch nicht lange an, als Harry sich wieder neben mich legt und ich plötzlich etwas an meinem Bein spüre. "Harold?" - "Hm?" - "Bist du nackt?" Er schweigt. Das ist Antwort genug.
"Ich dachte, du hättest kein Problem damit", stellt er enttäuscht fest und rutscht etwas von mir. - "Grundsätzlich nicht, nein. Aber um Himmels Willen- kannst du dich nicht vorher ausziehen?! Anstatt mitten in der Nacht?!" - "Hmm... eigentlich keine schlechte Idee. Ich werde es mir merken."

Little white truths - L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt