Kapitel 40

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Ein stechender Schmerz lässt mich in der Nacht aufschrecken. Keuchend krampfe ich mich zusammen und verziehe das Gesicht. "Harry", flüstere ich abgehackt. Er grummelt leise und dreht sich auf die andere Seite, doch als ich ihn fester in die Flanke stoße, wacht er endlich auf. Sofort setzt er sich auf und streicht besorgt über meinen Rücken. "Lou, was ist los?" - "Ich... Aua.. mein Becken...", keuche ich. Schweiß steht auf meiner Stirn und ich presse meine Hände auf meinen unteren Bauch. "Ich hole Ethan, bin gleich wieder da", sagt er hastig und möchte schon aufstehen, als ich ihn am Arm zurückhalte. "Nicht.. allein sein", wimmere ich. - "Louis, ich muss.. okay, dann kommst du eben mit.." Er wickelt mich in eine Decke, zieht sich schnell ein Shirt über und nimmt mich dann auf den Arm. Während er zu Ethans Hütte hastet, zucke ich immer wieder zusammen, wenn eine erneute Schmerzwelle kommt. Und dass ich Harrys Angst in mir spüre, macht es gerade nicht besser.

"Wir sind gleich da, Baby", verspricht er. Tatsächlich klopft er gleich darauf an eine Tür, ich presse nur meine Augen zusammen und drücke mich dichter an ihn. "Harry?", höre ich eine erstaunte Stimme, die ebenso noch ein wenig verschlafen klingt. "Ethan, du musst uns helfen. Louis geht es nicht gut.." Er trägt mich ins Wohnzimmer und legt mich auf der Couch ab. Vorsichtig nimmt er die Decke von mir und zieht meine Hose ein wenig nach unten, sodass mein Bauch frei liegt. "Ich... ich habe vorhin nichts gehört.. also.. keinen Herzschlag des Babys", flüstert er. Nun verstehe ich auch seine Angst. Tränen schießen in meine Augen. "Was?? Warum hast du mir nichts gesagt?", hauche ich und wimmere erneut auf, als ich den Schmerz in meinem Becken spüre. Ethan kniet sich vor mich und legt vorsichtig seine Hände auf meinen Bauch. "Ich wollte so schnell wie möglich hierher", erklärt Harry verzweifelt und beobachtet genaustens, was Ethan macht. Dieser hat nun seine Augen geschlossen und die Stirn gerunzelt. Er tastet meinen Bauch ab, drückt an manchen Stellen ein wenig fester, an anderen wiederum sanfter. Als er jedoch mit beiden Händen mein Becken berührt, zische ich auf und stoße ihn unsanft weg von mir. Ohne darauf einzugehen, versucht er es erneut, woraufhin mir ein lautes Knurren entkommt.

"Louis, ich muss dein Becken abtasten. Es wäre zwar nicht üblich, aber es könnte sein, dass du dir beim Sturz vor einigen Wochen eine Verletzung zugezogen hast, die ich nicht gesehen hatte. Und das muss ich jetzt ausschließen", erklärt er und nickt Harry zu, der sich neben mich setzt, meine Hände festhält und beruhigend über meine Haut streichelt. "Sieh mich an, Lou", flüstert er. Mein Blick zuckt unruhig zwischen Ethan und dem Alpha hin und her, doch als Harry mit seiner freien Hand meinen Kopf ein wenig dreht und fixiert, sehe ich ihm in die Augen. Das Grün leuchtet regelrecht, sobald ich den Blickkontakt halte. Die Lampen, die hinter uns brennen, spiegeln sich in seinen Augen wider. Es sieht aus wie... wie Glühwürmchen.

"Woran denkst du gerade?", fragt Harry leise. - "An das erste mal, als ich dir begegnet bin... du hast Glühwürmchen gejagt", erzähle ich, "und dann musstest du niesen weil sich eins davon auf deine Nase gesetzt hat." Harry lacht kurz auf und streicht mir über die Wange. "Stimmt und du hast dich einfach feige versteckt, obwohl ich genau wusste, dass du dort hinter dem Baumstumpf gekauert bist." Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. "Wieso bist du eigentlich nicht zu mir gekommen? Jeder andere Alpha hätte mich nicht dort liegen lassen." - "Bin ich wie jeder Andere?", fragt Harry mit hoch gezogenen Augenbrauen. Schnell schüttle ich mit dem Kopf. "Na also. Da hast du schon deine Antwort", schmunzelt er.

"So, ich bin fertig", sagt Ethan. Erstaunt sehe ich Harry an, der nur beruhigend lächelt. "Siehst du, war gar nicht so schlimm, oder?"

"Und was hast du... gespürt?", frage ich den Beta unsicher. - "Entwarnung. Dein Becken ist heil und dem Baby geht es gut", sagt er und lächelt zufrieden. Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen, als er diese Worte ausspricht. "Es geht ihm gut?", wiederhole ich erleichtert und auch Harry atmet tief durch. "Sehr gut sogar. Es wächst gerade ordentlich, daher kommen deine Schmerzen. Zumindest zum Teil." - "Zum Teil?", fragt Harry verwirrt. Ethan blickt kurz zwischen uns hin und her. "Das Baby braucht aktuell viel Platz in diesem Wachstumsschub. Zuvor hat man ja weniger gesehen, dass Louis schwanger ist, aber das wird sich nun ändern. Sein Becken muss sich ausdehnen, um genug Raum für die Babys zu schaffen."

Harry und ich nicken beide synchron, ehe wir erstarren und gleichzeitig ein "Die Babys?" rufen. Ethan lacht und nickt. "Es sind vermutlich Zwillinge, wenn nicht sogar Drillinge. Bisher dachten wir, es sei nur ein Baby, weil sie sich einen Herzschlag teilen. Sie werden nach der Geburt eng miteinander verbunden sein. Macht euch also auf eine Sache gefasst: wenn eins der Babys weint, weinen die anderen auch mit." Überfordert mit diesen Informationen blicke ich zu Harry. In seinen Augen liegt so unglaublich viel Liebe und Stolz, dass mein Herz ein paar Takte schneller schlägt. "Wir bekommen mehrere davon", haucht er glücklich und streicht über meinen Bauch. Tatsächlich tritt eines der Babys in diesem Moment, woraufhin er regelrecht strahlt und einen Kuss genau auf diese Stelle gibt. "Ich liebe euch so sehr", flüstert er, ehe er sich zu mir nach oben beugt, "und dich liebe ich am meisten." Er verbindet unsere Lippen miteinander, wodurch ich gar nicht anders kann, als den Kuss zu erwidern. Als würde ich je etwas anderes wollen.

"Und was können wir gegen Louis' Schmerzen tun?", fragt er kurz darauf und wickelt wieder die Decke um mich, ehe er mich wieder hochhebt und Richtung Tür geht. Ethan folgt uns und gibt ein überlegendes Geräusch von sich. "Wärme wird ihm vermutlich gut tun. Also in Form von Baden oder auch Wärmekissen, die jedoch nicht zu heiß sein dürfen. Und ansonsten gebe ich euch morgen noch eine Salbe, mit der ihr die schmerzhaften Regionen eincremen könnt. Es wird leider keine so angenehme Zeit, es dauert einfach ein wenig, bis sein Becken und auch die dazugehörigen Strukturen ein wenig ausgedehnt sind. Und dass es nicht nur ein Baby ist macht das Ganze natürlich nicht einfacher. Aber ihr bekommt das hin, da bin ich mir sicher, schließlich habt ihr schon 27 Wochen geschafft." Harry nickt entschlossen und lächelt mich kurz an. "Und eine Frage noch... wie ähm... wie sieht es denn aus mit... naja.." - "Mit Sex?", fragt Ethan.

Wie unangenehm. Musste Harry ausgerechnet das fragen? "Das sollte kein Problem sein, ich schätze sogar, dass es ein wenig die Schmerzen lindern könnte, wenn Louis entspannt ist. Aber lasst es langsam angehen und auf dem Bauch liegen darf er spätestens jetzt nicht mehr, sonst steigt die Risiko einer Früh- oder Fehlgeburt." - "Ja, darauf haben wir schon die ganze Zeit geachtet", sagt Harry und grinst, als ich an seinem Shirt ziehe und er meine roten Wangen entdeckt. "Wir gehen dann mal wieder, danke für deine Hilfe, Ethan." Auch ich bedanke mich leise, ehe Harry mich wieder zurück zu unserer Hütte trägt.

"So und was machen wir nun? Willst du direkt wieder ins Bett?" Ich zucke mit den Schultern und deute dann Richtung Badezimmer. "Wir könnten auch gemeinsam ein Bad nehmen. Und dann... dann könnten wir schauen, wohin es uns führt", schlage ich vor. Natürlich ohne Hintergedanken. Dies scheint auch für Harry offensichtlich zu sein, da er dreckig grinst und mich ins Badezimmer bringt. Er setzt mich auf der Ablage zwischen den Waschbecken ab und gibt mir einen Kuss. Während das warme Wasser in die Wanne läuft, zieht er erst sich selbst aus und hilft auch mir aus meiner Kleidung. Als ich im Wasser sitze, macht er es sich hinter mir bequem und legt seine Hände auf meinen Bauch. Seufzend lehne ich mich an seinen Oberkörper zurück. "Die Wärme tut gut", stelle ich erleichtert fest. - "Kann ich mir vorstellen... Ich kann es immernoch nicht fassen.. wir bekommen einfach Zwilinge oder vielleicht sogar Drillinge. Dann hab ich mehrere deiner Sorte hier, mit denen ich kuscheln kann." Lachend gebe ich ihm einen Kuss auf den Unterkiefer und drehe meinen Kopf etwas, um meine Nase in seiner Halsbeuge vergraben zu können. "Ich liebe es, wenn du das sagst", murmle ich. - "Was genau?" - "Naja, dass... dass wir die Babys bekommen. Ich spüre, dass du sie lieb hast und.. das ist sehr schön.." Lächelnd schlingt er seine Arme um mich und nickt. "Ich liebe euch alle. Und selbst wenn es nicht meine leiblichen Kinder sind, werde ich sie lieben. Nurnoch 13 Wochen bis wir sie endlich kennenlernen werden." - "Wenn alles gut läuft", grummle ich.
"Das wird es. Du hast Ethan doch gehört, es geht ihnen hervorragend. Und dass sie jetzt endlich wachsen ist ein gutes Zeichen."

"Ich hoffe es so sehr..."

"Mach dir nicht so viele Gedanken, Louis."

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Okay, ich habe doch noch ein Kapitel geschafft... trotz blöder Erkältung..🤧🤒

Ich hoffe, es bleiben trotzdem viele von euch weiterhin dabei, auch wenn im Moment nicht so viel von mir kommt...😕🙈

Bis bald

Little white truths - L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt