Kapitel 19

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"Was?", fragt er und richtet sich ein wenig auf. Ich drehe mich seufzend um und setze mich mehr oder weniger auf seinen Schoß. "Aber ich habe mich doch entschuldigt, ich habe-"
- "Ich weiß, Haz. Aber Fakt ist nun einmal, dass wir beide etwas getan haben, was für den anderen schlimm war. Du hast mich belogen, während ich mich auf Alec eingelassen habe. Obwohl du Gründe für dein Handeln hattest ist es für mich unverzeihlich, dass du so gelogen hast. Und anders herum ist es doch genauso. Ich hatte Gründe dafür, mit Alec zu schlafen, die du wiederum nicht verstehst. Es ist ein Teufelskreis und ich weiß, dass wir uns das irgendwann gegenseitig an den Kopf werfen würden. Warum sollten wir uns also eine Entschuldigung vorgaukeln, die beim nächsten großen Streit wieder wie vergessen wäre?" Liebevoll streiche ich seine Locken zurück und lasse meine Hände an seinen Wangen liegen. "Ich will mich nicht mit dir streiten", sagt er leise. - "Ich mich doch auch nicht mit dir. Aber dieser Streit eben wird nicht der letzte gewesen sein, das wissen wir beide." Er nickt langsam und legt vorsichtig seine Hände an meinen Rücken. "Darf ich dich umarmen?" Ein Lächeln entsteht auf meinen Lippen, als er mir diese Frage stellt. "Natürlich", flüstere ich und seufze leise auf, als er mich mit den Armen näher zu sich zieht und sich an mich kuschelt. Ich spüre seinen warmen Atem an meiner Brust und seine Locken, die meinen Hals kitzeln. "Ich habe dich vermisst", murmelt Harry. - "Ich dich auch, Haz."

"Wie geht es jetzt weiter?", frage ich nach einer Weile. - "Was meinst du?"

"Naja... meine Familie... sollen sie wieder zurück?" Harry schüttelt zu meiner Erleichterung sofort mit dem Kopf. "Sie bleiben natürlich hier. Wir haben noch ein paar freistehende Hütten, die wir umbauen können, damit genug Platz für alle ist." - "Das wäre schön", überlege ich laut. Ich hätte meine Familie immer in meiner Nähe. "Und einige Singlebetas hätte ich auch noch zur Verfügung", fügt er grinsend hinzu. - "Harold! Hör auf meine Schwestern zu verkuppeln! Sie sind erst seit einem Tag hier!"

"Ich weiß, das war auch nur ein Spaß." Kopfschüttelnd, aber dennoch mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen, lasse ich meine Hände über Harrys Arme gleiten. "Aber es ist gut zu wissen, dass es hier noch so viele Singles gibt", erkläre ich neckend. - "Ach ja? Wie meinst du das?", fragt Harry. Seine Finger wandern etwas tiefer, bis sie schließlich knapp oberhalb meines Hinterns liegen bleiben. "Ich meine gar nichts", sage ich unschuldig grinsend. Mir ist klar, dass ich mich mit diesem Thema auf sehr dünnem Eis bewege, doch ich möchte irgendwie versuchen, diese angespannte Stimmung zwischen uns zu vertreiben. Das ist ja kaum auszuhalten. Weder Harry noch ich selbst traue mich, etwas zu tun.
"Du weißt, dass du mir gehörst?", fragt er und lehnt sich ein wenig zurück. - "Eigentlich...", ich forme meine Hände zu einer Schale und gieße ein wenig Wasser über Harrys Brust, ehe ich weiterrede, "... eigentlich gehöre ich nur mir selbst. Aber du bist ganz nett anzuschauen." Wie zur Bestätigung geistert mein Blick über seinen Körper. Wassertropfen perlen an seiner Haut ab und bahnen sich ihnen Weg nach unten. Seine Brustmuskeln zucken ein wenig, als ich meine Hände darauf lege. "Nur nett anzuschauen?" - "Mhm..."
"Sonst nichts?"
"Lass mich nachdenken..." Ich gebe ein nachdenkliches Geräusch von mir und schüttle dann leicht mit dem Kopf. "Mir fällt nichts Anderes ein", stelle ich grinsend fest.

"Gar nichts?"
"Nein. Sollte es?"
"Nein."
"Gut. Dann sind wir uns ja einig."
"Genau." Harry schmunzelt leicht und streicht über meinen Rücken. "Ich liebe dich trotzdem." - "Ich liebe dich auch", entgegne ich. Langsam lehne ich mich nach vorn, bis ich Harrys Atem auf meinen Lippen spüre. "Küss mich, du Idiot", flüstere ich. Pure Erleichterung macht sich in mir breit, als er meiner Bitte endlich nachgeht. Ohne groß zu warten gleitet seine Zunge zwischen meine Lippen. Genießerisch drücke ich mich eng an ihn und stütze mich an seinem Oberkörper ab. "Okay, überredet. Du eignest dich gut zum Anschauen und zum Küssen", murmle ich leicht außer Atem. Harry lacht nur und schiebt mich behutsam von sich, um aus der Wanne steigen zu können. "Dann bin ich ja beruhigt." Grinsend wende ich mich von ihm ab, hole tief Luft und tauche unter Wasser. Ich möchte nicht nach Alec riechen und ich bin mir sicher, dass das aktuell noch der Fall ist. Als ich wieder auftauche, sitzt Harry neben der Badewanne. Das Handtuch hat er sich um die Hüfte gebunden und auf den Händen hat er etwas Shampoo verteilt. "Komm her", meint er schmunzelnd. Zufrieden rutsche ich zu ihm und genieße auch sogleich die Kopfmassage, die er mir verpasst. "Das ist schön", seufze ich mit geschlossenen Augen. Auch als seine Hände meine Schultern, Arme und den Oberkörper entlangwandern, bleibe ich entspannt sitzen. "Lou?"

Little white truths - L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt