Ein süßer Sieg

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POV. Amara

Schnell funke ich meine Leute, die sich verstreut an den verschiedenen Vans befinden, wo sie kleine Wunden versorgen oder sich bloß ausruhen, an, dass sie in einer Minute wieder abfahrbereit sein müssen, da dieser Platz sonst in einen Friedhof verwandelt werden würde.

Während die Bombe also gezündet und alle schnellstmöglich zu den Autos sprinten, packt Jaxon sein Equipment zusammen und der Rest verstaut im Eiltempo die Waffen, während ich zum ersten Mal richtig die Umgebung betrachte. Sie wirkt so friedlich und schön, dass wir ihr vermutlich einen Gefallen tun, indem wir diesen Schandfleck von Waffenlager zu Staub verwandeln.
Die Sonne geht bereits unter und taucht den Himmel in rot/ violetten Farben, wodurch der Anblick noch schöner wird.

„Amara wir müssen los!" drängt Will neben mir, während ich wie gebannt in den Himmel und dann wieder zu dem Gebäude, welches in wenigen Sekunden in die Luft gehen würde.
Dessen Schutt und Asche gleich von einer Horde wütenden Valentinos umzingelt sein wird, welche noch den Rücklichtern unserer davonbrausenden Autos nachsehen werden.

„Fahrt ihr schon einmal vor." sage ich schließlich und werfe ihm ein Blick zu. „Ich komme gleich nach."

Leicht genervt, aber auch resigniert schaut er mich einen Moment an, bevor er sich ebenfalls in einen der Vans setzt, die sich kurz darauf in Bewegung setzen.

Als wäre dies das Startsignal, geht die Bombe mit einem ohrenbetäubenden Knall in die Luft, während die Gebäudeteile in alle erdenklichen Richtungen geschleudert werden. Es folgen mehrere kleine Explosionen und auch ein paar etwas größere, da wir hier immerhin ein Waffenlager in die Luft sprengen.

Zufrieden schließe ich kurz die Augen, um die Wärme, die durch die Explosion entstanden ist zu genießen und einfach nur den Geräuschen der Flammen und der immer noch vereinzelten Explosionen zu horchen, bevor ich mir meine Kapuze tief ins Gesicht ziehe.

Erst als ich die Bremsgeräusche von mehreren Autos wahrnehme öffne ich sie wieder und schauen mit einem Lächeln auf den mir nur allzu bekannten Mann, die in diesem Augenblick aus dem Auto steigt und anders als die vorherigen Wächter sich instinktiv umdreht und den Abhang nach oben schaut, bis er mich schließlich entdeckt und in seiner Bewegung verharrt.
Mehrere Pistolen werden auf mich gerichtet, doch ich lasse mich davon nicht einschüchtern. Wir wissen alle, dass ich hier oben geschützt bin und zu weit weg, als dass sie mich einholen könnten.
Daher schauen wir uns nur weiter an.

Es ist in den letzten Jahren zu einer Art Ritual geworden.
Wenn ich seine Familie wieder angegriffen habe, dann habe ich immer als letzte gewartet, um meinen Triumph zu genießen. Jedoch nicht nur das, denn meine Genugtuung rührt nicht nur daher, dass der Plan funktioniert hat. Nein. Besonders befriedigend finde ich das Gesicht meines Rivalen, wenn er meinen Sieg und seinen Niedergang in dieser Schlacht erkennt. Zwar hat er auch heute, wie jedesmal, bereits Leute zu mir Geschickt, doch wir wissen beide, dass sie mich nicht mehr erreichen werden, bevor ich wegfahre. Wie jedes Mal.

Frust und Ärger mischen sich jedesmal mit einem unheimlichen Grinsen in seinem Gesicht, welches mich vorwarnt, dass er sich dafür rächen und mich irgendwann erwischen wird.

Doch er hat sich meinem Ritual angeschlossen, denn in den letzten Monaten hat er nach jedem Angriff auf uns ebenfalls immer gewartet, bis ich am Ort des Geschehens angekommen bin.
Dann stand er, sowie ich in diesem Moment ebenfalls überlegen und mit einem siegessicheren, triumphierenden Grinsen in sicherer Entfernung.

Das ärgerliche für den Verlierer ist dann immer, dass ihm bewusst ist, dass der Gewinner nur noch da ist, um sich an dessen Leid zu freuen, da in diesem Fall ich, schon längst hätte weg sein können. Ich hätte schon sicher und über alle Berge sein können, doch stattdessen stehe ich hier in sicherer Entfernung, gut geschützt und abfahrbereit, während ich ihm mein schönstes Grinsen schenke.

Das faszinierende an dieser Geschichte ist, dass sowohl er, als auch ich ständig darauf eingehen und trotzdem kommen.
Ich kann mir sicher sein, dass er jedes meiner Meisterwerke zur Kenntnis nehmen und erscheinen wird. Genauso wie er sich sicher sein kann, dass ich das selbe tun werde.

Dennoch haben wir noch nie ein Wort gewechselt. Höchstens mal geflucht, doch ich kann mich nicht daran erinnern mit ihm jemals geredet zu haben.
Zudem weiß Luciano noch nicht einmal wer ich bin, was ganz zu seinem Missfallen ist.

Jaxon und Timothy haben öfters gesehen und dann natürlich verhindert, dass Hacker der Valentino's sich in unser System hacken wollten und in den letzten Monaten war ausschließlich ich oder besser gesagt meine Identität das Ziel.

Doch selbst wenn es ihnen gelingen würde an Jaxon und Timothy vorbei zu kommen, dann würden sie dennoch nichts finden, da ich nicht im System bin.
Kommt wohl davon, wenn man die Tochter vom Boss ist, denn dieser  will mich beschützen und geheim halten und das gelingt ihm verdammt gut.

Noch immer schaue ich zu Luciano.
Obwohl er nicht weiß wer ich bin, weiß ich dennoch ganz genau wer er ist, denn er wurde nie versteckt, wenn man seine ersten drei Jahre außer Acht lässt.
Auf jeder Veranstaltung fällt mindestens einmal sein Name und es gibt keinen der ihn nicht kennt.

Somit habe ich das Gefühl zu wissen wer er ist, obwohl auch er nicht im System ist und ich keine öffentlichen Veranstaltung besuche.

Nachdem ich mich schließlich lange genug in meinem Triumph gesonnt habe, winke ich ihm noch extra provozierend zu, werfe ihm noch einen Luftkuss zu und stolziere dann hoch erhobenen Hauptes zu meinem Wagen.
Was gibt es schöneres als einen süßen Sieg?

———

„Da bist du ja endlich. Dieses Ritual zwischen euch beiden wird so langsam etwas gruselig." sichtlich erleichtert springt Will auf und kommt auf mich zu.

„Es hat so etwas psychopathisches an sich und ist zudem auch noch gefährlich.
Die könnte schießen oder dir eine Falle  stellen und-"

„Will" unterbreche ich ihn genervt und schließe die Tür zu meinem Lamborghini.
„Ich habe gerade erst angefangen dir halbwegs zu verzeihen. Ruiniere dein Glück also besser nicht."

Zielsicher gehe ich an ihm vorbei zum Aufzug, welcher von der ohnehin unterirdischen Garage noch einmal ein paar Stockwerke weiter nach unten und in unser Hauptquartier führt.
Die Luke, durch die ich soeben durchgefahren bin , schließt sich währenddessen langsam mit einer, auf der einen Seite mit Gras bepflanzten, Oberflächen, sodass es von oben so aussieht, als wäre hier nichts außergewöhnliches.
Sie liegt genau neben dem alten Lagerhaus, durch welches wir das Hauptquartier normalerweise betreten,.

„Du hast recht." stimmt er mir schließlich wiederwillig zu und folgt mir ebenfalls in den Fahrstuhl, bevor ich den Knopf  "-10" drücke.

Von Anfang an war Will nie besonders begeistert, dass ich länger und alleine darauf wartete, dass der Feind kam, nur um seine Reaktion zu sehen und ihn mit Grinsen und Winken noch dazu zu provozieren.
Laut Will grenzt dies an eine Art Himmelfahrtskommando, doch er hat früh gemerkt, dass ich mich nicht dafür interessiere, was seine Meinung dazu ist.
Immerhin mache ich was ich will.

Im Aufzug breitet sich eine unangenehme Stille aus, bis Will es anscheinend nicht mehr länger aushält.

„Das Team ist bereits runter in die Bar gegangen und feiert den Sieg. Bist du dabei."

Erleichtert über den Themenwechsel nicke ich.
„Hört sich gut an. Ein bisschen Alkohol kann mir nicht schaden, bevor ich zu Dad gehe.... Er hat mir vorhin geschrieben, dass er mit mir zusammen zu Abend essen will."
Mein Tonfall lässt keine Zweifel daran, wie ich zu dieser Verabredung stehe und wie sehr ich mich darauf freue.

„Ich bereite schon einmal einen Sarg vor." neckt mich Will grinsend und bringt mich damit ebenfalls zum lächeln.
„Wer hat gesagt, dass ich das nicht überleben werde?"

„Und wer hat gesagt, dass der Sarg für dich ist?"

Damit ist das Eis zwischen uns gebrochen und wir müssen so lachen, dass wir fast garnicht mit bekommen hätten, dass wir bereits an unserem Stockwerk angekommen sind.

Born to kill youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt