POV. Amara
Was Luciano ausgelassen hat, als er sagte, dass Will im Wohnzimmer sitzt und Netflix guckt, waren die High-Tec Fußfessel und die beiden breit gebauten Männer, die jeweils links und rechts von ihm auf der Couch sitzen.
Es ist eine lange Couch, doch sie sitzen so nah neben ihm, dass sich ihre Schultern berühren und Will sich womöglich nicht mal zum Atmen genug bewegen kann.
„Amara..." etwas Hoffnungsvolles tritt in Will's Augen, als er mich entdeckt, doch es verschwindet genauso schnell wieder, als sein Blick an mir vorbei wandert und an etwas, oder besser gesagt jemanden, hängen bleibt.„Das ist jetzt wohl ein Scherz...." fassungslos starre ich abwechselnd auf die sich mir bietende Szene und auf Luciano, welcher gerade die letzte Treppenstufe hinuntersteigt und neben mir stehen bleibt.
„Du solltest inzwischen wissen, dass ich nichts von Scherzen halte und nun komm. Es gibt Essen."
Der hat Nerven...
„Du hast gesagt du lässt ihn frei..." knurre ich, während ich Will mit einem Blick zu verstehen gebe, dass ich das regeln werde und Luciano wütend folge, da er das Thema als beendet zu halten scheint.
„Siehst du ihn etwa in einer Zelle? Er ist frei und du kannst mit ihm reden, wann du willst."
„Du hast ihn nicht freigelassen. Er ist doch immer noch an dieses bescheuerte Gebäude gekettet, auch wenn er nicht mehr in einer Zelle sitzt."
Wir erreichen das Esszimmer und während ich wutentbrannt und mit verschränkten Armen im Türrahmen stehen bleibe, setzt sich Luciano ungerührt an seinen Platz. Seine Miene ist ausdruckslos, als würden wir gerade über das beschissene Wetter reden.
„Du wirst ihn sofort gehen lassen und von deinen Männern und dieser dämlichen Fußfessel befreien!"
„Amara setz dich und iss. Du bist viel erträglicher, wenn du deinen Mund nicht fürs Reden verwendest."
Habe ich schonmal erwähnt, dass ich ihn hasse?
Am liebsten würde ich mich weigern, doch als plötzlich die Kellner mit den Speisen reinkommen und mein Magen mich daran erinnert, dass ich ziemlich lange nichts mehr gegessen habe, setze ich mich auf meinen Platz, wobei ich Luciano noch einen wütenden Blick zuwerfe.
„Ich muss gleich nochmal weg. Caruso und Acacio sind jetzt doch bereit mit mir zu verhandeln. Benimm dich also und lass das Haus stehen."
Fährt er beiläufig fort und beobachtet den Kellner dabei, wie er ihm Wein einschenkt und den Teller mit Essen belädt.Es verwundert mich um ehrlich zu sein nicht im geringsten, dass die beiden nun doch kooperieren wollen. Vermutlich haben sie eins und eins zusammengezählt und sind zu dem Entschluss gekommen, dass wohl auch ihr restliches Hab und Gut das Zeitliche segnen wird, wenn sie sich weigern Lucianos Bedingungen zuzustimmen.
„Zu schade. Dabei ist der Gedanke so verlockend, dein schönes Anwesen in einen Haufen aus Asche zu verwandeln."
Auf meine Worte hin wirft er mir einen warnenden Blick über den Tisch hinweg zu, obwohl wir beide wissen, dass daraus wohl nichts werden wird.
Jedoch denken wir dabei an unterschiedliche Gründe. Während Luciano vermutlich denkt, dass ich erstens nicht die Mittel dazu habe und zweitens zu streng bewacht werde, um überhaupt einen Finger zu rühren, ohne dass er es erfährt, habe ich ganz andere Pläne.
Eine brennende Festung gehört ausnahmsweise nicht dazu.—————
Es hat noch genau 33 Minuten und 56 Sekunden gedauert, bis Luciano das Anwesen verlassen hat und somit 39 Minuten, bis ich mit dem ersten Schritt meines Plans begonnen habe, auch wenn er sich nicht ganz so entwickelt, wie ich vermutet hatte.

DU LIEST GERADE
Born to kill you
RomanceAmara, die Tochter von einem Mafiaboss und spätere Erbin der drittgrößten Mafia, ist berüchtigt, gefürchtet und respektiert. Das wäre sie jedenfalls, wenn die Welt wüsste, wer sie ist... Seit ihrer Geburt und vor allem nach dem Tod ihrer Mutter wir...