Provokation

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POV. Amara

„Und was jetzt?" gereizt mustert Will mich, während ich einer weiteren Menschengruppe hinterherschaue, die uns nicht sagen konnten, wo das Hauptquartier der russischen Mafia liegt.
Wahrscheinlich ist die Frage auch etwas anders als die, die man normalerweise in einem fremden Land stellt, doch ich hätte erwartet, dass irgendjemand wenigstens etwas wissen würde...
Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Mafia wert darauf legt, unbemerkt zu bleiben, doch eine Mafia von dieser Größe und dieser Macht sollte keinen Grund haben sich zu fürchten. Wie auch die Valentino's, wird auch die Mafia von Ivan Petrow gefürchtet und respektiert.

„Plan B. Die Leute wissen ganz offensichtlich nichts, was uns weiterhelfen könnte oder sie wollen es einfach nicht sagen."

„Plan B ist hoffentlich besser als das alles hier." missmutig macht Will eine wage Bewegung, mit der er unsere Umgebung meint. Ich gebe zu, das ich nicht erwartet hatte, viel aus Umfragen herauszubekommen aber das Ergebnis war sparsamer ausgefallen, als gedacht.

„Mein Dad beschwerte sich schon des Öfteren über Ivan, dass dieser seine Einladungen nicht annimmt und lieber in seinem Stripclub herumlungert."

„Das soll wohl ein schlechter Scherz sein..."

„Was ist nur aus dem furchtlosen Will geworden, der meine rechte Hand war und mir angeboten hat mich zu heiraten."
Den letzten Teil meine ich als Scherz, doch sein Blick verfinstert sich augenblicklich.

„Der muss wohl noch irgendwo in der Zelle deines Verlobten verrotten."

Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll und bin somit nach langer Zeit zum ersten Mal wieder sprachlos. Anders als sonst, ist die Stille nun unangenehm und drückend, weshalb ich mich auf einen Themenwechsel festlege.
„Ich würde sagen, dass wir heute Abend zu diesem Stripclub gehen und uns bis dahin unauffällig verhalten. Nur weil wir nicht mehr in Lucianos Einflussgebiet sind, heißt es nicht, dass es hier sicher für uns ist."

„Das habe ich auch nie angenommen." erwidert Will nur trocken, während er sich wieder in den Wagen setzt. Es ist ein schwarzer Audi, den ich mir bei einer alten Bekannten geliehen habe, während ich mein eigenes Auto und Blaze bei ihr gelassen habe.
So schwer es mir auch gefallen ist, wollte ich meinen treuen Begleitet und mein teures Gefährt nicht mitten in die Gefahr hineinziehen und sie in Sicherheit wissen.

————

„Ich bin mir nicht so sicher, ob es wirklich keinen anderen Weg gibt."
Zögerlich steigt Will aus dem Wagen, während ich bereits den Autoschlüssel an einen schwarzgekleideten Mann übergebe.

Der Club ist groß, einschüchternd und stark beleuchtet.
Überall sind Wachen platziert und es wäre eine Untertreibung zu behaupten, dass sich das Gebäude bloß von den anderen in dieser Straße abhebt.

„Manchmal muss man eben etwas riskieren, um Erfolg zu haben." Ohne meinen Blick von dem Gebäude zu nehmen, streiche ich noch einmal mein kurzes Kleid glatt und stolziere in meinen hohen Absatzschuhen auf den Eingang zu und an der wartenden Menschenreihe vorbei.
Um Aufmerksamkeit zu erregen, habe ich mich entsprechend gekleidet und ich werde Ivan höchstpersönlich mit den Absätzen meiner Highheels erstechen, wenn es verdammt noch mal nicht funktioniert.

Mein Kleid ist mit funkelnden Diamanten besetzt und geht mir knapp über den Arsch, während mein Haar zu einem strengen Ponytail nach hinten frisiert ist.
Mein Make-up ist dunkel und verführerisch gehalten, während Accessoires und Schuhe passend zum Kleid silbern funkeln.

Will hingegen trägt einen schwarzen Anzug und stützt sich aufgrund seines verletzten Beines auf einen Gehstock.
Er macht kein Geheimnis daraus, dass er weder meinen Plan, den Club oder generell einfach Russland nicht gutheißt, doch ihm scheint nicht bewusst zu sein, dass dies womöglich unsere einzige Chance ist, von Luciano loszukommen.
Ich würde jede Wette eingehen, dass Luciano mich selbst aufspüren würde, wenn ich mich in einer Rakete ins Weltall schießen würde.

Born to kill youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt