»Ich bin gespannt, was die Medien sich für Schlagzeilen ausdenken.

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»Wie war denn für dich deine erste Weihnachtsfeier?«, ich sah mich noch einmal im Spiegel an, als ich eher nebenbei Lisa diese Frage stellte. Sie saß auf der Kante ihres Bettes und steckte sich ihre beiden Ohrstecker an.

»Aufregend irgendwie. Das war auch alles neu für mich und eigentlich bin ich eben nicht der Typ dafür, der gerne fotografiert wird. Und bei der Weihnachtsfeier kommt man da leider auch nicht vor der Presse drum rum.«
»Du meinst, ich werde morgen auf jeden Fall in irgendeiner Zeitung abgebildet sein?«, ich runzelte meine Stirn und ließ mich seufzend neben Lisa fallen.
»Du kannst direkt reingehen, aber auch wenn der Weg vom Wagen bis zum Eingang kurz ist, wird dich irgendwer erwischen und fotografieren. Sie warten doch nur darauf.«, Lisa stellte sich vor mich und legte mir meine Locken über die rechte Schulter. »Aber du bist wunderschön, dich sollte sowieso die ganze Welt sehen.«
Ich hasste Komplimente und wusste nicht mit ihnen umzugehen, weswegen ich ihre Aussage komplett ignorierte. Sie würde es mir verzeihen, das wusste ich. »Ich weiß nicht, ob ich das will. Ich hab mit Basti noch gar nicht drüber gesprochen, wie das heute Abend ablaufen soll.«
»Vielleicht solltest du das langsam mal machen, wir haben noch eine halbe Stunde.«, Lisa nickte mir zu. Ich wusste, dass sie recht hatte. Ich hätte natürlich auch einfach den Abend auf mich zukommen lassen können, doch dass das im Desaster enden würde, war vorauszusehen. Spätestens auf dem Weg in den Club, wenn jegliche Kameralinsen auf mich gerichtet worden wären, wäre ich so verunsichert gewesen, dass ich den Abend nicht mehr hätte genießen können.
»Ich geh mal schauen, ob ich ihn von Thomas losreißen kann.«, ich wusste, dass es ein Akt werden würde, die beiden zu trennen. Nicht, weil sie sich wenig sahen, sondern vielmehr weil Thomas seine Neugierde gestillt haben musste und sofort wissen wollen würde, was wir zu besprechen haben. Bei dem Gedanken daran fing ich an zu grinsen. »Vielleicht kannst du mir behilflich sein?«
»Sag ihm, dass ich seine Hilfe brauche.«, Lisa verstand sofort, was ich meinte und stimmte mir mit einem Grinsen zu. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, schnappte ich mir meine Clutch und ging aus dem Schlafzimmer. Schon auf dem Flur konnte man laute Musik hören, die sich mit den Stimmen der beiden Männer vermischten.
»Hey.«, rief ich schon fast gegen die Musik an. Mein erster Weg war der zur Anlage, um eine Lautstärke zu wählen, die für unsere Ohren und Stimmen schonender war. »Lisa braucht dich mal eben drüben im Schlafzimmer.«
Sofort stellte Thomas sein Weinglas vor sich auf dem Wohnzimmertisch ab und machte sich ohne jegliche Diskussion auf den Weg. Ob es daran lag, dass Lisa seine Hilfe brauchte oder an der Tatsache, dass sie sich im Schlafzimmer befand, wusste ich nicht. Aber vielleicht wollte ich das auch nicht wissen, schließlich war die Hauptsache, dass ich Basti für ein paar Minuten ungestört sprechen konnte.
»Du siehst wunderschön aus, weißt du das eigentlich?«, ich ließ mich auf der Sofalehne neben ihm nieder und sah noch einmal vor Verlegenheit kurz an mir herunter. Meinen schwarzen Jumpsuit hatte ich an den Beinen leicht hoch gekrempelt und mit eleganten Schnürschuhen kombiniert. Gegen die Kälte musste eine leichte Lederjacke herhalten. Ich sah nicht besonders schick, elegant oder ausgefallen aus - ich sah einfach normal aus. Und trotzdem sagte Basti, dass ich wunderschön sei und wahrscheinlich musste ich das einfach hinnehmen. Und das tat ich gerne, weil es mein Herz zum Schlagen und meine Lippen zum Lächeln brachte.
»Danke.«, lächelnd sah ich ihn an, ehe ich ihm einen leichten Kuss auf die Lippen hauchte, bedacht darauf meinen leichten roten Lippenstift nicht zu ruinieren.
»Was hast du für ein Attentat auf mich vor?«, durchschaute er mich sofort und legte seinen Arm auf der Armlehne ab, um leicht meinen Po zu berühren. Mit der anderen Hand reichte er mir ein frisch gefülltes Weinglas. »Prost.«
»Prost.«, ich nippte grinsend an meinem Glas und hinterließ einen roten Rand. Es war als meins gekennzeichnet. Wahrscheinlich genauso wie ich Basti gekennzeichnet hätte, wenn ich meine Lippen fester auf die seine gedrückt hätte. »Ich wollte einfach nochmal über heute Abend reden.«
»Wir sind doch aber schon alles durchgegangen. Wo wir sitzen, wie das Programm ausschaut und dass du einfach du selbst sein sollst.«, beruhigend fing Basti an über meinen unteren Rücken zu streicheln.
»Ja, aber wir haben zum Beispiel nicht darüber gesprochen, dass die Presse vor der Location stehen wird.«, ich runzelte meine Stirn und sah ihn fragend an. Sein Gesicht hatte fast einen überraschten Ausdruck an sich.
»Stimmt.«, seine Hand blieb still auf meinem Rücken liegen, anscheinend schien er zu überlegen. »Ich hab darüber gar nicht nachgedacht. Wir hatten so schöne Wochen wie ein stinknormales Paar zusammen, da.. da hab ich gar nicht an sowas gedacht.«
»Ja, und die Wochen waren auch angenehm, vor allem weil wir nicht fotografiert wurden. Aber heute hat sich die Presse sogar angekündigt, jeder weiß, dass sie da ist, und vielleicht.. vielleicht sollten wir uns ein wenig mit der Tatsache auseinandersetzen?«, ich fing an unruhig mein Weinglas am Stiel hin und her zu drehen. Ja, ich wurde nervös. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mulmiger wurde es mir im Magen. Ich wusste Basti an meiner Seite und ich wusste auch, dass Lisa und Thomas da waren, aber trotzdem war es ein komisches Gefühl. Wenn unsere Beziehung heute Abend durch unseren gemeinsamen Auftritt öffentlich gemacht würde, könnte mein Leben morgen schon ganz anders aussehen. Ich wusste nicht, was auf mich zukommen würde und das machte mich nervös.
»Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich dich am liebsten der ganzen Welt zeigen würde. Und das ist auch immer noch so, Babe.«, leicht strich Basti mir mit seinem Zeigefinger über die Wange. »Und ich würde mir wünschen, dass wir uns.. also dass wir ganz normal aus dem Auto steigen, einmal in die Kamera lächeln und dann gemeinsam in unseren Abend starten.«
Seine Worte erwärmten mein Herz, lösten für einen Moment aber trotzdem leichte Panik aus.
»Du musst das nicht, du kannst auch später nachkommen, wenn alles frei von der Presse ist. Du sollst das nur machen, wenn du dich danach fühlst und wenn du soweit bist. Du sollst das auf keinen Fall machen, um mir einen Gefallen zu tun, hörst du?«, seine Hand legte sich an meine Wange und für einen Moment schmiegte ich mich mit geschlossenen Augen an seine warme Handinnenfläche. Ich liebte ihn, das wusste ich. Das wusste ich schon Ewigkeiten. Und wir waren ein Paar, das hatten wir mittlerweile bewiesen, das hatten wir uns bewiesen, aber wir mussten es niemandem da draußen beweisen. Doch trotzdem wollte ich mich zeigen. Ich wollte stolz in die Kamera lächeln und zeigen, dass er mich glücklich machte. Dass Basti eben Basti war und kein Fußballspieler, der in Brasilien mit irgendeinem Mädel am Strand eingeschlafen ist. Dass unsere Geschichte, ich sei seine Cousine, in der Öffentlichkeit mit einem Augenzwinkern angenommen wurde - gerade nach der Trennung von Sarah - wussten wir. Ich wollte zeigen, dass Basti einfach ein Mensch mit Gefühlen war, der sich auch entlieben und wieder neu verlieben konnte.
»Lass es uns machen.«, stimmte ich ihm mit gefestigter Stimme zu. Ich wollte das. Das Fest der Liebe war in vier Tagen und der Zeitpunkt war der richtige. Es sollte keine Geheimnisse mehr geben - ich wollte mich endlich frei fühlen.
»Ich liebe dich.«, war seine einzige Reaktion, als er realisierte, was ich ihm gesagt hatte.
»Ich habe zwar keine Ahnung, wie man sich am besten hinstellt, um am dünnsten und besten auszusehen, aber.. «
» ..aber das ist vollkommen egal. Sei einfach du selbst, abgemacht?«
»Abgemacht!«, glücklich lächelte ich mein Gegenstück an und drückte ihm einen Kuss auf.

Nichts tut für immer wehWo Geschichten leben. Entdecke jetzt