»Meinst du, dass es so eine gute Idee ist, dass ich mit bin?«, Oli stupste mir leicht in die Seite und steckte sich seinen Strohhalm vorsichtig zwischen die Lippen um einen Schluck von seinem Cocktail zu nehmen.
»Ja, absolut. Die beiden wollten nun mal wissen, mit wem ich Sex habe.«, ich log und grinste Oli trotzdem breit dabei an. Absurd, was ich schon wieder tat und zu was ich mich selbst trieb.
Als Oli vorgestern nach unserem Gespräch einfach so gegangen war, hatte ich mich tatsächlich nicht bei ihm gemeldet und mir stattdessen jegliche Gedankengänge vorgenommen um sie haarklein auseinander zu nehmen. Ich hatte gewartet, bis er sich meldete und das war nun mal heute morgen. Er stand mit einer Brötchentüte vor meiner Tür und lächelte mich breit an. Froh darüber, dass er dem Ganzen noch eine Chance gab und mir wieder zum Ablenken zur Verfügung stand, hatte ich ihn in die Wohnung gezogen und das Frühstück auf nach den Sex verschoben. Ich brauchte diesen Adrenalinstoß und wollte nicht unbedingt wieder mit Gedanken an Basti in den Tag starten. Dass ich ihn nach dem Frühstück nicht hatte gehen lassen, sondern dazu einlud am Abend mit Lisa, Thomas und mir feiern zu gehen, hatte nicht nur ihn, sondern auch mich beinahe erschreckt. Ich stellte meinen Freundin Oli offiziell vor und eigentlich tat man so etwas, wenn es einem ernst war und nicht, weil man mit jemandem Sex und Spaß und die nötige Ablenkung hatte. Thomas und Lisa hatten nicht nach einem Treffen gefragt und ich war mir sicher, dass Oli bei Thomas nie und nimmer gut ankommen würde, doch ich wollte es in diesem Moment so. Vielleicht ging mein Adrenalin mit mir durch als ich Lisa kurz nach dem Sex mit Oli eine Nachricht geschrieben hatte, denn jetzt im Nachhinein spürte ich am eigenen Leib, dass ein Abend ohne oder eben mit ihm alleine auf jeden Fall einen besseren Anfang gefunden hätte.
»Thomas tötet mich gleich mit seinem Blick!«, stieß er zweifeln aus und schickte besagtem ein breites Lächeln rüber, als er uns für einen Moment beobachtete. Der Club, in dem wir uns befanden, war nicht unweit vom Marienplatz, ziemlich klein und unauffällig und trotzdem einer der Clubs, in die man mich bekam ohne dass ich mich absolut unwohl zwischen den Münchner Girls fühlte.
»Ich habe letztens in einer Zeitschrift gelesen, dass es Menschen mit einem Resting Bitch Face gibt.«, fing ich an und wandte mich von Lisa und Thomas ab und sah Oli an. Er sah wieder so gut aus in seiner engen Hose, dem Longshirt mit dem Blazer drüber und den Nikes an den Füßen. Er wusste, wie er sich anzuziehen hatte und das bewunderte und mochte ich an ihm.
»Was redest du da?«, seine Stirn zog sich in Falten und er lehnte sich seitlich gegen die Theke und stellte seinen Cocktail ab.
»So wird das Gesicht von Menschen bezeichnet, die nicht immer die Kontrolle über ihre Gesichtszüge habe. Sie gucken zum Beispiel böse, obwohl sie es nicht sind. Und alle denken gleich, dass diejenigen unnahbar sind und dass man sie bloß nicht ansprechen sollte.«, erklärte ich ihm und spürte, dass er mich für völlig bekloppt hielt. »Jedenfalls glaube ich, dass Thomas auch ein Resting Bitch Face hat.«
»Lass ihn das bloß nicht hören.«, murmelte Oli nur. Ich konnte ihm ansehen, dass er sich unwohl fühlte und Angst hatte, dass Thomas irgendetwas von unserem Gespräch belauschen und in den falschen Hals bekommen könnte. Irgendwie war es süß.
»Ach, Thomas kann sowas ab.«, ich zwinkerte Oli zu. »Wollen wir vielleicht tanzen gehen?«
»Du hasst tanzen, Liv.«, Oli lachte nun auf als würde er mich wirklich für vollkommen bescheuert halten und stellte sich nun direkt vor mich um meinen Blick einzufangen.
»Ich weiß, aber ich glaube ich habe mittlerweile genug Wein und genug Cocktail intus um doch ein bisschen die Hüften schwingen lassen zu können.«, mein Gesichtszug entglitt mir und ich machte eine wahrscheinlich scheußliche Grimasse.
»Resting Bitch Face?!«, Oli klopfte mir leicht gegen meine Wange, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass ich wieder normal dreinschaute, ließ aber schnell wieder von mir ab.
»Nein, Resting Bitch ist nur, wenn man böse schaut.«, lehrte ich ihn erneut und schüttelte den Kopf. Dass schlaue Menschen solch simple Erklärungen oftmals nicht verstanden und verinnerlichen konnten, ärgerte mich manchmal. »Also, was meinst du?«
»Liv, liv!«, Oli lachte und schüttelte nebenbei seinen Kopf. »Wenn ich jetzt mit dir tanzen gehe und du deine Hüften vor mir hin und her wackeln wirst, kann ich nicht beschwören, dass ich meine Finger bei mir behalte. Und ich glaube nicht, dass du willst, dass ich dich vor deinen Freunden auf der Tanzfläche befummle, oder?«
»Oliver!«, stieß ich gespielt empört aus und sah kurz zu Lisa und Thomas, die kurz davor waren, sich einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. »Was ist denn verwerflich daran, wenn mich ein gut aussehender Mann berührt?«
»Flirtest du etwa grade mit mir?«, er legte den Kopf leicht schief und grinste breit.
»Nein, tu ich nicht.«, stellte ich klar und wurde für einen Moment durch seinen Spruch aus meiner unbefangenen Stimmung gerissen. Wahrscheinlich hatte ich ihn gerade für einen kurzen Moment geschockt angesehen, weswegen ich schnell weitersprach, um ihm keine Möglichkeit des Angriffs zu geben. »Also: was meinst du nun?«
»Ich denke, ich sehe das genauso wie du, aber-«, er stoppte und musterte mich für einen Moment als wolle er irgendetwas aus meinen Augen lesen. »aber das da sind Freunde von Bastian.«
Ich schluckte schwer und nahm automatisch noch einen großen Schluck von meinem Cocktail. Dieses Thema hatte es zwischen Oli und mir nicht mehr gegeben und ich genau jetzt wusste ich auch, warum ich froh darüber war. Irgendwie riss es mir für einen Moment den Boden unter den Füßen weg, doch als ich dem Alkohol wieder die Chance gab, sich in meinem Verstand auszubreiten, fühlte ich mich schnell wieder beflügelt.
»Na und? Bastian ist selbst Schuld. Also tanz mit mir.«, ich grinste und überging die Tatsache, dass ich Basti nicht seinen Spitznamen gegeben hatte. Wahrscheinlich wollte ich dadurch einfach eine Distanz schaffen, die bewahrt werden sollte. Sobald ich nüchtern werden würde, würde ich merken, dass es absolut dämlich war, was ich hier tat. Und dass es alles nur noch schlimmer machen würde.
»Liv!«, Oli lachte, versuchte dabei aber ermahnend zu klingen. Er hatte keine Chance und das wusste er, weil er eben auch nur ein Mann war. »Du bist unglaublich, weißt du das?«
»Unglaublich toll – das weiß ich, ja.«, ich grinste breit, als ich vom Hocker sprang, mich versicherte, dass Thomas und Lisa beschäftigt waren und Olis Hand in meine nahm. Irgendwie war es seltsam das vor Thomas und Lisa zu machen. Wahrscheinlich fiel es ihnen gar nicht auf, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, Thomas Blick heftete auf mir, sobald ich Oli auch nur berührte. Es kam mir vor, als hätte Thomas Fühler dafür und irgendwie brachte mich das erneut in einen mulmigen Zustand.
»Spinnerin.«, lachte Oli von hinten in mein Ohr, legte einen Arm um meine Taille und ließ seine Hand auf meinem Bauch ruhen, um so mit mir auf die Tanzfläche zu stolpern. Vielleicht würde das Tanzen helfen und meine Gedanken würden bei jedem Hin- und Herbewegen meines Kopfes in die richtige Reihenfolge gelenkt werden und in Ordnung kommen. Vielleicht würde ich in den frühen Morgenstunden zwar betrunken, aber mit einem geordneten Kopf nach Hause gehen und vielleicht würde ich morgen mit einem Kater aufwachen, gegen den ich nichts zu machen wusste, aber dennoch wissen, wie es in Zukunft in meinem Leben weitergehen sollte.
»Ich kann nicht mehr!«, quiekte ich auf, als Oli mich an seiner Hand von der Tanzfläche führte und mich ein letztes Mal gekonnt um meine eigene Achse drehte. Mir war heiß, ich hatte das Gefühl mein Make-up würde überall nur nicht an der richtigen Stelle kleben und meine Füße taten trotz flacher Schuhe unendlich weh. »Ich brauche unbedingt etwas zum Trinken!«
»Da bin ich dabei!«, bestätigte mein Tanzpartner mich und hielt mit mir nach Thomas und Lisa Ausschau. Der Club hatte sich mittlerweile gefüllt und erst jetzt wurde mir klar, dass wir ewig getanzt haben mussten. Aber es tat gut. Eine gute Mischung aus verrücktem Herumgehüpfe, gekonntem Tanzen und sehnsuchtsvollem Küssen.
»Da hinten sind die beiden!«, rief ich gegen die Musik, die mittlerweile viel lauter war als am Anfang an und schlängelte mich durch Menschen hindurch.
»Hi Liv.«, ich stoppte und zuckte zusammen als eine Stimme durch all das Gemurmel in mein Ohr drang. Basti stand gegenüber von Lisa und Thomas lässig an der Theke gelehnt und lächelte mich leicht an. Sofort rutschte Olis Hand aus meiner und mein Blick schweifte zwischen ihm und Basti hin und her. Was für ein absurder Zufall war es, dass ich Basti ausgerechnet heute und unter gegebenen Umständen traf? Warum musste immer ich dieses Glück haben? Oder sollte ich sagen Pech?
»Ich geh auf die Toilette.«, flüsterte Oli und quetschte sich in entgegengesetzter Richtung durch die Massen.
»Was machst du denn hier? Und.. und wie lange bist du schon da?«, fragte ich fast schon ertappt und entschuldigend.
»Solange, dass ich dir beim Tanzen zusehen konnte.«, brachte er nur dumpf von sich und nahm einen viel zu großen Schluck von seinem Drink. Basti war kein Freund von Alkohol und irgendwie machte es mir Angst, dass er sich in diesem Moment das Zeug fast schon gierig rein goss.
»Bist du alleine hier?«, überging ich seine Aussage. Ich wusste, dass er mich indirekt darauf hinweisen wollte, dass er sehr wohl gesehen hatte, wie Olis Lippen über die meine und seine Hände über meine Haut gewandert waren. Man brauchte Basti nicht kennen, um zu merken, dass er eifersüchtig war. Ich verstand nicht warum, weil er derjenige gewesen war, der mit einer anderen Frau die WM gefeiert hatte.
»Ja, bin ich.«, sagte er ruhig und betrachtete mich von oben bis unten. Plötzlich fühlte ich mich nackt in meinem schwarzen Kleid, das mir lediglich bis zur Mitte meiner Oberschenkel reichte. Der Ausschnitt war nicht groß, aber trotzdem großzügig und die Tatsache, dass Basti mich so noch nicht gesehen hatte, machte mich noch nervöser als ohnehin. Wir trafen uns in Deutschland wieder, in unser beider neuen Leben und plötzlich wurde mir klar, dass ich mir ein Leben aufgebaut hatte und dass ich so geworden war, wie Basti mich niemals kennen gelernt hätte. Wäre das alles gut gegangen, das mit uns, dann.. dann wäre ich heute nicht so. Dann wäre ich nicht mit einer Affäre hier. Sondern mit ihm. Und er wäre nicht alleine hier. Sondern mit mir.
»Ich.. ich dachte nicht, dass du alleine weg gehst.«, gab ich meinen Gedanken Luft und setzte mich neben ihn auf einen freien Barhocker. Mit einer Handbewegung machte ich dem Kellner hinter der Bar nebenbei deutlich, dass ich den gleichen Drink wie Basti haben wollte. Fast fühlte ich mich schon so, als wäre ich mit ihm hier.
»Ich dachte auch nicht, dass du es so locker nimmst mit den Männern.«, sagte er deutlich. Fast schon so deutlich, dass ich für einen Moment die Luft anhielt und versuchte, meinen Herzschlag, der sich binnen weniger Sekunden in der Schnelligkeit verdoppelt hatte, wieder zu regulieren. Basti war direkt, was mich wunderte. Doch als der Kellner mir den Drink vor die Nase stellte, wusste ich, dass er das alles sagte, weil er längst zu viel getrunken hatte. Doch trotzdem traf es mich, dass Basti mich so darstellte. Ich kam mir vor wie jemand, der mit Männern spielte, der sie ausnutzte, der nicht auf Gefühle achtete und der jede Woche wen Neues an seiner Seite hatte. Das Problem daran war: Vielleicht stimmte all das ja – nur dass ich immer den gleichen Mann hatte.
»Ich sollte gehen.«, ich nahm mein Glas und rutschte vom Hocker runter, während Bastis Blick noch immer auf mir heftete. Ich wollte nicht mit ihm streiten oder mit ihm diskutieren, das war absolut nicht meine Absicht, weswegen eine Flucht wahrscheinlich nur die vernünftigste Variante von allem war. Aber er ließ mich nicht.
»Liv, warte.. «, Basti hielt mich an meinem nackten Handgelenk fest und brachte mich zum Stehen. Die Haut unter seinen Finger brannte und löste für einen Moment diesen wohligen Schmerz aus. Urplötzlich lag ich in Brasilien in dem großen Bett in meinem Zimmer, in Bastis Arm, mit seinen Berührungen auf meiner nackten Haut und seinen sanften Lippen auf den meinen. Ich spürte ihn wieder so intensiv und innig, dass es mir sofort eine Gänsehaut über den Körper jagte. Mir war bewusst gewesen, dass er solche Gefühle noch immer in mir auslösen konnte, doch dass sie so intensiv waren, erschreckte mich fast. »Lass uns in den Außenbreich gehen, da können wir besser reden.«
»Nein Basti.«, ich schüttelte meinen Kopf und sah zu Thomas und Lisa, die anscheinend Freunden begegnet waren und ließ meinen Blick in Richtung Toilette schweifen. »Ich bin nicht alleine hier, Basti.«
»Er ist gegangen.«
»Was?«, ich lehnte mich leicht vor, weil ich das Gefühl hatte, ihn wegen der lauten Musik nicht richtig verstanden zu haben.
»Er ist Richtung Ausgang gegangen. Ich glaube nicht, dass er wiederkommen wird.«, er verwirrte mich mit seinen Aussagen und damit, dass er mehr über Oli zu wissen schien als ich.
»Aber.. «, ich wusste nicht, was ich sagen sollte, weil ich mich plötzlich noch nackter fühlte als ohnehin schon. Ich fühlte mich bloß gestellt und hatte das Bedürfnis, besonders gut vor Basti dazustehen. Dass Oli also gegangen war, schien wahrscheinlich keinen so überzeugenden Eindruck hinsichtlich unserer »Beziehung« auf Basti zu machen. »Ach Gott, es ist auch schon reichlich spät. Er hat einem Freund versprochen ihn abzuholen, deswegen ist er wahrscheinlich weg.«, ich musste fast selbst über mich lachen als ich meinem Gegenüber diese Ausrede auftischte. Doch er lächelte nur leicht und nickte wissend. Wahrscheinlich hatte er mich eh längst durchschaut.
»Gehen wir nun raus?«, hakte er noch einmal nach und ließ mich los. Erst jetzt bemerkte ich, dass seine Hand noch immer um mein Gelenk gelegen hatte. Die freie Stelle fühlte sich so kalt ohne seine Berührung an und heimlich wünschte ich mir, dass er, nachdem ich ihm ein Nicken schenkte, nach meiner Hand griff, um mich durch die Menge nach draußen zu ziehen. Doch das tat er nicht – wahrscheinlich hatte er den Pegel dann doch noch nicht erreicht – und wir liefen stattdessen steif hintereinander quer durch den Club und an die frische Luft. Eine Art der Nervosität überkam mich, weil hier draußen eine ganz andere Atmosphäre herrschte als dort drinnen. Hier draußen war es intimer, hier waren wir fast alleine, die Musik lief eher leise im Hintergrund und die Sitzgelegenheiten, auf denen wir uns niederließen, erinnerten mich an meine Couch in meinem Wohnzimmer. Es war viel intimer.
Man merkte es uns wahrscheinlich auch an. Keiner sagte ein Wort, wir saßen Ewigkeiten einfach nur schweigend nebeneinander und beobachteten die zwei, drei Leute, die torkelnd und mit einer Zigarette zwischen den Fingern aus dem Club kamen, um sie nach zwei Zügen wieder auszudrücken. Für einen kurzen Moment überkam mich der Drang nach einer Zigarette, doch als ich mich Bastis Anwesenheit wieder spüren ließ, wusste ich, dass es Blödsinn war.
»Weiß er von Brasilien?«, durchbrach Basti nach gefühlten zehn Minuten die Stille und mir fiel mit dem Ertönen seiner Stimme ein unglaublich dicker Felsbrock von meinem Herzen. Zwar war es nicht unbedingt die Frage, die ich mir erwünscht hatte, weil sie viel zu tiefgründig war und ihn einfach nichts anging, doch trotzdem war ich froh, dass die Stimmung zwischen uns irgendwie aufgebrochen wurde.
»Ja, weiß er.«, gab ich knapp zurück und baute damit die von mir gewünschte Distanz zu Basti auf.
»Und er hat damit kein Problem?«
»Basti, das zwischen ihm und mir ist nichts Festes.«, sagte ich sanft. Warum ich das überhaupt erwähnte, wusste ich selbst nicht und hätte mir im nächsten Moment schon selbst dafür gegen die Stirn hauen können. Wieso wollte ich ihm die Angst nehmen, dass es einen Mann an meiner Seite gab, der Konkurrenz für ihn hätte sein können? »Wir haben unseren Spaß und wir mögen uns und das ist okay so.«, redete ich mich aus meiner sanften Masche raus und rein in die Masche, die ich zuvor hoffte nicht darzustellen. Ich redete mich gerade in Rage und beschrieb mich wahrscheinlich selbst als Flittchen. »Also nicht, dass das jetzt falsch rüber-«
»Liv, beruhige dich.«, Basti legte mir für einen Moment seine Hand lachend auf meine Schulter. »Alles okay!«
Dass er das so locker und amüsierend hinnahm, störte mich und ließ mich kurz meine Nase runzeln. Zu locker sollte er von der Sache zwischen Oli und mir nun auch nicht denken. Schließlich war es schon eine ernste.. Affäre.
»Ich weiß, dass du so nicht bist, also ist das.. okay. Du musst dich nicht erklären.«, fügte er hinzu und machte mich wieder einmal sprachlos. Wieso konnte er mich so unglaublich gut durchschauen? Was gab ihm das Recht dazu, überhaupt deutlich zu machen, dass er nach all der Zeit noch immer tiefer in mich schauen konnte, als mir bewusst war und als ich eigentlich auch wollte?
»Ich.. «, fing ich an, brach aber sofort ab, weil mir nichts einfiel, was ich ihm darauf hätte erwidern können.
»Ich weiß, dass ich der Grund dafür bin, dass du dieses Verhältnis mit Oli eingegangen bist. Ich weiß, dass ich Schuld daran habe, dass dein Herz gebrochen wurde und ich weiß auch, dass du mich noch immer dafür hasst. Ich kann aber nichts dafür, dass du dich komplett verschließt und mir absolut keine Chance gibst, mich dir zu erklären.«, Basti seufzte und lehnte sich leicht vor, um seine Arme auf seinen Oberschenkeln abzustützen. Ich saß wie festgewurzelt auf meinem Platz und ließ seine Worte sacken. Ich wusste, dass er recht hatte und dass es einfach pure Tatsache war, was er sagte. Es stimmte – ich hatte ihm noch keine Gelegenheit dazu gegeben, mit mir über all das zu sprechen, was zwischen uns vorgefallen war, aber ich hatte nicht umsonst seine Telefonnummer und ich wollte mich doch bei ihm melden.
»Das hier ist einfach nicht der passende Moment dafür, Basti.«, riss ich mich selbst aus meiner Starre. Ich wusste, dass das heute nicht in etwas Gutem enden würde. Selbst wenn wir uns unterhalten würden, hätte ich Angst davor, dass wir zu weit gehen würden. Wir hatten beide Alkohol getrunken und dass Basti noch immer diese Wirkung auf mich hatte, dass ich am liebsten über ihn herfallen würde, konnte ich nicht verbergen. Ich wollte nicht, dass uns der Alkohol in unseren Venen zu Dingen verleitete, hinter die wir beim Aufwachen am nächsten Morgen im nüchternen Zustand nicht vollkommen stehen konnten. Abgesehen von den Worten, die fallen und unpassend sein könnten.
»Ich sollte auch besser gehen.«, ich lächelte schwach und sah in seine Augen, die mir nur zuschrien, dass ich bleiben sollte. Aber er sagte nichts, weil er wusste, dass es stimmte. Es war besser für uns beide uns wann anders wiederzusehen und den Abend hiermit zu beenden. Es würde uns nicht weiterhelfen uns zu betrinken oder betrunken über das alles zu sprechen. Entschuldigend und als Zeichen dafür, dass das alles nichts damit zu tun hatte, dass ich ihn nicht sehen wollte, legte ich ihm für einen kurzen Moment meine Hand auf seinen nackten Arm ehe ich aufstand und ging.
»Bis bald, Liv.«, hörte ich ihn noch leise sagen. Ich lächelte, obwohl ich hätte weinen können. Ich ging, obwohl ich am liebsten bei ihm geblieben wäre. Ich hatte einen geordneten Kopf, obwohl alles durcheinander schien. Ich war mir sicher und klar, obwohl ich nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Ich hatte noch immer Gefühle für ihn, obwohl es nicht richtig war.
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Nichts tut für immer weh
Fanfiction[Fortsetzung von "Another Love"] »Und mein Herz schlägt weiter auch wenn es fürchterlich brennt, wenn alles hier zerfällt.« - Liv hatte den Knopf für das Verdrängen gefunden. Nicht dran denken, Gefühle überspielen und mit anderen Gefühlen bekämpfen...