»Weil ich merkte, dass nicht nur Basti Fehler gemacht hatte.«

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Boden gestaubsaugt und gewischt, das Bad geputzt, das Bett gemacht, Schuhe unter der Garderobe in den Schuhschrank verfrachtet, unnötige Jacken in den Schrank gehängt, den Couchtisch leer geräumt, die Kissen und Decken auf dem Sofa sortiert, Geschirr gespült, Glas und Müll runter gebracht und die Arbeitsplatte poliert.

Ich ging noch ein letztes Mal durch jeden Raum, kontrollierte, dass ich auch wirklich nichts vergessen hatte und stand dann völlig bereit zum Empfang meines Besuches inmitten meines Flures und runzelte meine Stirn. Vielleicht sah jetzt doch alles zu steril aus? Zu sehr hergerichtet? Vielleicht würde es jetzt viel zu sehr auffallen, dass ich wegen seinem Besuch geputzt und aufgeräumt hatte und er würde sonst irgendetwas von mir denken? Vielleicht sollte ich doch irgendetwas rumfliegen lassen? Ein bisschen Unordnung, aber trotzdem sauber und auf irgendeine Art und Weise aufgeräumt?

Schnell lief ich in Mein Wohnzimmer, nahm meinen Laptop und den Rest der Unisachen aus dem Schrank, in den ich alles mögliche stopfte, das rumlag und keinen richtig festen Platz hatte, und stellte ihn in der Küche auf dem Tisch ab. Aufklappen, hochfahren, ein paar lose Blätter verteilen und den dicken Ordner mit jeglichen Aufzeichnungen aufschlagen. Im Wohnzimmer verteilte ich meine Lieblingsromane auf dem kleinen Tisch neben meinem Lieblingssessel, der an den beiden bodentiefen Fenstern stand, und legte Bücher, die ich für die Uni brauchte auf den Couchtisch. Noch einmal betrachtete ich mein Werk und hatte das Gefühl, dass es auch nicht das richtige war. Noch dazu war ich so unendlich aufgeregt. Es war kurz vor zwölf, Basti würde gleich klingeln – es blieb mir gar keine Zeit, meinen Aufräum-Plan umzuwerfen. Wenn ich jetzt anfangen würde, ein geordnetes Chaos in meine Bude zu bringen, würde sie am Ende wahrscheinlich so zerstört aussehen, dass ich Basti nicht einmal über die Schwelle in meinen Flur lassen würde.

Ich seufzte tief, stapfte rüber in die Küche und setzte mich auf den Platz, an dem mein Laptop stand. Basti würde mir gleich womöglich gegenüber sitzen, wir würden hier in der Küche zusammen kochen, zusammen essen, wir würden Zeit in meinen eigenen vier Wänden verbringen. Ich würde ihn noch ein Stück weiter zurück in mein Leben lassen. Auf eine ganz andere Art und Weise als noch zuvor in Brasilien. Auch da war er mir so nah, doch anders. Jetzt war er bei mir zuhause, in meiner Wohnung, dort, wo ich in den letzten Wochen viel geweint, getobt, gelitten und verdrängt hatte. Dort, wo er weniger zuhause war als der andere junge Mann, an den ich in den letzten Tagen kaum gedacht hatte, weil er keine Aufgabe mehr zu erfüllen hatte. Mir tat es weh, dass Basti nicht so viel Zeit mit mir hier verbracht hatte. Eigentlich hätte er nämlich die ersten Wochen mit mir hier verbringen sollen und niemand anders. Aber so war es nicht, wie so vieles, aber damit musste ich klarkommen. Ich musste akzeptieren, dass Basti und ich eben nun mal eine Zeit hatten, in der wir einander fremd waren, und mit einer Pause wieder eine Zeit begann, in der wir uns wieder näher kamen.

Das Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Für einen kurzen Moment hatte ich fast vergessen, wie aufgeregt ich war. Doch als ich realisierte, dass das nur Basti sein konnte, bekam ich augenblicklich wieder dieses Herzrasen, diese schweißigen Hände und dieses unruhige und trotzdem schöne Gefühl in meinem Bauch.

Sofort sprang ich auf, lief in den Flur und tätigte den Summer für die Haustür. Ein kurzer Blick in den Spiegel, der mir verriet, dass ich mit meinem Halbzopf, den ich zu einem Dutt gebunden hatte, ansehnlich und längst nicht zu schick hergerichtet aussah. Meine schwarze Jeans hatte ich am Bein ein wenig hochgekrempelt, kurze schwarze Socken trug ich an meinen Füßen und mein Oberkörper wurde von einem lockeren grauen Top und einem weiten Cardigan bedeckt. Ich wollte nicht zu sehr hergerichtet aussehen, schließlich sollte Basti nicht denken, ich ginge von einem Date aus. Wir setzten nur unser mittägliches Ritual fort, weil wir es nicht unterbrechen wollten, und wenn ich unter der Woche zum Trainingsgelände fuhr, trug ich schließlich auch kein Kleid mit Hochsteckfrisur. Außerdem war ich zuhause – ich hätte genauso gut eine Jogginghose und einen Sweater anziehen können. Aber davon konnte ich mich gerade so abhalten.

Nichts tut für immer wehWo Geschichten leben. Entdecke jetzt