Harumi
Ich verlor mich in Leyas smaragdgrünen Augen. Ich hatte erwartet, dass mich ihre Augen an Lloyd erinnern würden. Aber das taten sie nicht. In ihren Augen war so viel Schmerz, so viel Sehnsucht nach Geborgenheit. Ich konnte den Schmerz nicht beschreiben. Er war zu groß, und er saß viel zu fest. Allein ihre Augen, nur ihre Augen stießen einen Hilfeschrei aus. Doch je länger sie mich anschaute, desto mehr Sicherheit konnte ich in ihren Augen festmachen. Es war nicht viel, vielleicht nur ein Sandkorn. Aber es war dieses Sandkorn, welches mir Hoffnung machte. Hoffnung für Leya. Hoffnung, dass das, was bald kommen würde, gut für sie sein würde.
Sie drohte zu fallen, nachdem ich ihr aufgeholfen habe, doch ich hielt sie fest. „Danke", Leya lächelte mich an. Ich versicherte mich das sie stehen konnte, und ich führte sie aus dem Haus raus. „Wo sind wir?", fragte Leya.
„Wir sind ziemlich weit weg von Ninjago City. In irgendeinem Wald", antwortete ich.
„Wie hast du mich gefunden?"
„Ähm, Instinkte", log ich. Es war besser, wenn Leya nicht wusste, warum ich sie gefunden habe.
Auf dem Weg zum Kloster sprachen wir nicht viel. Ich glaube, sie fand es ganz gut, dass ich sie nicht ausfragte. Ich konnte sie verstehen. Ich verstand, dass alles was sie hatte, verloren war. Abgesehen von Lloyd und ihrer Mutter. Garmadon war im kryptonischen Gefängnis. Und das war auch gut so. Denn schließlich war er der Oni-Garmadon, und ich wollte auf keinen Fall, dass er Leya verletzte. Das hatte sie nicht verdient. Sie hatte nichts von alldem verdient.
„Was ist, wenn sie uns folgen?", Leya drehte sich kreidebleich zu mir um. Ich wusste nicht wie ich ihr beibringen sollte, dass ich diese Schweine getötet habe. Ich habe lange überlegt, ob das der richtige Weg ist. Es ist nie richtig, Menschen zu töten. Mittlerweile bereute ich, dass der Kaiser und die Kaiserin wegen mir gestorben sind. Aber die Vergangenheit konnte ich nun mal nicht ändern, ich musste nur zusehen, dass ich in Zukunft bessere Sachen machte. Zu mindestens wollte ich das, aber ich wusste nicht, dass jemand andere Pläne für mich hatte...
„Harumi?", Leya weckte mich aus meinen Gedanken.
„Was ist, wenn sie hinterherkommen?"
„Glaub mir, das werden sie nicht", sagte ich. Es schien sie nicht wirklich zu beruhigen. Erst als wir im Kloster ankamen, begann sie langsamer zu atmen. Als wir vor dem Tor standen, wurde ich unruhig. Als Leya an der Tür läutete, wurden Sicherheitskameras auf uns gerichtet. Ich schaute auf den Boden, kniff die Augen zusammen und hoffte, dass diese Dinger mich nicht erkannten. Erst als ich fast ohnmächtig wurde, bemerkte ich, dass ich die Luft anhielt. „Kommst du, Harumi?", fragte Leya. Ich öffnete vorsichtig die Augen und stellte fest, dass keine Raketen auf mich gerichtet wurden. „Ja, ich komme."
Ich war noch nie im Ninja-Kloster gewesen, und habe es nach dem Tod meiner Eltern verabscheut, herkommen zu wollen. Wie den alten Mann, der auf uns zukam. Ich ging einen Schritt zurück. „Leya", sagte er und lächelte. Doch Leya schien sich zu erinnern, sie begann zu schluchzen. Wu versuchte sie zu beruhigen, aber sie weinte lauter. Ich ging wieder den Schritt zu Leya, und nahm sie in den Arm. Erst zuckte sie zusammen, doch dann weinte sie ihren ganzen Schmerz in meine Schulter. Ich hielt sie die ganze Zeit in meinen Armen, auch wenn sie drohte wegzubrechen. Ich wusste nicht wie lange wir da standen, aber irgendwann sah Leya mich mit rotgeweinten Augen an. „D-Danke", sagte sie. Meister Wu sah mich an. Sein Blick strahlte Dankbarkeit aus. „Kommt erstmal mit rein."
Wu hatte uns einen Tee gemacht. Weil Leya fror, war sie in eine Decke eingewickelt. Wir schlürften den Tee, und ich dachte nach. Ich wurde zunehmend unruhiger, da jeden Moment die Ninja aufschlagen könnten. Ich hatte Angst, dass sie mich ins Gefängnis steckten. Aber mehr Angst hatte ich davor, Lloyd wiederzusehen. Ich weiß nicht warum, aber ich habe schon länger dieses Gefühl... Es fühlt sich beendet an. Dieses Gefühl, wenn man getrennt ist, aber nie wirklich zusammen war. Das macht keinen Sinn? Für mich manchmal auch nicht. Aber ich glaube das ich Lloyd nicht mehr liebe. Falls ich ihn jemals richtig geliebt habe. Ich meine, da war dieses Gribbeln. Und abgesehen davon, woher weiß man überhaupt, wann es Liebe ist? Woher weiß man, wann man liebt? Woher weiß man, wann man mit einer Person den Rest seines Lebens verbringen möchte? Ich weiß es nicht.
Mich traf es wie der Blitz. „Meister Wu?", rief die Stimme von Lloyd. Da kamen auch schon Zane, Kai und er angerannt. Lloyd schienerst geschockt als er mich sah, doch dann bemerkte er Leya. Sie stand auf und ging zu ihm. Die beiden fielen sich in die Arme. Ich bemerkte wie Lloyds Augenschimmerten. „Was macht sie hier?", stieß Kai hervor. „Ich ähm...", stotterte ich. Meine Befürchtungen werden wohl wahr. „Sie hat Leya gerettet", sagte Wu seelenruhig. Wie schaffte er das nur? Kai kam auf mich zu. Er hielt mir sein Schwert vor die Kehle. So ein-
„Was machst du da?!", ich erkannte die Stimme erst gar nicht. Kai drehte sich verblüfft um. Leya starrte ihn an. „Lass sie in Ruhe. Bitte. Ich verdanke ihr alles", sagte Leya. Ihre Stimme war voller Angst. Und ich wusste auch wieso. Als ich in das Haus von den Verbrechern eingebrochen bin um Leya zu befreien, haben sie über sie gesprochen. Dass Leya sich nur am Anfang gewährt hat. Sie haben sie immer weiter gedemütigt, sodass aus ihr ein leeres, traumatisiertes Mädchen geworden ist. Bei dieser Erinnerung wurde mir klar, dass es richtig war, sie getötet zu haben. Egal was die Gesetze sagen. Denn solche Menschen haben es beim besten Willen nicht verdient zu leben. Egal ob ich dafür ins Gefängnis muss. Sie können Leya nichts mehr antun. Und ich würde schon einen Weg aus dem Gefängnis rausfinden, um Leya für immer zu beschützen.
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Leya - Ninjago FF
FanfictionLeya galt Jahrelang als verschwunden. Als ihr Bruder Lloyd Garmadon die Nachrichten sieht, fliegt er sofort zu dem Haus, wo Leya gefunden wurde. Aber die Verbrecher, die sie die ganzen Jahre lang gefangen gehalten haben, haben schon den Ausbruch ge...