Einen Moment konnte ich Finnick nur anstarren, während mein Herz innerlich zu rasen begann, obwohl ich nicht einmal wusste, was er damit gemeint hatte.
„Was für einen Fehler?", fragte ich faszinierenderweise ziemlich ruhig, auch wenn ich mich so nicht fühlte.
Finnick seufzte und fuhr sich durch die Haare.
„Ich hab es nicht mehr ausgehalten.", begann er nach einem Moment des Schweigens. „Immer verkauft zu werden, als wäre ich irgendeine Ware! Bis jetzt hatte ich es irgendwie geschafft aber diesesmal... irgendetwas war anders. Ich konnte es nicht mehr und das hab ich auch gesagt. Danach wurde ich nach Hause geschickt."
„Du glaubst aber nicht das Snow es so einfach hinnehmen wird.", schlußfolgerte ich.
Finnick biss sich auf die Lippe als er den Kopf schüttelte.
„Ich weiß es...", flüsterte er nur. „Johanna hat zwar nie offiziel etwas gesagt aber ich weiß, dass Snow sie auch für seine Geschäfte haben wollte. Sie ist unglaublich beliebt im Kapitol gewesen, besonders nach ihren Spielen. Aber sie muss sich geweigert haben. Kurz darauf war ihre komplette Familie ausgelöscht. Eine Hausexplosion. Ihr bester Freund wurde in den nächsten Spielen gezogen und starb, obwohl er hätte gewinnen können. Snow hat es nicht zugelassen."
Johanna... Ich hatte das Mädchen, was im Jahr nach mir gewonnen hatte, niemals kennen gelernt. Zu der Zeit war ich nicht wirklich in der Verfassung und auch wenn ich auf den Bildschirm gestarrt hatte, wie jedes Jahr, hatte ich nichts mitbekommen. Aber ich wusste, dass sie als einzige lebende Siegerin aus Distrikt 7 ebenfalls Mentorin war und sich mit Finnick angefreundet hatte.
„Vielleicht waren es nur unglückliche Zufälle Finnick.", versuchte ich ihn zu beruhigen, auch wenn es selbst in meinen Ohren lahm klang.
„Das glaubst du doch selber nicht.", meinte auch er sofort und schaute mich fast hilfesuchend an.
„Wir denken uns was aus.", gab ich deswegen zurück. „Mir oder Mags kann er nichts tun. Wir sind Sieger. Er kann uns nicht einfach beiseite schaffen, ohne dass sich jemand aufregen wird."
„Aber Annie...", flüsterte Finnickt.
Darauf konnte ich nicht wirklich etwas erwidern.
Nur weil sie sich in der Öffentlichkeit nicht unbedingt zusammen auftraten oder von einander redeten war mir klar, dass Snow von ihr wusste.
Genau so war mir mehr als bewusst, dass der Präsident genau dies wahrscheinlich nutzen würde.
Und Annie war noch nicht einmal 16 Jahre alt. Sie musste noch durch drei Ernten.
Nervös stand ich auf und begann vor dem Sofa auf und ab zu gehen, während ich überlegte.
„Vielleicht gibt er dir Bedenkzeit und will dich dann noch einmal sehen, ehe er irgendetwas macht.", schlug ich vor.
„Ich kann dass aber nicht mehr!", wimmerte Finnick und blickte mich verzweifelt an.
„Ich weiß doch Finnick, ich weiß.", murmelte ich zurück und setzte mich vor ihn, auf den Couchtisch, so dass wir auf einer Höhe waren. „Aber sie es so. In drei Jahren ist auch Annie von der Ernte befreit. Dann kannst du mit ihr in die Öffentlichkeit. Bis dahin werde ich sagen, dass sie für mich so etwas, wie eine kleine Schwester ist. Die Leute im Kapitol lieben Geschichten."
„Damit ziehen wir sie aber in das Rampenlicht.", erinnerte mich Finnick.
„Und bleibt wohl nichts anderes übrig."
„Das ist alles meine Schuld.", fluchte Finnick leise, „Warum hätte ich nicht einfach wie sonst meinen Mund halten können."
„Liebst du sie?", warf ich ein, was dafür sorgte, dass er mich verwirrt anschaute, weswegen ich es noch einmal ein wenig genauer versuchte. „Annie. Liebst du sie?"
„Ich.. ich mag sie sehr. Sie tut mir gut. Wenn ich im Kapitol bin, ist der Gedanke an sie ein Lichtblick.", zählte Finnick auf und schmunzelte kurz. „Ja, ich glaube ich liebe sie, auch wenn sie jünger ist. Ich will doch nur, dass wir die Zeit haben, um zu sehen, was da wirklich ist."
„Dann wird sie so oder so in den Fokus des Kapitols rücken. Die Freundin des großen Finnick Odair? Das wird viele interessieren, ob du willst oder nicht. Das ist nun mal dein Leben.", erinnerte ich ihn vorsichtig.
Selbst über mich, die nun wirklich keine so bekannte Gewinnerin war und schon wieder halb vergessen, gab es ab und an Nachrichten im Kapitol.
Im Moment fragten sie sich alle, wer der unbekannte junge Mann an meiner Seite war. Wäre ich wie Finnick ein Liebling des Kapitols wüssten sie schon lange alles über Tarek.
„Ich hasse das aber. Ich hab nie darum gebeten in die Spiele zu gehen. Ich wollte nur leben! Niemand mit ein bisschen Hirn würde sich das doch freiwillig antun!", beschwerte sich Finnick, ehe ihm klar wurde, was er da gesagt hatte.
Er war nicht freiwillig gegangen aber ich schon, obwohl ich, durch ihn, genau gewusst hatte, was auf mich zukommen könnte.
„Entschuldige.", murmelte er deswegen im nächsten Moment.
„Schon gut.", winkte ich ab. „Du hast ja Recht. Auch wenn das Haus hier ja sehr schön ist, wäre ein Leben ohne die Alpträume und Schmerzen doch sehr wünschenswert. Aber wir können es nun mal nicht ändern, ob gewollt oder nicht."
Finnick sagte nichts, doch sein Blick ging in Richtung meiner Veranda, wo man die anderen lachen hören konnte.
„Ich darf sie nicht verlieren Senna.", flüsterte er fast so leise, dass ich es kaum hörte.
Ich schaute ebenfalls in die Richtung als gerade Tarek sich auf seiner Liege umdrehte und zu uns schaute.
Sein Blick wurde ein wenig besorgt und fragend, weswegen ich mir schnell ein Lächeln aufzwang.
Wenn die anderen weg wären, würde ich mit ihm reden und ihm erzählen was los war, denn wenn ich mich in irgendwelche Angelegenheiten von Snow einmischte konnte dies auch ihm Schaden.
„Das wirst du nicht.", versprach ich Finnick überzeugt. „Wir werden sie beschützen, so gut wir können. Noch wissen wir nicht, ob überhaupt etwas passiert, aber wenn es sein muss, werden wir uns auf alles vorbereiten."
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Senna Quince 3 | Die 70. Hungerspiele
Fanfiction_Teil 3_ Endlich scheint Sennas Leben wieder in geordneten Bahnen zu laufen. Den Tod ihres Vaters einigermaßen verkraftet und die Halluzinationen hinter sich gelassen, lebt sie mit Tarek zusammen in ihrem Siegerhaus. Doch gerade da kommt Finnick m...