Senna Quince 3 | Kapitel 26

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Es war spät, als wir endlich in unser Haus kamen. Es fühlte sich seltsam ohne Annie, Finnick und Sneax an.
Annie hatte sich bei der Feier natürlich nicht wohl gefühlt, weswegen ich sie und Finnick nach Hause geschickt hatte, so wie es vom Kapitol aus ging. Danach war ich zwar von Leuten umrundet, die wissen wollten, wie genau alles abgelaufen und ob ich immer mit Annie gerechnet hatte, aber die Beiden sollten sich unbedingt ausruhen. Jetzt wo wir wieder Zuhause war hoffte ich, dass das Schlafen auch den beiden leichter fallen würde.
Tarek und die Zwillinge blieben die ganze Zeit bei mir, so dass mich keiner überfordern konnte. Fast schon war es niedlich wie die drei Beschützer spielten, obwohl ich die einzige war, die einst in den Hungerspielen war und überlebt hatte.
Trotzdem standen sie alle drei wie an mir geklebt da, bis ich ebenfalls nach Hause wollte. Es war nach Mitternacht und trotzdem feierte der Distrikt noch ausgiebig.
Immer noch in unser vierer Kombination standen wir deswegen nun in der Eingangshalle meines Hauses. Die drei gaben mir die Zeit, die ich brauchte, um die Veränderungen zu verkraften. Sie trafen mich härter, als ich gedacht hatte.
Sneax würde nie wieder lachend durch dieses Haus gehen und auch Annie würde nie wieder dieselbe sein. Gleichzeitig wurde mir klar, dass ich nur noch wenige Wochen selber hatte, um Erinnerungen zu machen. Würde Tarek nach meinem Tod genau so hier stehen und darüber nachdenken, was sich nun alles verändert hatte und was nie wieder zurück kommen würde?
Ich dufte nicht darüber nachdenken und streifte die Gedanken gewaltsam von mir. Mit aufgezwungenen Lächeln drehte ich mich zu den Zwillingen und meinen Verlobten.
„Ich vermute ihr zwei wollt wieder hier schlafen?", stellte ich eher fest, als das ich fragte.
Nerium grinste mich nur betrunken an, während Oleander ihn stütze.
„Ich denke nachdem der Herr hier drei Gläser auf Ex runter gehauen hat, nachdem du gesagt hast, dass wir gehen, wäre das eine gute Idee. Ich will ihn nicht tragen müssen.", brummte Oleander und schielte kurz zu seinem Zwillingsbruder der nur seelich weiter schmunzelte.
Immerhin einer war heute Nacht gut drauf.
„Ihr wisst ja wo eure Zimmer sind.", erklärte ich nur und ließ die beiden durch.
Oleander packte seinen Bruder und gemeinsam schwankten sie eher durch den Wohnraum, als dass sie gingen.
„Auch wenn sie es niemals zugeben würden, die beiden haben dich vermisst.", flüsterte Tarek in mein Ohr und umarmte mich von hinten.
Seufzend ließ ich mich gegen seine Brust sinken und genoss seine starken Arme um mich, die mich immer wieder faszinierten. Alles in seiner Art zeigte seine Sanftmütigkeit und dies war es auch, was ich brauchte um Frieden zu finden. Gleichzeitig wusste ich von seiner unglaublichen Stärke und das er mich gegen alles und jeden verteidigen würde. Nur gegen den Tod konnte selbst er nichts tun...
„Was ist los Senna?", wollte Tarek wissen und riss mich dadurch aus meinen Gedanken.
„Nichts. Nur müde.", versuchte ich mich herauszureden. Es fühlte sich falsch an. Ich wollte ihm sagen, was passieren würde aber ich hatte Angst vor seiner Reaktion.
Tarek schwieg während er mich los ließ und meine Hand nahm und mich mit nach oben zog. Auch wenn ich nur seinen Rücken dabei sah wusste ich, dass er mir nicht glaubte. Ich hatte also die Wahl, dass dies zwischen uns stand oder die Wahrheit.
Ich wusste wirklich nicht, was die bessere Idee sein würde, weswegen ich einfach auf mein Herz hörte.
„Annie wäre gestorben...", begann ich leise, sowie ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Tarek drehte sich zu mir um und schaute mich verwirrt an, weswegen ich einfach weiter redete. „Nach Sneax Tod hatte sie keine Chance mehr, dass wusste auch Finnick, weswegen er sich bei Snow entschuldig hat und wieder seinen Dienst angetreten ist. Ich habe jedoch geahnt, dass dies Snow niemals reichen würde und ich hatte Recht. Deswegen bin ich einen Deal mit ihm eingegangen."
Einen Moment war es still im Zimmer, doch ich traute mich nicht zu Tarek zu blicken.
„Und dieser Deal besagt?", wollte er wissen, doch die Art wie er es sagt macht mir klar, dass er es bereits ahnt. Er hat mitbekommen, was Snow mir bereits angetan hatte und schien auch zu verstehen, wie dieser Mann tickte.
„Ihr Leben gegen meines.", gestand ich deswegen ohne große Umschweife. Jetzt, wo ich es laut ausgesprochen hatte, kamen auch wieder die Tränen und die Angst, dass Tarek sich nun von mir abwenden würde. Das die Wut darüber, dass ich soetwas getan hatte, ihn überwältigte.
Als mich seine starken Arme an seine Brust zogen, war ich deswegen unglaublich überrascht. Ich konnte das Zittern seines Körpers spüren, welches sich in meinen eigenen Knochen fortsetzte.
„Es tut mir so leid.", brachte ich fast schon wimmernd hervor, als ich zu ihm aufblickte und auch Tränen in seinen Augen schimmern sah. „Ich wünschte wir würden einfach für immer zusammen glücklich sein aber ich konnte das Finnick nicht antun. Er hat so viel mehr als ich verloren. Ich konnte nicht zulassen, dass er sie verliert."
„Warum hat er dich überhaupt gehen lassen?", wollte Tarek leise wissen. „Wir könnten schließlich einfach fliehen. In die Wildnis... aufs Meer... wohin auch immer."
„Dann würde er sich an Finnick und Annie rächen.", gab ich traurig zurück. „Ich hatte verlangt wieder hier herkommen zu dürfen, um dich zu heiraten. Dadurch bist du abgesichert."
„Ich will nicht abgesichert sein. Ich will dich!", konterte er ohne jegliche Kraft. Der Schmerz in seinen Augen traf mich unglaublich hart und doch ließ er mich nicht los, während mir die Tränen still über das Gesicht flossen.
„Es tut mir leid.", brachte ich nur wieder hervor.
Tarek drückte mich nur um so fester an sich.
„Es ist nicht deine Schuld... Es ist die Welt in der wir leben."
„Du gehst also nicht?", wollte ich wissen, um meine größte Angst im Keim ersticken zu können. Vielleicht lebte ich nicht mehr lange aber ich wollte sie mit ihm verbringen.
„Vielleicht haben wir nicht mehr lange zusammen aber es ist alles was wir haben und ich würde es für nichts auf der Welt tauschen Senna. Keine Sekunde."
Seine Worte schafften es, trotz der Tränen auf meinen Wangen, ein Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern. Nur kurz aber ehrlich.
„Die anderen dürfen davon nichts erfahren. Finnick darf es niemals wissen. Das würde ihn umbringen."
Tarek nickte und legte seinen Kopf auf meinen. Langsam beruhigten sich unsere Körper wieder und schienen im Einklang miteinander zu sein. Ich wünschte, es für immer genießen zu können, ihn bei mir zu haben. Mit geschlossenen Augen nahm ich jeden Augenblick davon ganz besonders wahr.
Tarek wusste, was geschehen würde und doch ließ er mich nicht allein. Er hieß es nicht gut, wollte lieber widersprechen und kämpfen. Ich konnte es in seinen Augen lesen. Trotzdem schwieg er und blieb bei mir. Hielt mich in der Dunkelheit der Nacht. Eine Nacht, die nur noch eine von wenigen war.


Senna Quince 3 | Die 70. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt