Senna Quince 3 | Kapitel 27

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Die Tage vergingen viel zu schnell. Jede Stunde, die ich mit meinen Freunden und Tarek verbrachte flog einfach nur so dahin und ehe ich mich versah stand ich im Kleid vor dem Spiegel in meinem Zimmer und betrachtete mich skeptisch.
Das Kleid war einfach und in einem leichten Minzton. Trotzdem war ich Kleider nicht wirklich gewohnt weswegen ich nicht sagen konnte, ob ich darin wirklich gut aussah.
Verwirrt blickte ich zu Annie, die grinsend auf dem Bett saß. Die ganzen Vorbereitungen hatten sie gut abgelenkt und sie war wieder ein wenig stabiler geworden. Auch wenn jeder von uns wusste, dass sie nie wieder so werden würde, wie sie einmal war, freuten wir uns über jeden Erfolg.
„Du siehst wunderschön aus", behauptete Annie, weswegen ich noch einmal in den Spiegel sah und versuchte zu sehen, was sie sah.
An sich war es egal wie ich aussah. Weder Tarek noch ich hatten Familie. Nur Finnick, Annie, Oleander und Nerium würden da sein, niemand sonst.
„Wirklich?", brachte ich deswegen immer noch unsicher hervor.
Aufgeregt nickte sie, ehe sie aufstand und zu mir kam.
„Du siehst bezaubernd aus. Tarek wird es lieben", gab sie nicht nach.
Ihr zu liebe versuchte ich das ganze neutral zu sehen.
Meine leicht hochgesteckten Haare wirkten gut, zu dem Kleid. Es war locker, war aber an den richtigen Stellen geschnürrt, wodurch meine Figur trotzdem betont wurde.
Es war sexy, auch wenn dies normalerweise kein Wort war, welches ich unbedingt mit mir in Verbindung brachte.
„Okay, vielleicht sieht es gar nicht so schlecht aus", schlussfolgerte ich vorsichtig, doch es reichte Annie aus.
Immerhin konnte ich sie so zum Lächeln bringen.
Kurz darauf klopfte es aber auch schon an unserer Tür und Finn fragte, ob wir fertig wären.
Da er draußen blieb, zwinkerte ich Annie zu und ging, ohne etwas zu sagen, einfach auf die Tür zu. Mit einem Ruck öffnete ich sie, was meinen besten Freund beinahe herein stolpern ließ. Jedoch fing er sich ziemlich schnell ab, starrte dann aber mich an, wobei sein Kiefer nach unten klappte.
War das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?
„Wow", brachte er endlich hervor und grinste schief. „Tarek wird wahrscheinlich umkippen vor Freude. Und wenn nicht, kannst du immer noch mich heiraten."
Ich konnte nicht anders als Lachen und Finnick gegen die Schulter klopfen. Auch wen er der beliebteste Jungeselle in ganz Panem war und unglaublich gut aussah, war er für mich doch immer eher ein kleiner Bruder gewesen und nie mehr.
„Ich glaube den Part überlasse ich Annie", konterte ich.
Allein zu sehen wie rot Finnick dabei anlief, ließ mich erneut auflachen. Ich musste mich nicht umdrehen und zu Annie sehen, um zu wissen, dass sie mindestens genau so eine Gesichtsfarbe hatte, wie er.
„Lasst uns gehen, sonst geht die Sonne noch unter, ehe wir fertig sind.", erinnerte ich die beiden und rettete sie so aus der peinlichen Situation.
Gemeinsam gingen wir die Treppe herunter und auf die Veranda, wo nur noch wenige Treppen mich vom Strand und Tarek trennten.
Ich war nervös aber komischerweise auch glücklich. Selbst das Wissen, bald zu sterben, war für einen Moment okay. Nichts konnte mir meine Erinnerungen an die letzten Tage und auch den heutigen nehmen. Zwar würde ich sterben aber Finnick und Annie waren zusammen. Tarek war stark genug, um irgendwie wieder auf die Beine zu kommen. Zumindest hatte er mir dies versprochen und ich vertraute ihm.
Genau so, wie er mich jetzt mit einem sanften Lächeln empfing.
Der warme Sand zwischen meinen Füßen fühlte sich herrlich an, während mein Blick nur auf ihn gerichtet war.
Zwar viel ihm nicht die Kinnlade runter, wie bei Finnick, aber seine Augen sprachen bände und sagten mehr als alle Worte der Welt.
Auch wenn wir nicht wirklich jemanden Bescheid gesagt hatten, dass die Hochzeit heute war, waren doch einige Menschen, hauptsächlich andere Sieger gekommen.
Sie sangen für uns die traditionellen Lieder und ehe ich mich versah stand ich neben Tarek und das Netz aus Gras wurde über uns gelegt.
Die Menschen waren alle noch da und doch wirkten sie weit weg. Wir waren in unserer eigenen kleinen Welt und alles was zählte war Tarek.
Viel zu schnell war die Zeremonie jedoch beendet und wir offiziel Mann und Frau.
Menschen, die ich nicht einmal kannte oder an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnerte beglückwünschten uns. Ich ließ es zu, nahm mir die Zeit für sie aber ich war trotzdem froh, als sie endlich weg waren und wir mit unseren Freunden alleine.
Die Sonne war mittlerweile komplett verschwunden, doch ein Vollmond erstrahlte den hellen Sand genug, so dass wir ohne Bleuchtung auf der Veranda sitzen bleiben konnten.
Seufzend lehnte ich mich dabei gegen Tarek und machte es mir dabei auf seinem Schoß bequem.
Während die Zwillinge mit Finnick spaßten, hatte sich Annie auf meinem besten Freund zusammen gerollt und schien friedlich zu schlafen. An sich war alles gut... bis auf die Tatsache das Snow mich ab jetzt jederzeit umbringen konnte. Wir waren offiziell verheiratet, womit er seinen Teil der Vereinbarung mir gegenüber eingehalten hatte.
„Worüber denkst du nach?", wollte Tarek leise wissen und zog mich noch etwas näher an sich.
Auch ihm schien bewusst, wie nah das Ende nun war, weswegen er mich nicht los lassen wollte.
Deswegen schüttelte ich auch leicht den Kopf.
„Etwas über was ich eigentlich gar nicht nachdenken will", gestand ich und streckte meinen Hals um zu ihn blicken zu können.
Seine Augen schimmerte aber er lächelte mich auch sanft an.
„Meine Frau."
Die Art wie er es sagte, ließ auch meine Augen feucht werden. Kurz küsste ich ihn und legte meine Stirn an seine Wange, ehe ich seinen Worten etwas erwiderte.
„Mein Mann."


Senna Quince 3 | Die 70. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt