Senna Quince 3 | Kapitel 20

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Mein Plan wollte nicht wirklich in meinem Kopf entstehen. Zwar wusste ich, was ich Snow bieten konnte, aber ein Teil meines Planes fehlte noch. Etwas besseres viel mir in dem Moment aber einfach nicht ein, weswegen ich darauf wartete, dass sich Finnick so weit beruhigt hatte, damit er ein wenig Schlaf nachholen würde.
Erst als er schlief, ging ich zurück in den Mentorenbereich, um nach Annie zu sehen. Sie schlief immer noch, bewacht von Johannas und Blights Tribut. Anscheinend war auch an sonst nichts weiter passiert, seit Sneax Tod, ausser dass sich die Karrieros zerstritten hatten und getrennte Wege gingen. Nicht nur wir schienen die Art, wie Sneaxs umgebracht worden ist, zu grausam zu finden, sondern auch die restlichen Karrios. Zumindest schienen sie sich alle nicht mehr zu vertrauen und jeder von ihnen ging seine eigene Wege. An sich waren sie so ein leichteres Ziel. Gleichzeitig gab es nun niemanden mehr der wirklich auf die jagt nach den anderen Tributin ging. Es waren noch genug von ihnen da, aber alle hielten sich irgendwo versteckt. Jeder von uns Mentoren wusste, was dies bedeutete. Wenn sich daran nicht bald etwas ändern würde, würden die Spielmacher eingreifen.
Doch genau dies gab mir die Idee die ich brauchte, um zum Präsidenten gehen zu können.
„Könnt ihr noch eine Weile länger auf Annie aufpassen?", fragte ich deswegen.
Johanna und Blight schauten zu gleich auf, doch es war die Frau die mich argwöhnisch anblickte.
„Was hast du vor Senna?", wollte sie wissen, doch ich ignorierte ihre Frage.
„Könnt ihr?", wiederholte ich und blickte Johanna direkt an.
Einen Moment schien sie mit sich selber zu kämpfen, als wüsste sie, was ich vorhatte, doch dann nickte sie.
Dankbar drückte ich kurz ihre Schulter, ehe ich auch schon wieder aus den Mentorenbereich verschwand und mit dem Aufzug nach unten fuhr.
Dort kamen sofort zwei Avoxe auf mich zugeeilt, um mir zu Diensten zu sein.
„Ich brauche ein Auto und einen Termin beim Präsidenten.", brachte ich mit fester Stimme hervor.
Trotzdem blickten sie mich beide nur Fragend an, was mich wütend machte. Ich hatte keine Zeit für so etwas.
„Jetzt!", schrie ich sie deswegen an, auch wenn ich es in der nächsten Sekunde sofort bereute. Nicht nur weil mein Hals mich schmerzhaft daran erinnerte, dass er dazu eigentlich nicht mehr fähig war, sondern auch weil die Beiden zusammen zuckte, als hätte ich sie geschlagen.
„Gibt es irgendwelche Probleme?"
Natürlich war einer der Friedenswächter dadurch auf uns aufmerksam geworden aber vielleicht würde er ja eine größere Hilfe sein, als die beiden Avoxe.
„Ich brauche einen Termin beim Präsidenten.", erklärte ich nun auch ihm genervt. „Er wird mich sehen wollen."
Sein Blick sagte mir, dass er mir auch nicht wirklich glaubte, doch immerhin setzte er sich in Bewegung. Zwar war ich mir sicher, dass ich recht hatte, aber trotzdem wurde ich mit jeder Sekunde, die verstrich, ohne dass der Mann zurück kam, unruhiger. Was wenn dies genau Snows Plan war? Mir das Gefühl geben, dass ich etwas ausrichten konnte, obwohl er mir nicht einmal die Chance dazugeben würde.
Ein Teil von mir wollte bereits Panik bekommen, als er endlich zurück kam und mir zunickte.
„Sie haben einen Termin beim Präsidenten. Jetzt. Ein Auto wartet bereits draußen.", informierte er mich mürrisch.
Kurz nickte ich ihm zu, humpelte dan aber schnellst möglich zum Ausgang, um ins Auto zu kommen.
Ich wusste bereits, dass die Fahrt nicht lange dauern würde, weswegen ich versuchte ruhig zu bleiben. Jedoch war mein Herz anderer Meinung und raste bald schon unkontrolliert.
Als das Auto wieder zum stehen kam atmete ich deswegen noch einmal tief durch, auch wenn es nicht wirklich half.
Trotzdem trat ich nach draußen und drückte meine Schultern durch, als ich auf das Gebäude zu ging. Alles daran strahlte Macht aus. Etwas höher, etwas schöner als alle Gebäude im Umkreis, fiel es jeden ins Auge. Niemand stand über den Präsidenten von Panem und keiner wiedersetzte sich ihm.
Als Individium war man ein Nichts vor diesem Gebäude.
Nicht das mein Selbstbewusstsein noch mehr niedergeschlagen werden konnte.
Irgendwie schaffte ich es Fuß vor Fuß zu setzen und immer weiter zu gehen, ohne stehen zu bleiben.
Im unteren Geschoss war niemand zu sehen, ausser eine Art Anmeldung an der eine Frau saß. Sie winkte mich jedoch nur weiter, als sie mich sah und deutete auf die Aufzüge.
„Präsident Snow wartet bereits auf Sie.", waren ihre einzigen Worte, die sie für mich übrig hatte, ehe sie wieder etwas anderes tat.
Wahrscheinlich würde sich gleich mein ganzes Leben ändern und die Frau hatte nichts weiter als sechs Worte für mich übrig.
Das sagte wohl alles über den Wert meines Lebens aus...
Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, während ich nach oben fuhr und im obersten Stockwerk hielt.
Hier war alles noch ein wenig auffälliger dekoriert, doch ich schenkte nichts davon Beachtung.
Alles was zählte war die schwere Holztür am Ende des Ganges, vor dem zwei Friedenswächter standen. Sie musterten mich mit festen Blick, sagten jedoch kein Wort, als ich bei ihnen ankam.
Der Linke öffnete mir einfach nur schweigend die Tür, so dass ich eintreten konnte.
Am liebsten wäre ich weg gelaufen aber hier ging es nicht um mich, sondern um Annie und Finnick. Die beiden hatten ein besseres Leben verdient. Vielleicht konnte ich es ihnen geben.
Deswegen straffte ich ein weiteres Mal meine Schultern, ehe ich in das Büro des Präsidenten eintrat.
Das warme Kaminfeuer war das Erste, was mir auffiel, weil es in der Nähe dieses Mannes so fehl am Platz wirkte. Obwohl es Wärme ausstrahlen musste, konnte ich es nicht auf meiner Haut spüren, als wenn der Mann, an seinem riesigen Schreibtisch, alle Wärme dem Raum entziehen würde. Seine eisblauen Augen ruhten auf mir, während hinter mir die Tür geschlossen wurde.
„Miss Quince.", begann er mit einem kalten Lächeln, welches seine Augen nicht erreichte. „Wie schön sie wieder zu sehen."

Senna Quince 3 | Die 70. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt