Senna Quince 3 | Kapitel 16

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Ich hatte das Gefühl, dass die Anspannung mich in jeder Sekunde einfach umbringen müsste.
So etwas hatte ich noch nie gefühlt, nicht einmal kurz vor meinen eigenen Spielen. Damals bedeutete ein Fehler meinen Tod aber ich hatte mich freiwillig dafür entschieden. Mein ganzes Leben hatte ich darauf trainiert und es bewusst aufs Spiel gesetzt. Hier jedoch ging es um das Leben von wei Menschen, die es weder gewollt hatten, och darauf vorbereitet waren. Sie vertraute darauf, dass ich ihnen half, obwohl ich keie Ahnung hatte, wie ich dies tun sollte.
„Gleich geht es los.", murmelte auf einmal Johannas Stimme hinter mir.
Auch wenn sie eher leise sprach, schreckte ich doch wie bei einen Kanonenschlag zusammen. Ich war so in meinen eigenen Gedanken gewesen, dass ich nicht einmal mitbekommen hatte wie sie und Finnick zu mir zurück gekommen waren.
Mein Blick fiel auf dem Rest des Raumes der sich mittlerweile mit weiteren Mentoren gefüllt hatte.
Einige von ihnen saßen angespannt vor ihren Bildschirmen, andere sprachen mit einander. Der einarmige Mentor aus Distrikt 11 warf mit Papierkugeln, nach dem schlafenden Mentor aus Distrikt 12. Die halbleere Alkoholflasche neben ihm richtig deutend, war ich mir nicht sicher, ob er das Blutbad nicht einfach verschlafen würde. Eine wirkliche Hilfe konnte er in diesem Zustand seinen Tributen nicht wirklich sein, doch eigentlich sollte mir dies egal sein. Er war auch seinen Tribute keine Hilfe, als ich in meinen Spielen war. Wie viel Glück wir mit unseren Mentoren hatten war mir bis jetzt aber noch gar nicht klar gewesen.
„Gleich geht es los.", murmelte Finnick und riss mich damit wieder in das Hier und Jetzt zurück.
Ich blickte zu ihm. Er war immer noch unglaublich angespannt aber jetzt hatte sich auch Angst in seine Augen geschlichen. Deswegen griff ich nach seine Fingern, die er unter dem Tisch bereits verschränkt hatte und legte meine Hand auf seine.
Wirklich zu bemerken schien er es nicht, da im nächsten Moment die vier Bildschirme, an allen Wänden im Raum, ansprangen und die Arena zeigten.
Sie war schön.
Es gab eine riesige Wiese, auf der auch das Füllhorn war. Die Fläche war groß, was nicht unbedingt ein Vorteil für Annie und Sneax war. Sie würden eine ganze Weile laufen müssen, ehe sie den kleinen sicheren Wald auf der einen Seite der Arena erreichen würden. Auf der anderen Seite ging die Grasfläche schnell berg auf, ehe es sich in Geröll und dann eine Berglandschaft verwandelte. Durch die ganze Arena zogen sich kleine Bäche, die von einem angestautem See in den Bergen kamen. Der Bergsee war ebenfalls unglaublich groß. An Wasser würde es den Tributen also nicht mangeln.
Die Grasfläche machte mir also am meisten Sorgen. Sie war perfekt für ein Blutbad. Wäre dies die Arena gewesen, in der ich und Maze gewesen war, hätten es nicht viele Tribute von dort weggeschafft. Es schien regelrecht, als wenn die Spielmacher die Tribute den Karrieros regelrecht auf dem Silbertablett präsentierten.
„Gut das die Tribute aus Distrikt Eins und Zwei anscheinend dieses Jahr kein Hirn haben.", murmelte Johanna hinter uns und ich konnte nur schweigend, nickend zustimmen.
Ihren Punkten nach, waren sie nicht wirklich so gut, wie Tribute in anderen Jahren. Sneax meinte dazu, dass sie alle eher Nahkampf bevorzugten. Wenn er und Annie also schnell genug vom Füllhorn wegkamen hatten sie eine Chance.
Die Tribute wurden nach und nach eingeblendet, wie sie aus dem Boden gefahren worden. Sofort suchte ich die großen Bildschirme nach Annie und Sneax ab. Sie standen auf unterschiedlichen Seiten des Füllhorns.
Am liebsten hätte ich darüber laut aufgeflucht.
Annie versuchte die Angst zu verbergen, doch ich konnte sie in ihren Augen sehen. Neben ihr war ein Junge, von dem ich nicht einmal mehr wusste, aus welchem Distrikt er war. Auf der anderen Seite war Johannas Tribut.
Mein Blick glitt kurz zu ihr. Auch sie schaute mich an, zwinkerte dann aber kurz grinsend, ehe sie sich wieder auf den Bildschirm konzentrierte.
Die Anfangsworte, die ebenfalls jedes Jahr die gleichen waren, wurden gesprochen und im Mentorenbereich konnte man eine digitale 60 über all unseren Köpfen sehen, die langsam runter zählte.
Die Anspannung im Raum stieg mit jeder Sekunde drastisch an.
Keiner sagte mehr etwas, alle Blicke waren auf einen Bildschirm gerichtet, auf dem die jeweiligen Tribute zu sehen waren.
Als das Signal ertönte, schreckte ich unmerklich zusammen.
Wie jedes Jahr brach sofort das Chaos aus. Einige Tribute sprangen nach hinten von ihren Plattformen und suchten sofort das Weite. Wenn man nicht kämpfen konnte oder wollte eindeutig die bessere Wahl.
Auch Sneax sprintete los, jedoch genau auf das Füllhorn zu. Er griff sich zwei Rucksäcke und sammelte Waffen auf, wobei er ein Schwert gleich in der Hand behielt. Ich hätte nicht gedacht, dass er so schnell rennen konnte, weswegen er einer der erste am Füllhorn war.
Natürlich rannte er einfach daran vorbei. Dabei huschte sein Kopf immer wieder her, um Annie zu finden.
Mein Blick fiel zu dem Mädchen, die sich ebenfalls ein Messer, welches nah bei ihr gelegen hatte, in der Hand hielt. Ängstlich blickte sie sich auch um und ihr Blick hälte sich auf, als sie Sneax sah.
Dabei achtete sie jedoch nicht auf den Jungen aus unbekannten Distrikt.
Gerade als er nach ihr ausholen wollte, flog jedoch eine Axt in seine Brust und er kippte tot nach hinten um.
Johannas Tribut schnappte sich Annies Hand und zog sie mit auf Sneax zu.
„Das ist mein Junge.", hörte ich Johanna sarkastisch sagen und schaute wieder zu ihr, wobei sie schief grinste.
Ich konnte nicht anders, als es zu erwidern. Ob der Junge sich selber um das Bündnis mit meinen Tributen gekümmert hatte, oder es Johanna eingefädelt hatte konnte ich nicht sagen. Aber er hatte Annie gerade das Leben gerettet und dafür wäre ich ihm für immer dankbar.
Kurz schienen die beiden Jungs zu überlegen, ob die Berge oder der Wald sicherer war. Danach rannten sie in Richtung Wald.
In ihrer Situation sicher die bessere Entscheidung. Zu den Bergen ging es ein gutes Stück ohne Schutz bergauf. Auf gerader Fläche kamen sie besser voran und der Wald würde eher essen bieten als die Berge.
Erst als sie darin verschwunden waren atmete ich erleichtert durch. Sie hatten das Blutbad hinter sich gelassen und waren immerhin zu dritt. Wichtig war, dass sie beide noch lebten.

Senna Quince 3 | Die 70. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt