Senna Quince 3 | Kapitel 25

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An meine eigene Heimkehr kann ich mich nur noch verschwommen erinnern. Auch damals war der Bahnsteig komplett überfüllt gewesen. Nicht nur mit Mensch aus dem Distrikt, sondern auch mit Kameras und allen voran natürlich Caesar, der mit einen Hovercraft in den Distrikt vorgeflogen war, damit er nun Live bei der Ankunft berichten konnte.
Annie stand zwischen mir und Finnick, schien aber die ganze Aufregung um ihre Gestalt nicht wirklich wahr zu nehmen. Genau wie ich damals. Wahrscheinlich war es sogar besser. Ein Nervenzusammenbruch würde nicht wirklich gut ankommen.
Als die Türen aufgingen drang der laute Jubel auch zu uns. Für einen Moment verzog ich das Gesicht, setzte dann aber auch eine gekonnte Maske, wie Finnick auf. Wie immer meisterte er das Ganze am besten von uns. Er strahlte regelrecht und schenkte jeden sein Siegerlächeln, so dass die Frauen sich sogar Luft zu wedelten.
Während Caesar sich sofort auf Annie stürzen wollte, aber von Finnick abgefangen wurde und deswegen nun mit ihm redete, konnte ich nicht anders, als die Menschenmasse nach einem ganz bestimmten Gesicht abzusuchen.
Es waren die Zwillinge, die ich zu erst sah und die mich spitzbübisch angrinsten. Neben ihnen stand jedoch genau die Person, die ich so sehr vermisst hatte.
Tarek.
Als ich ihn sah fühlte es sich an als wären wir für Jahre getrennt gewesen. Freudentränen schoßen in meine Augen, während ich automatisch lächelte. Als wäre er mein Spiegelbild began auch er zu lächeln und loszugehen.
Es dauerte einen Moment, ehe die Friedenswächter ihn erkannten und durchließen. Gleichzeitig kämpfte ich mich in seine Richtung durch, auch wenn viele Leute mich verwirrt anblickten. Selbst Caesar schien hinter mir kurz sein Interview mit Finnick zu unterbrechen, doch ich ignorierte es einfach. Alles was ich sehen konnte war Tarek, der immer näher auf mich zu kam.
Wir trafen uns irgendwo in der Mitte des Weges wo wir regelrecht in einander rannten. Ich hätte nicht gedacht Tareks starke Arme so sehr zu vermissen. Doch jetzt, wo sie wieder schützend um mich herum lagen, war ich mir diesen um so mehr bewusst.
„Ich hab dich so sehr vermisst.", gestand ich den Tränen nah.
„Ich dich auch.", gab er ebenfalls wieder und küsste kurz meine Stirn. „Aber jetzt bist du ja wieder da und alles wird gut."
Ich nickte, auch wenn die Tränen nun doch überliefen, auch wenn sie nun nicht mehr aus Freude waren. Ich hoffte, dass sie jedoch als diese durchgingen, besonders da ich die eingekehrte Stille um uns herum bemerkte.
Unter Tareks Armen hervor schielend merkte ich, wie uns alle anstarrten. Tupfte Caesar sich gerade ein paar Tränen weg?
„Oh Gott, wir werden angestarrt oder?", wollte ich wissen, auch wenn ich die Antwort eigentlich schon kannte.
„Wir werden angestarrt.", erklärte auch Tarek und ich konnte an seiner Stimme hören, dass er schmunzelte.
Kurz schlug ich ihn spielerisch gegen den Arm, ehe ich mich aus seinen Armen befreite und räusperte.
„Okay okay, die Show ist vorbei. Die amtierende Siegerin ist da drüber und schaut... Finnick Odair ist auch da!", versuchte ich die Leute von mir abzulenken und zeigte auf meinen besten Freund, der sich gerade so das Lachen verkneifen konnte.
Trotzdem funktionierte mein Ablenkungsmanöver immer noch genau so gut, wie es damals in der Akademie geklappt hatte.
Als wenn sein Name eine Zauberformel war schienen alle auf einmal nur noch zu Finnick zu wollen. Um ihn herum wurde Stimmegewirr laut und auch Caesar wand sich wieder ihm zu.
Mit einem Seitenblick schaute mein Freund dabei jedoch zu mir und sagte irgendetwas, was sowas wie „das wirst du mir büßen." sein musste. Genau konnte ich es nicht sagen und es war mir auch egal.
Alles was zählte war, dass nun alle auf ihn fixiert waren und mich und Tarek in Ruhe ließen.
„Bist du okay?", flüsterte Tarek, als ich mich wieder zu ihm wandte.
Ich nickte.
„Geht schon.", gestand ich leise. „Es war hart aber ich hatte Finnick dabei und Johanna Mason aus Distrikt Sieben. Sie ist wirklich toll."
„Du hast eine Freundin gefunden?", spaßte Tarek und zog eine Augenbraue hoch, weswegen ich ihn leicht gegen die Schulter schlug.
„Was soll das heißen? Ich kann Freundinnen finden.", behauptete ich, stellte dann aber fest, dass ich nicht wiklich welche hatte. „Okay. Seit allen irgendwie klar ist, dass ich Reeta habe umbringen lassen, fällt es mir ein wenig schwer aber ich steh dahinter! Sie hat mich verraten. Die Spiele wären vollkommen andere gewesen damals."
„Zum Beispiel wäre Finnick dein Mittribut gewesen. Nur einer von euch hätte überlebt. Wenn du es gewesen wärst, hättest du nie die Freundschaft mit Maze und ihm gehabt.", erinnerte mich Tarek jedoch ruhig.
Darauf konnte ich nicht wirklich etwas erwidern, weswegen ich einfach nur brummte. Tarek ließ es auflachen und er zog mich erneut an sich.
„Ja, diesen kleinen Brummton habe ich auch vermisst.", flüsterte er in mein Haar und ich konnte nicht anders als Schmunzeln.
„Habt ihr zwei Turteltäubchen es dann oder sollen wir noch warten?"
Caesars Stimme war viel zu nah und ich verrenkte halb meinen Kopf, um hinter mich zu schauen, wo der Moderator, mit Annie und Finnick stand. Natürlich schauten nun wieder alle zu uns.
Es war wohl Zeit zu Annies Siegerhaus zu gehen und dann zu feiern.
Ich konnte spüren wie ich rot wurde und musste mich erst einmal räuspern, besonders da Tarek mich nicht los ließ und Finnick erneut breit grinste.
„Wir haben nur auf euch gewartet.", konterte ich schnell, was Caesar lachen ließ.
„Na dann. Bringen wir die neue Siegerin zu ihrem Haus."


Senna Quince 3 | Die 70. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt