Senna Quince 3 | Kapitel 8

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Am Ende saßen wir wirklich in Finnicks Zimmer und sprachen über die Hochzeit, um uns abzulenken.Immer wieder blickte Finnick dabei jedoch auf die Uhr und mit jeder vergangenen Stunde wurde er unruhiger. 

„Was ist los?", wollte ich nach einer Weile wissen, da mich seine Nervosität ansteckte.
 „Ich will endlich die Zusammenfassung sehen um zu wissen mit was wir es zu tun haben.", entschuldigte er sich schulterzuckend. Natürlich. Wir mussten wissen, was Annies und Sneaxs Gegner waren. Wahrscheinlich hofften wir beide auf schwache Karrieros. Es kam selten vor aber nicht immer meldeten sich in Distrikt Eins und Zwei die Tribute freiwillig.
Auch sie konnten ein „schlechtes Jahr" haben, wie es Caesar immer nannte und Schwächlinge haben. Dazu kam auch die Frage, was die restlichen Distrikte zu bieten hatten. Nur weil sie nicht trainierten durfte man sie nicht unterschätzen. Ich erinnerte mich an meine Spiele zurück. Auch wir Karrieros hatten andere Tribute in unser Bündnis aufgenommen. Yarrow und Vine, der sehr deutlich bewiesen hatte, dass Stärke und Waffenkenntnis nicht der einzige Weg zum Ziel war. List und Hinterhältigkeit konnte es auch manchmal sein. Schließlich hätte der Junge aus Distrikt Drei dadurch fast gewonnen.
„Es bringt aber nichts wenn du dich schon vorher verrückt machst.", erinnerte ich Finnick. Er wollte eindeutig zu einen Konter ansetzen, als es an seiner Tür klopfte. Verwirrt schaute ich ihn an, doch er schien nicht wirklich jemand zu erwarten.
 „Finnick? Ich bin es, Sneax. Ist Senna bei dir?", hörte man die Stimme unseres Tributes gedämpft durch die Tür dringen, was mich nur noch mehr verwirrte. So viel hatte ich den Jungen noch nie am Stück sagen hören. Finnick reagierte eindeutig schneller als ich und war bereits bei der Tür, ehe ich es überhaupt richtig realisiert hatte, dass wirklich Sneax davor stand. Im nächsten Moment war der große Junge bereits im Raum und lächelte mich schüchtern an.
„Hallo Sneaxs. Brauchst du etwas?", fragte ich ruhig, auch wenn nur sein Anblick dafür reichte, dass sich mein schlechtes Gewissen meldete.
„Ich wollte mit euch beiden reden.", erklärte er leise, während sein Blick auf den Boden gerichtet war. Kurz tauschte ich einen Blick mit Finnick aus. Er wusste besser wie man mit Tributen umging und ich wusste wirklich nicht was der Junge von uns wollte. Hatte er einfach Angst? Wollte er uns Vorwürfe machen oder uns sogar anschreien warum wir einfach sein Leben wegwerfen würden? Finnick legte seine Hand auf Sneaxs Schulter und lächelte ihn an.
 „Na dann lass uns setzten.", meinte er und führte den Jungen zu der kleinen Sitzecke. Da es nur zwei Sessel waren und ich noch auf dem Bett von Finnick saß, setzte ich mich einfach auf die Lehne von Finnicks Platz, ehe ich ebenfalls zu Sneax schaute.
 „Dann leg los. Wir sind ganz Ohr." , ermutigte ihn, auch wenn ich mich auf alle möglichen Varianten vorbereitete.
 „Ich weiß, dass ich sterben werde.", begann er vollkommen ruhig und blickte uns an. „Annie bedeutet euch Beiden etwas und mir auch. Ich will nicht, dass sie stirbt. Deswegen müsst ihr alles Geld was ihr vielleicht für mich bekommt für sie verweden. In der Arena werde ich versuchen solange wie möglich bei ihr zu bleiben um sie zu beschützen aber ihr müsst mir versprechen, dass ihr mich ignoriert und dafür alles für sie einsetzt."Eine Weile konnte ich ihn nur anstarren, da ich nicht wusste, was ich darauf erwidern sollte. Sneax war nicht hier, um uns Vorwürfe oder ähnliches zu machen. Er wollte auch nur Annie retten.
 „Es tut mir Leid Sneax..." Das war alles was ich endlich heraus brachte, doch es schien genau das gewesen zu sein, was der Junge brauchte, auch wenn er es wahrscheinlich selber nicht gewusst hatte. Zumindest sackten seine Schultern ein wenig nach unten und er wirkte plötzlich um so vieles jünger als sonst.
„Mir auch.", gestand er leise. „Aber ich werd mich damit abfinden. Wir können es nicht ändern. Jetzt heißt es eben einfach Annie beschützen. Das ist etwas, was ich kann. Ein Ziel. Ein Grund zu sterben."
Ich spürte, wie sich auch Finnick neben mir verspannte. Diese Ungerechtigkeit war grausam und doch hatte ich sie mit Maze schon am eigenen Leib erfahren. Dieses Gefühl, welches dich auseinander reißt und gebrochen zurück lässt. Wodurch nichts mehr wirklich Sinn macht und du einfach nicht mehr weiter machen kannst. Alles was du tust ist über den Moment nachdenken, in dem dein altes Ich zerstört wurde. Immer wieder siehst du es vor dir und fragst dich nur „warum?"Damals wollte ich doch nur sterben und Maze sollte leben. Jetzt ist da ein Teil von Sneax der still darum fleht leben zu drüfen und doch gab er ihm nicht nach. Nicht auf kosten von Annies Leben.
 „Ich hasse das.", flüsterte Finnick kaum hörbar neben mir und doch waren seine Worte wie ein Bombeneinschlag in den kleinen Zimmer. Vorsichtig legteich meine Hand auf seine Schulter und drückte sie kurz, ehe ich wieder zu Sneax blickte.
 „Das war eigentlich alles. Ich geh dann wieder in mein Zimmer.", meinte der Junge während er auf den Boden vor sich starrte. Er wartete keine Antwort ab, sondern stand einfach auf. Ehe er jedoch bei der Tür war, schaffte ich es aufzustehen und zu ihm zu gehen.
 Ein wenig verwirrt blickte er mich an und doch legte ich einfach meine Arme um den viel größeren Jungen. Einen Moment schien Sneax abzuwägen was er tun sollte, doch dann erwiderte er die Umarmung. Es war nicht wirklich viel was ich für ihn tun konnte. Besonders da er so viel mehr als ein paar tröstende Arme verdient hatte. Aber mehr hatte ich nicht zur Verfügung. Nur meinen Dank und mein Mitgefühl. Ich hasste es Mentor zu sein. Ich hasste das Kapitol dafür, dass sie uns dies antaten.

Senna Quince 3 | Die 70. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt