Senna Quince 3 | Kapitel 15

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Annie hatte 7 Punkte und Sneax 9.
Für einen Karrieretribut nicht unbedingt das beste Ergebnis, aber für die Beiden war es ziemlich gut. Besonders da die restlichen Tribute auch nicht wirklich besser abschnitten. Obwohl die Tribute aus Distrikt 1 und 2 vielleicht wie Karrieros aussahen, schienen sie sich nicht so zu verhalten... oder sie waren einfach dumm. Immerhin war dies ein Lichtblick für uns.
Besonders Sneax hatte mit die höchste Punktzahl und bei Annie konnten wir weiter die Karte des süßen Mädchens ausspielen.
Das war es auch, was sie von uns für ihre Interviews mitbekamen. Die Stylisten taten ihren Teil der Arbeit, wobei sie Annie dieses mal unschuldig und süß aussehen ließen, was zu ihrer schüchternen Art auf der Bühne passte. Die Leute mochten sie und auch Sneax kam gut an. Groß, muskulös und gutaussehend, schien er einer der Favoriten in diesen Spielen.
Wäre ich noch ein Tribut, würde ich mich mit ihm verbünden wollen. Es war nicht so, dass Distrikt 1 und 2 nicht sein Angebot gemacht hatte. So wie er jedoch Annie mit ins Boot holen wollte, verweigerten sie und verloren somit Sneax.
Somit waren Annie und Sneax auf sich alleine gestellt in der Arena.
Die Anspannung, am Abend vor den Spielen, war fast greifbar und ich hatte das Gefühl, dass wahrscheinlich keiner von uns schlief. Jeder lag alleine in seinem Zimmer und starrte die Decke an.
Das war es zumindest, was ich die ganze Nacht tat, weswegen ich auch nicht erholt am nächsten morgen war, sondern mich schrecklich fühlte. Wäre ich so, wie heute, in meine Spiele gegangen, wäre ich wahrscheinlich bereits am Füllhorn gestorben.
Nicht einmal eine heiße Dusche, gefolgt von einer eiskalten, schaffte es meinen Kreislauf und mein Gehirn wirklich in Schwung zu bringen.
Nachdem ich es irgendwie geschafft hatte, mir etwas über zuziehen, schlürfte ich mehr, als dass ich lief, nach draußen, wo Finnick und Florina bereits auf mich warteten.
Finnick drückte mir nur einen blauen Apfel in die Hand und eine warme Tasse mit Deckel, die wohl dazu diente, im gehen zu trinken.
„Wir sind spät dran. Sneax und Annie werden bald von ihren Stylisten abgeholt und vorbereitet.", erklärte er mir, auch wenn ich nur halb mitkam.
Wir hatten uns bereits am Abend von ihnen verabschiedet, da es normal war, das die Mentoren vor ihren Tributen aufbrachen.
„Fliegen wir?", wollte ich wissen und nahm einen vorsichtigen Schluck, des heißen Getränks. „Denn ich glaube nicht, dass ich dann den Apfel bei mir behalte, wenn ich ihn jetzt esse."
„Nein wir fahren also runter damit.", behauptete Finnick und schob mich zum Aufzug, wo Florina bereits ungeduldig wartete.
Im nächsten Moment fuhren wir auch schon nach unten. Daraufhin wurde ich zu einem Auto geschoben und ehe ich mich versah, war das Trainingscenter auch schon hinter uns.
Mein Getränk und den Apfel immer noch in meinen Händen, schaute ich ein wenig verwirrt zu Finnick, während Florina sich darüber beschwerte, dass sie mir nun gar nicht richtig meine neue Unterkunft zeigen konnte, weil wir schnellstmöglich in den Mentorenbereich kommen müssten.
Finnick grinste schief, auch wenn das Lächeln nicht wirklich seine Augen erreichte. Er war sichtlich angespant, versuchte es Florina jedoch zu überspielen. Wäre unsere Betreuerin nicht so oberflächlich, hätte sie es vielleicht sogar mitbekommen.
Viel zu schnell waren wir an einem weiteren Gebäude angekommen, welches mich sehr an das Trainingscenter erinnerte, auch wenn dieses Gebäude zum Teil nur aus Glas zu bestehen schien.
„Die Etagen mit Aussicht sind für die Sponsoren. Dort sind Tabellen angebracht, die die Gewinnprognosen zeigen. Auf dem Dach ist hier ebenfalls ein Garten, an dem man sich unter anderen alleine mit einzelnen Sponsoren treffen kann.", erklärte mir Finnick ruhig, während der Wagen hielt und wir ausstiegen.
„Herrlich oder? Die Aussicht da oben ist einfach atemberaubende.", schwärmte auch Florina neben mir, doch ich ignorierte sie einfach.
Für mich wirkte das Gebäude nur kalt und oberflächlich, wie alles im Kapitol.
Deswegen ließ ich mich auch schweigend in unsere Etage führen, während ich meinen Apfel aß.
Der Prunk des Kapitols war auch hier überdeutlich, auch wenn das Appartement etwas kleiner war, als das im Trainingscenter. Florina sollte recht behalten, dass uns nicht viel Zeit blieb, da wir nach nur einer kurzen Besichtigung weiter nach oben fuhren.
In der 13 Etage hielten wir an, doch ich sah noch einen Knopf für Etage 14, welches der Bereich mit Glas und somit die Sponsorenlouge war.
Die Etage, die der Mentorenbereich war, hatte im Gegenteil dazu gar keine Fenster. Anscheiend mussten Mentoren nicht wissen, welche Zeit wirklich vor dem Fenster war. Ohne Sonnenlicht, was den riesigen Raum durchfluten konnte, wirkte alles um mich herum unglaublich kalt. Hätte Finnick mich nicht einfach weiter geschoben, wäre ich wahrscheinlich einfach im Aufzug stehen geblieben. So führten mich seine Finger zwischen meinen Schulterblättern. Jeder Distrikt hatte seinen eigenen Bereich, in dem zwei kleine Bildschirme angebracht waren und mehrere Computerbildschirme. An allen vier Ecken im Raum waren große Fernsehbildschirme angebracht. Damit wir auch ja nicht verpasst, was mit unseren Tributen passierte.
Ich hasste es jetzt schon und wäre am liebsten erneut wieder weggelaufen.
Finnick jedoch ließ mich nicht und schob mich im nächsten Moment auch schon auf einen einigermaßen bequemen Stuhl.
„Zum bedienen musst du die Bildschirme nur berühren. Hier kannst du durch die verschiedenen Kameras in der Arena schalten, um unsere Tribute zu finden. Der hier zeigt dir, wie viel Geld wir zur Verfügung haben und was die einzelnen Gegenstände kosten. Wenn du etwas willst, was nicht in der Liste ist, kannst du hier eine Anfrage stellen, die meistens innerhalb von fünf Minuten beantwortet wird. In dem Moment, in den wir ein Sponsorengeschenk abschicken, dauert es ebenfalls maximal fünf Minuten, bis es bei unserem Tribut ist. Sie haben alles da und mit alles mein ich wirklich alles... Der Bildschirm ist für Termine. Manchmal wollen Sponsoren mit dir persönlich reden. Dann kannst du Termine mit ihnen ausmachen. Genau so kannst du bei wichtigen Sponsoren anfragen, ob du dich mit ihnen treffen kannst.", erklärte Finnick und zeigte alle Funktionen, die mir zur Verfügung standen.
Wirklich sicher fühlte ich mich nicht und ich hasste die ganze Situation.
„Odair! Beweg deinen hübschen Hintern hier rüber.", schallte in dem Moment jedoch Johannas Stimme durch den Raum.
Ich blickte auf und sah, dass es noch gut 30 Minute dauerte, bis die Tribute in die Arena gebracht werden würden. Annie und Sneax waren mittlerweile bereits darunter und warteten auf den Start...
Finnick schaute schmunzelnd zu Johanna, blickte dann aber mich wieder besorgt an.
„Geh ruhig. Ich will mir die ganze Funktionen nochmal in Ruhe ansehen, damit ich nachher auch alles verstehen.", behauptete ich.
Immerhin reichte ihm die Ausrede, auch wenn er noch einmal auf mich schaute, ehe er zu der Mentorin aus Distrikt 7 ging.
Ich hingegen starrte weiter auf die blinkenden Bildschirme vor mir. Innerlich verstand ich nicht wirklich, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte, auch wenn ich es nicht zeigte.
Angst schnürte mir die Kehle zu und alles was ich wollte war schreien.

Senna Quince 3 | Die 70. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt