Senna Quince 3 | Kapitel 10

861 75 3
                                    

Die Nacht war nicht lang und wurde jäh von einem Schrei beendet.
Jedoch kam er nicht aus meinem, sondern Finnicks Mund. Die ungewohnte Situation ließ mich für eine Sekunde erstarren, ehe ich nach seiner Schulter packte, und rüttelte, bis es Finnick aus seinem Alptraum befreite.
Er schreckte nach oben, wobei ich nur gerade so seinem umherfliegendem Arm ausweichen konnte, und blickte sich desorientiert um.
"Finnick du hast geträumt.", versuchte ich ihn zu beruhigen.
Kurz blickte er mich an, wobei sein Blick immernoch flackerte. Es dauerte einen Moment, ehe er leicht nickte.
Vorsichtig legte ich wieder meine Hand auf seine Schulter. Erst als ich sanft zudrückte entspannten sich seine Muskeln endlich und et seufzte geschafft.
"Das ist das Kapitol, tut mir Leid.", erklärte er leise.
Wenn man wusste, was dort auch auf ihn wartete, verstand ich es.
"Deswegen hast du Annie auch nicht vorgeschlagen, bei dir zu schlafen.", stellte ich leise fest.
Finnicks leichtes, erneutes nicken war Antwort genug. Jedoch wusste ich auch nicht was ich darauf sagen sollte.
Ich konnte nur das tun, was ich in solchen Moment, besonders früher, getan hatte. Ich schlang meine Arme um seinen Körper und hielt ihn.
Eine ganze Weile blieben wir einfach so sitzen und lauschten dem Geräusch des Zuges.
Langsam beruhigte sich Finnick wieder. Immernoch schweigend befreite er sich dann aus meinem Griff und verschwand im Badezimmer.
Im Bett sitzend blickte ich auf die verschlossene Tür und wartete bis er wieder aus dem Bad kam.
Als er es tat und mich immernoch sitzen sah, bildete sich ein leichtes Schmunzeln.
"Du brauchst dir keine Sorgen machen.", sagte er ruhig.
"Ich will dir helfen, weiß aber nicht wie.", korrigierte ich.
"Du hilfst mir schon dadurch, weil du hier bist. Mags ist normalerweise auch eine große Hilfe aber jemandes Anderes und dann auch noch mit Annie?", schnell schüttelte er den Kopf und schaute mich wieder an. "Und jetzt kannst du dich fertig machen. Florina wird sowieso schon draußen herumlaufen und panisch sein, dass wir nicht rechtzeitig fertig werden."
Mein Blick fiel auf die Uhr und ich blickte skeptisch auf ihn zurück.
"Wir haben noch mindestens vier Stunden, bis wir im Kapitol ankommen.", stellte ich fest.
"Genau.", mumelte Finnick, grinste dann aber breit, weswegen ich Lachen musste.
Ich zog mich dann jedoch brav in mein Zimmer zurück, um kurz zu duschen und mich umzuziehen.
Genau richtig war ich fertig, denn gerade als ich wieder heraus gehen wollte, wurde meine Tür herrisch aufgerissen.
Zum zweiten Mal an diesem Morgen konnte ich den an mir vorbei sausenden Gegenstand gerade so ausweichen, was mich genervt auf Florina blicken ließ.
"Du bist schon fertig?", stellte sie verwirrt fest und lächelte dann. "Sehr löblich. Wir haben doch keine Zeit! Die Tribute habe ich schon geweckt. Sie waren noch am schlafen!"
"Sie kennen die warmen und weichen Betten halt noch nicht.", behauptete ich schnell und besänftigte die Frau aus dem Kapitol damit.
Gemeinsam gingen wir zum Frühstückstisch, wo Finnick bereits saß und das Essen in sich stopfte.
Kopfschüttelnd setzte ich mich neben ihn und häufte mir ebenfalls etwas auf den Teller.
Lange dauerte es nicht und auch unsere Schützlinge tauchten bei uns auf, wobei Sneax noch nicht wirklich wach wirkte. Annie schien eher verängstigt, wobei dies verständlich war. Zum ersten Mal ins Kapitol kommen, und dann unter diesen Umständen, war keine angenehme Erfahrung. Zumindest wenn man nicht darauf vorbereitet wurden war, wie ich damals.
„Du solltest versuchen ein bisschen zu essen.", versuchte ich sie deswegen zu ermutigen.
„Senna hat Recht. Heute wird ein langer Tag für euch Zwei.", warf Florina nicht wirklich hilfreich ein.
Annies Haltung veränderte sich nicht wirklich aber sie nickte kurz und nahm sich zumindest ein Brötchen aus unserem Distrikt.
Die Zeit verging fast schweigend. Nur Florina zählte immer wieder einige Verhaltensregeln auf, die sie für wichtig erachtete.
Erst als man das Kapitol bereits sehen konnte, wurde die Betreuerin ein wenig störend, da ihre Nervösität ansteckend war.
Nicht nur ich konnte mich gerade so ruhig halten, als wir uns an der Tür aufreihten.
„Schaut zuversichtlich.", belehrte Florina erneut. „Finnick macht den Rest, nicht war Schätzchen?"
„Wie jedes Jahr.", seufzte mein bester Freund und grinste mich kurz schief an. „Und du darfst auch mal deine Mundwinkel nach oben bewegen."
Ich streckte ihn nur kurz die Zugen raus, zwang mich dann aber meine Mundwinkel nach oben.
Das Kapitol immer näher kommen sehen, ließ jedoch auch das ungute Gefühl größer werden. Angespannt versuchte ich nicht an meine Spiele zu denken, wünschte mich aber gleichzeitig wieder nach Hause.
Ich musste an meine Tribute denken. Annie und Sneax brauchten mich jetzt. Der erste Eindruck, hier am Bahnhof, zählte ebenfalls viel, weswegen ich den kleinen Rest an Karriero aus mir heraus kratzte.
Als die Türen sich endlich öffneten wurde ich von Blitzgeweitter fast geblendet, aber ich behielt die Augen offen und das Siegerlächeln auf meinen Lippen.
Selbst Annie streckte ihre Schultern durch und trat sicher neben Sneax durch die Menge. Finnick hingegen hatte sein charmantestes Lächeln aufgesetzt, reichte Hände und schenkte sogar einige Antworten. Dadurch kamen wir nur langsam voran aber die Aufmerksamkeit war uns sicher.
Es schien Stunden zu dauern, ehe wir uns durch die Menge gekämpft hatten und endlich im Auto zum sitzen kamen.
Ich atmete tief durch und schloss kurz die Augen, was Finnick jedoch nur Lachen ließ.
„Schon k.o.?", ärgerte er mich, bekam als Antwort jedoch nur einen Schlag in die Rippen.
„Das war unglaublich!", schwärmte Florina von der anderen Seite.
„Unglaublich beängstigend.", murmelte Annie, was ich sofort aufschauen sah. Schließlich hatte sie die ganze Zeit noch nicht viel gesagt. Gleichzeitig musste ich wissen, wie Finnick darauf reagierte.
Er beugte sich zu dem Mädchen und drückte ihre Hand.
„Dir wird nichts passieren Annie.", schwor er leise, woraufhin sie nickte.
Für Florina musste es so aussehen, als wenn er sich nur Sorgen um seine kleine Tributin machte, aber ich konnte die Liebe in seinen Augen sehen.
Annie zu verlieren würde ihn entgültig zerstören, dass wurde mir immer mehr bewusst. Irgendwie hatte dieses Mädchen etwas geschafft, was vor ihr noch keiner zustande gebracht hatte.
Sie hatte sein Herz erobert.

Senna Quince 3 | Die 70. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt