Senna Quince 3 | Kapitel 23

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Annie zurück nach Distrikt 4 zu bringen war schwieriger als ich gedacht hätte. Zwar war sie körperlich fast unversehrt, doch um ihre Psyche stand es nicht wirklich gut.
Tagelang hin sie irgendwo zwischen wach sein und schlafen. Immer wieder erwachte sie dabei schreiend und weinend, wobei mir bald klar wurde, dass ich ihr dabei nicht helfen konnte. Nur in Finnicks Armen beruhige sie sich immer, weswegen cih ihm das Mädchen überließ.
Gleichzeitig jammerte Florina die ganze Zeit, dass das Interview dieses Jahr wieder eine Katastrophe werden würde. Das sie sich mit dem „wieder" auf meine eigene Siegesfeier bezog, ignorierte ich gekonnt, auch wenn ich ihr jedes Mal am liebsten eine rein gehauen hätte. Helfen würde dies jedoch auch nicht, weswegen ich versuchte ruhig zu bleiben und der Betreuerin einfach aus dem Weg zu gehen. Sollte sie doch den Avoxen die Ohren voll jammern, auch wenn die Diener nun wirklich schon bestraft genug waren.
Ich versuchte meine Ungeduld zu verbergen aber um so meh Tage vergigen, um so schlimmer wurde es.
Deswegen war ich mehr als dankbar, als Finnick erklärte, dass Annie für die Feier bereit war. Zwar hieß das nur, dass es gerade einfach nicht besser werden wprde aber ich wollte keine Rücksicht mehr nehmen. Was ich wollte, war zurück zu Tarek zu kommen. Den Gedanken daran, dass ich dadurch bald sterbe würde, versuchte ich dabei zu verdrängen. Ich wollte einfach nur daran denken, dass ich noch einmal etwas Zeit mit ihm verbringen konnte und sogar seine Frau werden würde. Damit war auch sein Leben abgesichert, genau wie nun Annies und Finnicks. Beide waren Sieger in den Spielen, womit sie sicher vor weiteren Hungerspielen waren. Dazu lebten wir in einem Distrikt, in dem sich fast immer Tribute freiwillig meldeten. Ihre Kinder würden nicht in die Spiele müssen, besonders da sie die minimale Anzahl an Losen haben. Zumindest wenn die drei sich an die Regeln des Präsidenten hielten. Das es anders kommen würde, darüber wollte ich nicht nachdenken. Schließlich würde ich wenn nicht mehr da sein, um die drei zu beschützen.
Auch wenn ich es herbei gesehnt hatte, kam der Abend der Siegesfeier viel zu früh.
Selber wieder hergerichtet, als hätte ich gerade gewonnen, wurde ich wieder vier Jahre zurück geschleudert, als ich schon einmal auf diesen Sofa, in dem kleinen Raum unter der Bühne saß. Alleine. Verletzt. Kein Tway bei mir und auch kein Maze.
Es viel mir schwer, mich auf Annie zu konzentrieren, wobei auch hier Finnick wieder die meiste Arbeit übernahm.
Als es jedoch soweit war, dass wir auf die Bühne sollten und sie hier unten allein bleiben musste, begann das Problem, da sie Finnicks Hemd nicht loslassen wollte. Finnick redete beruhigend auf sie ein, auch wenn der Friedenswächter, der mit uns hier unten wartete, bereits ungeduldig auf uns blickte. Kurz erwiderte ich den Blick herausfordern, ehe ich zu Annie und Finnick ging.
Ohne auf meinen Freund zu achten zog ich das Mädchen in meine Arme, wodurch sich ihre Finger wie von selber von seinem Hemd lösten.
„Du brauchst keine Angst haben, okay? Wir sind gleich da oben. Du kommst in wenigen Minuten nach und dann sind wir wieder zusammen. Dann musst du dir nur noch ein Lächeln auf zwingen und alles andere ignorieren. Bald sind wir wieder zu Hause."
„In Distrikt 4?", wimmerte sie leise aber immerhin reagierte sie auf mich.
„In Distrikt 4.", wiederholte ich zustimmend. „Dann hast du erst einmal deine Ruhe und kannst dich erholen."
„Und du und Tarek heiratet." Annie schaute mit tränennassen Augen zu mir auf, lächelte jedoch leicht, weswegen ich mich ebenfalls dazu zwang, auch wenn mir dabei das Herz brach.
„Und dann heiraten Tarek und ich.", sagte ich ebenfalls leise und strich ihr über die Wange. „Das sollte also doch gelacht sein, wenn wir zwei das nicht schaffen oder?"
„Ich bin auch noch da.", mischte sich Finnick neben mir ein, was Annie kurz sogar kichern ließ.
„Verzeihung der Herr. Ich habe vergessen wie empfindlich dein Ego ist. Wir drei schaffen das natürlich.", verbesserte ich mich schnell, wobei meine Worte nur so vor Sarkasmus trieften.
Finnick verzog kurz das Gesicht, schmunzelte dann jedoch, was auch Annie lächeln ließ.
Dadurch ließ sie uns auch endlich zu den Röhren treten, die uns nach oben bringen würden.
Ihr Blick wurde dabei kurz wieder ängstlich aber ich konnte sehen, dass sie sich zusammen riss. Das war das Mädchen, was vor vier Jahren in mein Haus gezogen war, um sich um mich zu kümmern, obwohl ich es gar nicht wollte. Die sich langsam und leise in mein und Finnicks Herz geschliche hatte, ehe sie dort nicht mehr wegzudenken war.
„Bereit?", riss mich Finnick aus meinen Gedanken und ich blickte zu meinem besten Freund auf.
„Überhaupt nicht.", gestand ich. „Ich schweig einfach wieder und lass dich reden."
Finnick lachte.
„Deal."
Die Fahrt in der Röhre war nur kurz und doch erinnerte es auf unangenehme Art und Weise an den Aufstieg in die Arena. Nur das wir hier von kreischenden Kapitolmenschen empfangen wurden und einen unmenschlich breit grinsenden Caesar.
Im Endeffekt war es wirklich Finnick, der das komplette Interview übernahm. Ich musste nur einmal schüchtern Lächeln, als Caesar mich auf Tarek ansprach, doch das reichte bereits aus, um das Publikum in „awws" und „owws" Aufseufzen zu lassen. Ich konnte merken, dass auch Finnick seine Antworten so kurz wie möglich hielt, damit auch Annie, als Siegerin, bald zu uns gebracht wurde.
Wir platzierten das Mädchen absichtlich zwischen uns, wodurch sie sich eindeutig entspannte. Viel bekam Caesar aus ihr jedoch auch nicht raus, weswegen erneut Finnick zur Hilfe sprang und übernahm.
Während der Zusammenfassung der Spiele hielt Annie meine und auch Finnicks Hand. Sie tat wie ich ihr gesagt habe und blickte nicht wirklich hin. Auch wenn ihr Blick auf die Leinwand gerichtet war, konnte ich sehen, dass sie sich irgendwo in sich selber vergrub um das ganze zu ertragen.
Ich tat es ihr gleich, besonders da ich nicht sehen wollte, wie Sneaxs starb. Das Wissen darüber reichte mir vollkommen.
Den Blick, den Snow mir zu warf, als er Annie die Krone auf den Kopf setzte war kurz und doch so intensiv wie kein anderer. Ja ich hatte einen Pakt mit dem Teufel. Anders konnte ich es einfach nicht beschreiben. Auch Finnick bekam seinen warnenden Blick ab und ich musste gestehen, dass Snow es gut darstellte. Wüsste ich es nicht besser, würde ich ebenfalls glauben, dass es Finnicks Eingeständnis war, was Annies Leben gerettet hatte.
„Können wir jetzt nach Hause?"
Annies leise Stimme riss mich aus meinen Gedanken, während mein Blick immer noch auf dem Präsidenten ruhte, der mit den Spielmachern der diesjährigen Spiele redete. Es fiel mir schwer von ihm wegzusehen, besonders da es sich irgendwie entgültig anfühlte.
Trotzdem zwang ich mich dazu zu dem Mädchen zu blicken, für welches ich mein Leben gab und ihr ein Lächeln zu schenken.
„Ja, jetzt fahren wir nach Hause."


Senna Quince 3 | Die 70. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt