Als wir unten ankamen, herrschte bereits reges treiben und die ersten Tribute standen mit ihren Teams aufgereiht da. Die meisten sahen wie jedes Jahr einfach lächerlich aus, wobei es Distrikt 1 dieses Jahr wohl besonders fies getroffen hatte. Zumindest sahen sie aus, als wären sie einfach nur unförmige Diamanten. Sie schienen sich kaum in ihren Outfits bewegen zu können. Es viel schwer, dabei nicht einfach lauthals loszulachen.
"Finnick hol deinen Kalender raus.", murmelte Johanna plötzlich und grinste zufrieden. "Das hier ist ein feierlicher Tag. Das kann nicht mal unsere Stylisten übertreffen."
Jetzt musste ich zumindest schmunzeln.
„Bist du sicher?", brachte ich leise heraus.
"Ganz sicher. Und wenn sie es doch tut, der Stylist aus 1 ist nächstes Jahr arbeitslos, dann nehmen wir den bis sie mich mal planen lassen.", seufzte sie, als ihr Blick zur Seite wanderte und sie dann die Faust in die Luft reckte. "Keine Bäume! Bis dann!"
Ich sah noch, wie sie Blight am Ärmel packte, danach war sie verschwunden.
Finnick schüttelte neben mir schmunzelnd den Kopf.
„Johanna wie sie leibt und lebt.", behauptete er, doch ich konnte die Liebe für das Mädchen darin hören.
Zuhause redete er nur ab und an von ihr, doch ich hatte auch schon von Mags gehört, dass einige Mentor sich anfreundeten. Ihr ging es da nicht anders. Aber die Trennung immer wieder war schwer, besonders wenn man sich wohl so gut verstand wie Johanna und Finnick. Immerhin konnten sie ein ganzes Jahr lang nur mit einander telefonieren, ehe sie wieder ins Kapitol kamen um für einige Wochen zusammen zu sein, während Jugendliche aus ihrem Distrikten ums überleben kämpften. Das verdüsterte die Freude sich wiederzusehen natürlich ein wenig. Wenn einer von beiden gewann, sah man sich noch einmal für ein paar Stunden, wenn die Siegestour durch den Distrikt kam aber das war es auch schon.
Niemanden wurde gestattet aus seinem Distrikt in einen anderen zu ziehen, womit man nie wirklich beieinander sein konnte. Das machte eine Freundschaft bereits hart aber gab es vielleicht auch einige unter ihnen, die sich liebten? Wie tragisch wäre dies?
„Ich mag sie.", murmelte ich endlich, als ich merkte, dass Finnick auf etwas wartete. „Sogar sehr."
Mein bester Freund antwortete zwar nichts, grinste aber so breit, dass ich wusste, dass ich die richtige Antwort gegeben hatte.
Gleichzeitig begann er sich um zu sehen, ehe er seufzte.
„Da sind sie.", erklärte er und ich suchte in der Richtung in die er schaute.
„So schlimm?", wollte ich wissen, als ich sie endlich ebenfalls fand.
Eigentlich sahen sie nicht schlecht aus, im Gegenteil. Sneax wirkte stark und mächtig neben Annie, die auf ihre zierliche Art wunderschön war.
Genau so etwas würde ihr Sponsoren bringen, aber wahrscheinlich auch eingie Verehrer, was wohl Finnicks Seufzen erklärte.
Natürlich wollte er genau wie ich, dass sie gewinnt aber das sie danach das Gleiche tun musste, wie er, war ihm wohl bis jetzt noch nicht in den Sinn gekommen.
„Lass uns rüber gehen.", murmelte ich leise und packte ihn, wie Johanna vorher Blight, am Arm, um ihn mit mir zu ziehen.
„Und? Was meint ihr? Sehen sie nicht fabelhaft aus?", kreischte uns die Stylistin fast schon entgegen, weswegen ich am liebsten wieder umgedreht wäre.
„Es ist ein wenig... luftig.", behauptete Finnick und schielte kurz zu Annie, der das Outfit eindeutig unangenehm war.
„Ja aber darum geht es doch!", schimpfte nun die zweite Stylistin.
Ich kannte keine von Beiden, weswegen ich auch nicht wusste, wer von beiden, zu welchem unserer Tribtue gehörte, aber eigentlich war es auch egal.
„Ihr lebt am Meer. Warme Temperaturen, Strand und Wasser.", schwärmte die erste nun ebenfalls und ich verdrehte nur die Augen, ehe ich zu Annie trat.
„Alles okay?", fragte ich sie so leise wie möglich.
Das Mädchen nickte unsicher, zupfte aber im nächsten Moment wieder an den wenigen Stoff.
„Das wird schon Annie. Versuch nicht daran zu denken, was du an hast... oder was nicht... Stell dir vor, du trägst einen dieser furchtbaren Mäntel da drüben."
Ich deutete auf die Tribute aus Distrikt 10 die komplett in geflecktes Fell eingehüllt waren und Hörner auf dem Kopf hatten. Sie sahen einfach nur schrecklich lächerlich aus und mussten unter dem ganzen Stoff fast ersticken.
Es half, dass Annie ebenfalls kurz auflachte und sich etwas entspannte.
„Auch wenn das Outfit etwas luftig ist, siehst du darin unglaublich aus.", erklärte ich deswegen weiter.
„Du würdest darin unglaublich aussehen.", widersprach sie jedoch. „Ich hingegen seh aus, als wenn ich die Sachen meiner großen Schwester trage."
„Nun gut. Dann stell dir vor, dass es genau so ist. Du trägst meine Sachen aber siehst Hammer darin aus und der einzige, der dich daran sehen wird, wenn du mit Sneax gleich da raus fährst, ist Finnick. Kein anderer."
Annie lief leicht rot an und schmunzelte leicht aber es stand ihr. Es gab ihr etwas Farbe, in das sonst blasse Gesicht.
„Du hast dich gerade als meine Schwester bezeichnet.", murmelte sie leise.
Es wurde mir durch ihre Worte erst selber bewusst, weswegen ich ebenfalls leicht schmunzelte.
„Nun ja...", begann ich und strich eine wirre Strähne aus ihrem jungen Gesicht. „Irgendwie sind wir das doch auch. Du hast dich um mich gekümmert, als ich jemanden brauchte, und nun pass ich auf dich auf. So wie es Schwestern tun würden."
Annie blickte mich einen Moment an und ich konnte Tränen in ihren Augen Schimmern sehen, ehe sie energisch nickte.
„Wie Schwestern.", wiederholte sie und drückte meine Finger.
Im nächsten Moment wurde eine mechanische Stimme laut, die erklärte, dass die Parade jeden Moment losgehen würde, weswegen die Tribute auf die Wagen sollte.
Sneax, der gerade noch mit Finnick gesprochen hatte, kletterte behände nach oben, ehe er Annie die Hand hin hielt und sie eher nach oben hob, als das sie den Wagen selber erklomm.
„Denkt daran. Ihr seid von euch überzeugt und wollt siegen. Zeigt ihnen das da draußen.", erinnerte Finnick, doch ich grinste Annie an.
„Nicht vergessen was ich gesagt habe.", meinte ich erneut leise, stellte mich dann aber noch auf die Zehenspitzen, um ihr etwas zuzuflüstern. „Nur Finnick sieht dich."
Im nächsten Moment setzte sich der erste Wagen auch schon in Bewegung und es dauerte nicht lange, bis auch die Pferde von Distrikt 4 los gingen.
Ich konnte nicht anders, als meinen beiden Tributin stolz hinterher zu blicken.
DU LIEST GERADE
Senna Quince 3 | Die 70. Hungerspiele
Fanfiction_Teil 3_ Endlich scheint Sennas Leben wieder in geordneten Bahnen zu laufen. Den Tod ihres Vaters einigermaßen verkraftet und die Halluzinationen hinter sich gelassen, lebt sie mit Tarek zusammen in ihrem Siegerhaus. Doch gerade da kommt Finnick m...