Senna Quince 3 | Kapitel 6

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„Das ist doch alles ein abgekartertes Spiel!", schrie Finnick laut genug, dass uns sogar die Friedenswächter anstarrten.
Finnick ignorierte sie jedoch während er weiter vor mir auf und ab tigerte. Sein Nacken war dabei so angespannt, dass ich Angst hatte, dass gleich etwas reißen würde.
„Beruhige dich Finnick.", ermahnte ich ihm zum wahrscheinlich hundersten mal, als die Zwillinge insGebäude kamen.
Sie wirkten ebenfalls angespannt als sie auf uns zu kamen.
„Alles okay?", wollte ich sofort wissen, was Nerium schnauben ließ.
„Ansichtssache. Wir wollten zu Annie und Sneax. Sie haben schließlich nur uns.", erinnerte er mich und sofort entspannte ich mich ein wenig.
„Bei euch alles okay?", fragte Oleander eher mich, als Finnick, auch wenn er immer wieder zu ihm schielte.
„Geht schon.", murmelte ich, während Finnick nur frustriert gegen die Wand schlug, was die Friedenswächter einfach mal so hin nahmen.
Immerhin sie wollten sich nicht mit einem Sieger anlegen, im Gegensatz zum Präsidenten.
„Es ist einfach unfair, wenn es uns doppelt trifft. Egal wie wir es wenden und drehen, nur einer von ihnen wird wieder mit nach Hause kommen können.", gab ich ein wenig nach.
„Und wir wissen alle, wer das ist.", meinte auch Nerium leise, so dass nur sein Bruder und ich es hören konnten, während er nun auch auf Finnick blickte, ehe er seufzte. „Ich geh dann mal zu Sneax."
Oleander nickte uns noch einmal zu, ehe er das zweite Zimmer ansteuerte, hinter dem Annie ihre Stunde verbrachte.
„Finnick wir müssen nachdenken.", erinnerte ich ihn wieder, als die Zwillinge auch schon verschwunden waren.
Gleichzeitig wusste ich nicht wie viel Zeit verstrichen war, seit die Ernte offiziell vorbei war.
Eine Viertelstunde? Länger?
Ich konnte es wirklich nicht sagen.
Finnick stand immer noch mit dem Rücke zu mir und ich konnte sehen, wie er angespannt versuchte sich selber unter Kontrolle zu bringen.
„Das ist nicht fair.", flüsterte er irgendwann.
„Ich weiß.", gab ich leise zurück. „Aber es wäre auch nicht fair gewesen, wenn wir den Jungen nicht kennen würden oder? Uns war beiden klar was passieren würde, wenn Annie in die Spiele muss. Natürlich versuchen wir sie herauszubringen und nicht ihn. Das es nun Sneax ist macht es nur um so schlimmer."
Ich sprach nur das aus was wir doch alle dachten.
Ich mochte den Jungen und ich wusste wie viel er Annie bedeutete aber ich konnte nicht darüber nachdenken. Wenn ich es tat würde ich wahrscheinlich bereits jetzt zusammen brechen.
Schließlich war dies genau der Grund warum Sieger danach als Mentoren arbeiten mussten. Sie wurden jedes Jahr daran erinnert, dass sich nichts verändert hatte und sie auch nichts ausrichten konnten, auch wenn sie diese Hölle einmal überlebt hatten.
Und manchmal traf es sogar Jugendliche die man eben selber kannte.
Wählen musste man trotzdem früher oder später. Man konnte nur einen Jugendlichen eventuell nach Hause bringen.
„Senna?"
Tareks Stimme war es die mich von Finnick los rieß.
Verwirrt drehte ich mich zu ihm um. Wir hatten uns extra schon vorher verabschiedet, damit ich mich im Notfall um meine Tribute kümmern konnte.
„Tarek?", fragte ich deswegen etwas aus dem Konzept gebracht, ging aber trotzdem sofort zu ihm.
„Ich dachte mir, dass du mich vielleicht nochmal sehen willst, nachdem es jetzt Annie und Sneax sind.", erklärte er ruhig und ich konnte nicht anders als ihn dankbar anzulächeln, ehe ich mich gegen seine Brust sinken ließ.
Für Finnick musste ich ab jetzt die Starke sein, egal wie schwer es mir viel, doch bei Tarek konnte ich mich noch einmal für einen Moment entspannen.
„Danke.", murmelte ich leise, als mein Verlobter mir einen Kuss auf die Haare hauchte.
Fest in seine Arme gekuschelt könnte ich mir ein paar Sekunden Frieden, ehe ich mich wieder von ihm drückte.
„Ich sollte zu Finnick zurück, bevor er noch jemanden aus Wut umbringt.", gestand ich ein wenig traurig.
Noch einmal verabschieden zu müssen war schwer aber immerhin würde ich in wenigen Wochen wieder da sein.
Damals, als ich in meine eigenen Spiele zog war ich mir dem auch sicher gewesen. Wie aber musste sich Sneax gerade fühlen?
Der Junge war nicht dumm. Er konnte eins und eins zusammen zählen und wusste genau, wie gut seine Chancen ohne der Hilfe von seinen Mentoren standen.
Wie vielen Jugendlichen ging es so? Wie viele von ihnen wussten bereits in diesem Zimmer, dass sie nicht mehr nach Hause kommen würden, sondern bald einfach tot.
„Ich bin immer bei dir. Vergiss das nicht.", erinnerte mich Tarek und ich nickte.
Sanft drückte er seine Lippen noch einmal auf meine und ich legte automatisch meine Hand in seinen Nacken, da ich ihn nicht gehen lassen wollte.
Doch ich musste.
Finnick brauchte mich, genau wie Annie und auch Sneax. Auch wenn ich Annie retten wollte würde ich ihn in den nächsten Tagen nicht vergessen.
„Ich liebe dich.", flüsterte ich noch einmal zu meinem Verlobten, ehe er sich lächelnd von mir abwand und wieder nach draußen ging.
Einen kurzen Moment blickte ich ihm noch hinter her, ehe ich wieder zu Finnick ging. Er hatte sich nicht wirklich bewegt, schaute mich aber mit klaren Blick an, als er mich hören konnte.
„Ich hasse es.", brummte er noch einmal, klang dabei aber nicht mehr so verzweifelt wie noch vor wenigen Minuten.
Ich überbrückte die letzten Zentimeter zwischen ihm und mir, ehe ich meine Hände an seine Wangen legte, um ihn zu mir herunter zu ziehen, bis sich unsere Stirnen berührten.
„Wir lassen ihn nicht gewinnen.", flüsterte ich leise, sodass nur Finnick es hören konnte, aber entschlossen. „Egal was er uns antut er wird uns nie komplett zerstören."
„Das klang jetzt eher wie etwas, was Maze sagen würde.", stellte Finnick fest und grinste.
Ich erwiderte es, als er sich an unseren alten Freund erinnerte.
„Nun er ist eben immer noch hier... irgendwie.", schlußfolgerte ich. „Und es heißt eben einfach wieder, wir Drei gegen den Rest von Panem."
Finnick schmunzelte immernoch als er leicht nickte und zustimmte.
„Wir Drei gegen den Rest von Panem."

Senna Quince 3 | Die 70. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt