Senna Quince 3 | Kapitel 5

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Der Tag der Ernte kam viel zu schnell. 

In dem einen Moment stritten sich die Zwillinge, Finnick, Annie und Tarek noch über den Kuchen, den es bei Tareks und meiner Hochzeit geben sollte und im nächsten war ich am Morgen der Ernte aufgestanden. 

Wie immer hatten sich vor der Ernte alle ehemaligen Sieger versammelt um mir und Finnick viel Glück zu wünschen. Jeder von ihnen hatte zumindest einmal das fragliche Vergnügen gehabt Tribute ins Kapitol zu begleiten, weswegen sie genau wussten, was auf uns zu kam. Niemand von uns wollte dies tun aber es blieb uns nichts anderes übrig und immerhin hatten unsere Tribute oft sogar noch so etwas wie eine Chance. 

Nicht wie die Kinder aus den äußeren Distrikten. Allein Distrikt Zwölf hatte in all den 69 Spielen, die bis jetzt stattgefunden hatte, gerade einmal zwei Gewinner heraus gebracht, von denen einer bereits gestorben war. Das Haymitch, der zweite Gewinner, das zweite Jubeljubiläum gewonnen hatte zählte dabei auch nicht mehr. 

Finnick kam sogar noch später als ich, wobei ich mich nur von den Zwillingen verabschiedet hatte. 

Tarek durfte hier noch dabei sein, weswegen ich an ihn gekuschelt war, als auch endlich Finnick bei uns aufschlug. 

„Hab Annie hergebracht.", murmelte er entschuldigend zu mir, wobei er unglaublig angespannt wirkte. 

Ich legte meine Finger auf seinen Unterarm und lächelte ihn kurz aufbauend an, ehe auch schon Kuran das Wort ergriff. 

„Wird wohl langsam Zeit für euch zwei rein zu gehen.", erinnerte er uns und nickte zum Justizgebäude." 

Von den Mentoren verabschiedete ich mich eher schnell, während ich um so länger in den Armen von Tarek lag. 

„Ich bin bald wieder zurück.", erinnerte ich leise auch mehr mich selber als ihn. 

„Du schaffst das und ich warte hier auf dich, bis du wieder da bist.", flüsterte er und küsste mich noch einmal so lange, bis sich Finnick räusperte. 

Kurz grinste ich ihn entschuldigend an, ehe ich mir noch einmal einen schnellen Kuss von Tarek erhaschte, ehe ich mit Finnick ging. 

So bald jedoch Tarek nicht mehr da war, fühlte ich mich ein wenig unwohler. Finnick schien es zu spüren, da er meine Hand ergriff und meine Finger drückte. 

Im Justizgebäude wartete bereits die neue Betreuerin von Distrikt Vier. Sie war erst seit letztem Jahr dabei und ich hatte ihren Namen schon wieder vergessen. 

„Da seid ihr zwei Hübschen ja.", flötete sie, während sie immer wieder ihre Perücke zurecht zu rücken schien. 

Besser wurde es jedoch nicht wirklich. 

„Lange nicht gesehen Florina.", behauptete Finnick charmant lächelnd, auch wenn ich hören konnte, dass er es so nicht meinte. 

Florina... genau das war der Name. 

„Und Senna. Es ist so schön dich kennen zu lernen.", meinte sie nun an mich gerichtet. 

Ein wenig davon überrumpelt nickte ich nur aber anscheinend schien sie nicht mehr von mir zu erwarten. 

Vielleicht war es jedoch auch unser nervöser Bürgermeister, der genau in diesen Moment in die Halle kam, der sie von mir ablenkte. 

Viel zu schnell jagte er uns nach draußen wo wir auch schon mit einem Applaus empfangen wurden. 

Immerhin waren wir immer noch einer der erfolgreichsten Distrikte, weswegen nur wenige wirklich Panik vor den Spielen empfanden. 

Finnick setzte sofort seine professionelle Maske auf und lächelte gekonnt in die Kamera. Ich versuchte es im zumindest ein wenig nach zu machen, nutze jedoch mehr seinen breiten Rücken um mich dahinter verstecken zu können. 

Als wir uns jedoch setzen mussten konnte ich es nicht mehr, weswegen ich meinen Rücken durch drückte. 

Wie hatte ich es früher gemacht? Vor meinen Spielen war es mir so leicht gefallen. Es war einfach ganz natürlich gewesen. Damals war ich von meinem Können aber auch noch überzeugt gewesen. 

Während der Bürgermeister seine Rede hielt und dann an Florina abgab suchte ich in der Menge nach Annie. Es dauerte einen Moment aber ich konnte sie sehen. Ihr Blick war auf mich und Finnick gerichtet, wobei sie kurz schüchtern lächelte als sie mich dabei erwischte. 

Finnick übernahm die kurze Ansprache der Mentoren in dem er mit Witz und Charme darauf aufmerksam machte, dass man sich ruhig freiwillig melden konnte, wenn man etwas Zeit mit ihm verbringen will, aber nicht vergessen sollte, danach in der Arena antreten zu müssen. 

Dem ein oder anderen entlockte dies sogar ein Lachen, was Florina sofort aufnahm, ehe sie mit der Auswahl begann. 

Ich konnte spüren wie sich Finnick neben mir ein wenig verspannte, weswegen ich dieses mal unauffällig nach seiner Hand griff. 

Meine Gefühle fuhren genau wie seine Achterbahn. Natürlich hoffte ich, dass Annie verschont blieb. Gleichzeitig fühlte ich mich so oder so nicht wohl ins Kapitol gehen zu müssen. Konnte ich aber einfach so einem anderen Mädchen den eventuellen Tod wüschne? 

Vor wenigen Jahren hätte ich es gekonnt. 

Ich war eindeutig verweichlicht...durch die Spiele... wer hätte das gedacht. 

„Unser weiblicher Tribut für die siebsigsten Hungerspiele ist...", Florina machte eine Spannungspause in dem sie die Mädchen anlächelte und mit den unechten Augenbrauen wackelte. „...Annie Cresta." 

Meine Finger verkrampften sich um Finnicks, der eindeutig für einen Moment die Luft anhielt. 

Dann wollte er aufspringen. Ich konnte es regelrecht neben mir spüren, weswegen ich noch einmal fester seine Hand drückte. 

„Spinnst du?", zischte ich ihm zu, auch wenn er mich kurz wütend dadurch anfunkelte. „Spring jetzt auf und sie ist in der Arena das erste Ziel für alle! So können sie dem großen Finnick Odair schaden. Außerdem wird jeder im Kapitol sie überrennen. Du kannst früh genug zu ihr." 

Ich war mir nicht sicher doch meine Worte schienen irgendwie zu ihm durchzudringen, auch wenn sein Blick angespannt auf Annie hing, die ängstlich zur Bühne kam. 

Zitternd kam sie bei Florina an, die breit grinsend wie immer nach Freiwilligen fragte. Natürlich meldete sich niemand. In der Akademie hatte niemand das okay bekommen und seit Reeta es auf eigene Faust nicht einmal durchs Blutbad geschafft hatte, traute sich niemand. 

Frustriert stellte ich fest, dass dies wohl auch meine Schuld war aber ich sprach es lieber nicht laut aus. 

Kurz wurde Annie applaudiert aber ich konnte an den Gesichtern der Menschen sehen, dass niemand an ihren Sieg glaubte. 

Florina machte natürlich unbeeindruckt weiter und eigentlich war es mir mehr als egal, wer der männliche Tribut wurde. 

Jedoch nur solange bis die Betreuerin den Namen ausgesprochen hatte und Annie gequält aufschrie. 

Sneax. Der schweigsame Waisenjunge der in letzter Zeit immer öfters bei mir gewesen war und Annies bester Freund.


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