Familie, Phi und Dr. Leuenegger

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Sonntag, 28. Oktober 2012

Ich blinzelte mit den Augen. Das Licht der Neonlampe blendete mich. Das Klopfen an der Tür hatte mich wohl geweckt, da ein Pfleger gerade das Zimmer betrat. Er stellte das Tablett mit meinem Frühstück auf einem Beistelltisch ab und drehte die Platte vor mich. Ich setzte mich auf und nahm unter Aufsicht die Tabletten zu mir. Er fragte noch, wie es mir sonst so ging. Danach verliess er den Raum und meine Eltern, Rita und Peter, sowie Fiona betraten mein Zimmer. Ich versuchte sie mit einem Lächeln zu begrüssen. Natürlich wussten sie, dass das nur eine Fassade war. Sie drei hatten mich bereits gestern besucht. Ich war ihnen sehr dankbar, dass sie so Hals über Kopf hergeflogen waren. Aber sie sollten sich unbedingt auch die Inseln anschauen.

'Ich habe eine Überraschung für dich. '

Phi grinste mich an und pfiff. Etwas verwirrt schaute ich zu ihr, bis Raija durch die noch offene Tür hineinstürmte. Sie nahm Anlauf und sprang auf mein Bett. Auf meinem Gesicht erstrahlte ein ehrliches Lächeln. Ich drückte sie fest an mich.

'Wie zum Teufel habt ihr es geschafft, dass sie ins Krankenhaus darf? '

Phi schaute zu meinen Eltern, doch sie grinsten mich nur an. Also schaute ich weiter zwischen ihnen und Phi hin und her, bis meine Mutter schliesslich erbarmen hatte.

'Naja, also zum einen hat Phi bemerkt, dass sie Probleme mit ihrem Computersystem und dem W-Lan haben und Angeboten die Fehler zu Beheben. Zum anderen habe ich per Zufall einen Patienten getroffen, der gerade die Diagnose Diabetes Typ 1 erhalten hat. Mir schien aber, dass er einen Nebennierentumor hat. Wie sich herausgestellt hat, ist er ein grosser Geldgeber dieses Krankenhauses und sehr dankbar, dass ich ihn richtig diagnostiziert habe. '

Ich schüttelte nur den Kopf und lachte leicht auf. Wir redeten noch eine Weile, gab ihnen noch ein paar Tipps, was sie sich auf Oahu anschauen sollten. Etwa um 9 Uhr kam mein Arzt vorbei und meinte, dass ich entlassen werden würde. Kurz darauf kam auch schon eine Krankenpflegerin vorbei und brachte mir die Papiere. Sie erinnerte mich nochmal daran, mich zu schonen und sowohl Phi, als auch meine Eltern meinten nur, dass sie darauf Acht geben würden.

Bei mir angekommen wurde ich von Sirko und Jari stürmisch begrüsst. Ich kniete mich zu ihnen und knuddelte alle drei. Umgehend wurde ich von meiner Mutter zum Sofa geschoben. Kaum sass ich unter einer Decke und Hunden, verschwanden meine Eltern um einkaufen zu gehen. Phi pflanzte sich neben mich und die Hunde und begann über die neuesten Ereignisse in der Schweiz zu plappern. Ich hörte ihr gerne zu, es lenkte mich von den letzten Tagen ab. Gegen Mittag waren meine Eltern wieder zurück und aus der Küche begann es lecker zu duften. Kurz darauf klingelte es erneut an der Tür und Phi sprang auf, um die Tür zu öffnen. Ich hörte, wie sie die Person misstrauisch fragte, wer sie sei und von wo sie mich kenne. Den ersten Satz kaum ausgesprochen, rief ich dazwischen.

'Phi lass Amy rein. Sie ist eine gute Freundin. '

Meine Eltern lachten etwas und legten die Kochlöffel weg, um meine neue Freundin zu begrüssen. Noch bevor sie mich erreicht hatte, war Amy umstellt von meiner Familie. Ich schickte Rajia zu ihr, in der Hoffnung sie würde ihr etwas Sicherheit geben.

'Hallo Amy, ich darf doch Amy sagen. Ich bin Rita, Alex's Mutter, Willst du mit uns essen? Wir habe genug. '
'Schatz, überfall sie nicht so. Hallo ich bin Peter. Freut mich dich kennen zu lernen. '
'Freut mich auch. Ich bleibe gerne, aber nur wenn ich nicht störe. Aber eigentlich bin ich hier, um nach Alex zu sehen.'

Meine Eltern gingen zurück in die Küche und Phi und Amy kamen zu mir. Sie setzten sich links und rechts von mir auf das Sofa. Rajia sprang bei Amy auf den Schoss.

'Heii, wie geht es dir? '
'Das wird schon. Danke, ohne dich hätten sie mich wohl kaum so schnell gefunden. '

Phi sah überrascht zu Amy, sagte aber nichts und beide nahmen mich in die Arme. Eine Weile sassen wir so da. Irgendwann begann Amy von ihrem Tag zu erzählen. Sie hatte die letzten drei Tagen ihren ersten Langstreckenflug in die Schweiz. Sie erzählte, was sie erlebt hatte. Phi und ich mussten immer wieder lachen, weil manche Dinge für uns so normal waren.

'Wieso nennt Alex dich eigentlich Phi? '
'Das ist einfach. Ich hatte schon immer ein Faible für Zahlen. Und als wir dann das griechische Alphabet gelernt hatten, wurde ich zu Phi. Danke Alex. '

Das letzte sagte sie mit einem leicht ironischen Unterton. Kurz darauf riefen uns meine Eltern an den Tisch. Eine Weile sprachen wir über dies und das.

'Wie lange kennt ihr euch schon? '

Ich schaute etwas zögerlich zu Fiona und auch meine Eltern schauten umgehend zu ihr. Amy schien zu merken, dass das eine heikle Frage war. Phi atmete einmal tief durch und fing an zu reden.

'Wir kennen uns seit wir drei sind. Und seit wir fünf sind, sind wir Schwestern. Meine Eltern haben mich eines Abends nicht aus der Kita geholt und als Rita und Peter Alex spät abends abholen wollten, haben sie mich mit zu sich nachhause genommen. Meine Eltern sind nicht mehr aufgetaucht. '

Amy schaute überrascht zwischen uns hin und her und schien bedrückt, dass sie gefragt hatte. Um sie aus der Situation zu retten, versuchte ich zurück zu unverfänglichen Themen zu kehren. Alle stiegen darauf ein. Nachdem die riesige Portion Älpler Macaroni aufgegessen war, mein Lieblingsessen, seit ich denken konnte, drückte ich meine Eltern. Eigentlich war es ja nicht gerade passendes Essen für Hawaii, aber es hatte echt gut getan etwas Heimat zu spüren. Auch Amy schien, dass für sie sehr exotische Essen, geschmeckt zu haben. Sie verstand zwar noch nicht ganz, wieso ich das Apfelmuss zusammen mit dem Käse und den Kartoffeln ass, aber das würde schon noch kommen. Gegen 10 Uhr machte sie sich auf den Nachhauseweg und der Rest von uns machte es sich auf dem Sofa bequem. Wir schalteten die Nachrichten ein. Als es um einen Kriegseinsatz ging zucke ich stark zusammen und Phi, an die ich mich angelehnt hatte, drückte mich fest.

'Ich habe Dr. Leuenegger bereits gebeten für einige Tage hierhin zu kommen. Sie landet am Mittag. Sie wird dich auch zu dem Gespräch mit der Polizei begleiten. Ein Commander McGarrett hat uns gebeten, dir zu sagen, dass er gerne mit dir sprechen möchte, sobald du aus dem Krankenhaus entlassen bist. Ich werde ihn morgen anrufen und einen Termin aus machen. Ist das in Ordnung für dich? '

Ich schaute meinen Vater etwas überfordert an, nickte seinen Vorschlag aber bestätigend ab. Auch meine Mutter hatte ihm den Ellbogen in die Seite gedrückt, um zu zeigen, dass er mich nicht so überfallen solle. Ich grinste nur über ihre Reaktion und auch Phi schien es zu belustigen. 

Wolf Saga - Heilendes WasserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt