Vergeben, aber nicht vergessen

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Donnerstag, 27. Dezember 2012

Das erste was ich tat, als ich im Büro ankam, war den Polizeipräsidenten aus dem Bett zu klingeln. Das war zwar nicht meine Absicht, aber stören tat es mich nicht. Das Fazit eines knapp 5- minutigen Gesprächs war, dass er den Befehl von Steve nicht rückgängig machen würde. Selbst als ich drohte das die Wolf Company ihre Unterstützung einstellte, was ich nicht tatsächlich tun würde und das schien er zu wissen. Also ging ich eine Stufe höher und meldete mich beim Gouverneur Denning von Hawaii. Dieser war etwas kulanter, da er Steves Art gut kannte und auch darauf bedacht war die Staatsressourcen zu schonen. Allerdings lies er die Beamten nur abziehen, wenn ich alles für meine Sicherheit tat. Nachdem das geklärt war, lud er mich zu einer Silvestergala ein. Da ich auf die Zusammenarbeit mit ihm angewiesen war und ich sowieso noch nichts geplant hatte, nahm ich die Einladung dankend an.

Vertieft in die Auftragsbilanzen, schreckte ich hoch als es an meiner Bürotür klopfte.

'Hallo Shawn, schön dich zu sehen. Aber was machst du hier? '
'Hei Boss, ich bin hier, um auf dich aufzupassen. '

Meine rechte Augenbraue zog sich hoch, da er eigentlich bei seiner Familie sein sollte. Mein Sicherheitschef war ein totaler Workaholic und ich musste ich ihn zu den freien Tagen über Weihnachten und Neujahr zwingen, so dass er die Zeit mit seiner Familie geniessen konnte. Deshalb hatte ich eigentlich direkt Duke bescheid gegeben, seinem Stellvertreter, dass er einen Einsatzplan für die nächsten Tage erstellt.

'Duke hat den Plan gemacht und mich nicht informiert. Aber ich weiss alles, Kleine. '

Ich schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen an, sagte aber nichts. Es war eines der wenigen Male seit ich etwa 10 Jahre alt war, dass er mich Kleine nannte und er tat es nur wenn ich ihn umging.

'Wer bewacht mich morgen und am Wochenende? '

'Ich. '

Ich schüttelte kurz den Kopf, wusste aber dass es nichts brachte mit ihm zu diskutieren. Also hatte ich einen neuen Plan gefasst. Während Shawn auf dem Sofa an seinem Laptop arbeitet, kontaktierte ich seine Frau. Ich lud sie und ihre Kinder ein, ihren Mann morgen zu begleiten, was auch für die Kinder ein Abenteuer sein würde. Es gab ein Fitnessstudio mit unteranderem einer Kletterwand und Riesentrampolin, ein Wasserbecken, in dem wir verschieden Geräte testeten es aber auch in ein Schwimmbecken umfunktionieren konnten und verschiedene andere neue lustig Spielereien, die die Kinder ausprobieren könnten. So konnte Shawn Zeit mit seiner Familie verbringen und gleichzeitig mein Bodyguard sein. Es ging nicht lange bis sie zusagte. Danach konzentrierte ich mich wieder auf den Jahresabschluss, all die Statistiken, Abrechnungen und Dokumentationen. Ich hatte vollkommen die Zeit vergessen bis ich ein lautes Magenknurren hörte und sich auch mein Hunger meldete. Wir machten uns auf die Suche nach etwas essbarem und als wir zurück kehrten, stand ein mir sehr bekannter Mann vor der Tür. Ich spannte mich etwas an und Shawn legte seine Hand unterstützend zwischen meine Schulterblätter.

'Na los, du musst mit ihm reden. '

Steve hatte uns schnell entdeckt und kam uns entgegen. Sobald er uns erreicht hatte, zog sich Shawn zurück, um uns etwas Privatsphäre zu geben. Meine Stimme war hart als ich ihn begrüsste.

'Commander McGarrett, was verschaft mir die Ehre? '

'Alexandra, können wir bitte reden? '

'Ich höre. '

'Können wir bitte rein gehen. Ich möchte das nicht auf der Strasse klären. '

Ich nickte und wir gingen schweigend in mein Büro. Nachdem Steve den Raum betreten hatte, hielt mich Shawn kurz auf und bat mich dem Mann zu verzeihen, bevor er mich hineinschob und die Tür hinter mir schloss.

'Also? '

'Ich habe gehört, dass du die Streifenpolizisten hast abziehen lassen. '

'Kommst du um mir Vorwürfe zu machen! Dann kannst du gleich wieder gehen. '

'Deswegen bin ich nicht hier. Ich musste dich sehen. '

Ich schaute ihn auffordernd an. Das war ja wohl kaum der einzige Grund, ausserdem ist musste ein ziemlich hartes Wort.

'Mary und Kono meinten, dass ich dir meine Reaktion erklären soll, wenn, naja... '

'Wenn ich dir verzeihen soll. Ich würde mich über eine ordentliche Erklärung freuen. Aber ich verspreche nicht das danach alles wieder in Ordnung ist. '

'Ich hatte mir einfach Angst, dass dir wieder etwas passieren könnte. In dem Moment dachte ich du wärst immer alleine unterwegs. Kono hat mir gesagt, dass du nur zuhause keine Bodyguards mehr hattest. Ich liebe dich, Alex. Solche Gefühle hatte ich schon lange nicht mehr und ich könnte es mir nie verzeihen, wenn dir etwas passieren würde. Und du hast dich ausgerechnet mit einigen der extremsten Terroristen angelegt. '

Seine aufrichtigen Worte, das Bedauern und die Hoffnung in seiner Stimme, liessen mich ihm vergeben. Allerdings zögerte ich noch ihm einfach um den Hals zu fallen, er sollte mir vorher noch ein paar Fragen beantworten.

'Wieso denkst du das ich immer noch in Gefahr bin? Ja sie haben mich zweimal entführt und du hast beide Male die Verantwortlichen gefunden. Glaubst du sie versuchen es nochmal? '

Ich konnte sehen wie sich seine ganzen Muskeln anspannten, sein Blick wurde härter. Zuerst starrte er in eine andere Richtung, schien mit sich zu kämpfen, bevor er mir direkt in die Augen sah.

'Ich denke nicht nur, dass du immer noch in Gefahr bist. Ich weiss es. '

'Bitte was? '

'Du weisst, dass ich noch einige Gespräche mit Mike hatte. Deine Frage, wieso sie es nur auf dich abgesehen haben, hatte mich beschäftig, aber die Antwort wird dir nicht gefallen. Deswegen, willst du es wirklich wissen? '

'Verdammt ja, Steve. '

'Es ging nie um die Passwörter, es ging um Rache an deinen Eltern. Anscheinend gibt sein Boss deinem Vater die Schuld am Tod seiner Töchter. Er wusste nicht warum, zehn Jahre lang nichts passiert ist, aber sie wollen dich leiden sehen. '

Diese Infos richtig zu verarbeiten war mir nicht möglich, stattdessen fiel ich einfach in seine Arme. Ich wollte die Sicherheit und Geborgenheit fühlen, die mir seine Nähe gab. Er drückte mich eng an sich, strich sanft über mein Haar und liess mir die Zeit die ich brauchte.

'Weiss es ausser Five-O noch jemand? '

'Im Moment nicht. '

'Ich muss es meinem Vater sagen, und Shawn. Er wird mich nie mehr aus den Augen lassen. Warte seit wann weisst du es? Hast du mich schon früher bewachen lassen? '
'Er wollte einen Deal für seinen Bruder und hat es mir deshalb gesagt und nein, du wurdest nicht überwacht. '

Ich zog ihn zum Sofa, setzte mich rittlings auf ihn und kuschelte mich an seine Brust. Er lachte leicht und legte seine Arme um mich. Wir sassen eine Weile so da, bis es an der Tür klopfte.

'Alex, es ist so still. Bitte sag mir, dass du ihm vergeben hast und ich keine Leiche finde, wenn ich den Raum betrete. '
'Kannst reinkommen und dich selbst davon überzeugen das er noch lebt. '

Wolf Saga - Heilendes WasserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt