Cosima Russo

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Ash hält vor dem Eingang des Krankenhauses und ich kann sie einfach nur ansehen. Eben war ich noch überglücklich weil ich hoffentlich das fehlende Puzzelteiles gefunden habe, dank ihr. Nun weiß ich nicht was ich machen soll. Eine Zwickmühle. Ein Problem dass wahrscheinlich eine Kettenreaktion auslösen wird. Bis es nichts mehr zu retten da ist. Es wird zu einem Polytrauma und ich werde es nicht aufhalten können. Egal wie ich es machen werde, es wird schlecht für mich ausgehen und Ash wird eine der Leittragenden sein.

"Du siehst angespannt aus.", sagt sie mit einem leichten Lächeln. Sie macht sich sorgen. Das ist gerade nicht fair. Nicht fair ihr gegenüber. Nicht fair uns gegenüber. Einfach nicht fair vom Universum. Das Schicksal ist nur was für Träumer und dass bin ich nicht. Ich bin realistisch und sehe fakten. Natürlich Gefühle spielen eine Rolle aber viele sehen Gefühle, egal wie oder wo, als vom Schicksal bestimmt Reaktionen an. Ich sehe sie als Hormonaustoßungen durch eine Aktivierung eines Nervs im Hirn an. Naja zurück zur Realität. Ash sieht mich abwartend an.

"Ich weiß noch nicht was mich darin erwartet. Der Anruf war nicht all zu aussagekräftig.", erkläre ich ihr. Das ist keine Lüge, rechtfertige ich es in meinem Kopf. Ich seufze.

"Du bekommst dass hin.", sagt sie aufmuntern und grinst mich an. Ich hoffe ich bekomme es hin. Mein Handy vibriert. Ich muss los. Ich drücke die Tür auf und steige aus.

"Melde dich wenn was ist.", sagt sie. Sie ist einfach süß und fürsorglich. Ich nicke nur und husche einfach ins Gebäude. Die sterile Luft heißt mich schnell willkommen. Dana steht wartend am Tresen. Sie hat meinen Kittel und alles andere in der Hand. Ich gehe mit schnellen Schritten auf sie zu. Sie entdeckt mich und kommt mir entgegen. Drückt mir alles in die Hand und läuft mit mir in die Richtung der Notaufnahme. Ich ziehe mir den Kittel über und verstaue alles wichtige in den Taschen.

"Was wissen wir?", frage ich sie.

"Wurde ohne Bewusstsein angetroffen, Atmung vorhanden, mehrere Frakturen."

"Von wem wurde sie gefunden?"

"Eine Freundin die sie besuchen wollte." Es beruhigt mich das es eine Freundin war. Ich atme durch.

"Warum muss ich es machen?"

"Niemand sonst ist da." Unglaublich dass nur ich da bin. Ich meine ich bin auch nur eine Person und ein Krankenhaus sollte nicht nur mit einer Person laufen. Ist auch komplett unmöglich. Ich sollte ehrlich über festen Urlaub nachdenken. Dann dürfen sie mich nicht anrufen. Okay, in meinem Frei dürfen sie es an sich auch nicht aber irgendwo kann ich sie verstehen, wenn niemand mehr überbleibt und man eben wen braucht. Schon ein kaputtes System, das so genannte Gesundheitssystem. Unser Job ist da um Menschen zu retten und zu heilen währenddessen wir selber zu Grunde gehen.

"Hast du sie schon gesehen?", frage ich Dana und stoße die große Doppeltür zur Notaufnahme mit viel Schwung auf.

"Nein, sie wurde erst eingeliefert wo man dich informiert hat und dann hat man mich erst angerufen dass du auf den Weg bist. Ich hatte also selber noch keine Zeit.", erläutert sie. Dana hat es mit mir auch nicht leicht. Sie hatte zwar kein Frei aber weniger zu tun wenn ich nicht im Haus bin. Eine Assistenzärztin kommt sofort zu mir, als hätte sie mich gerochen.

"Doktor Russo gut dass sie da sind. Es kam eine Patientin mit Notarzt und er will mir keine Übergabe geben bis jemand höheres da ist. Scheint wohl ernster zu sein." Ich nicke nur, dass werde ich später regeln, das ist nur Zeitverschwendung von dem Notarzt und die Ärztin muss noch einiges an Mut dazubekommen.

"Wo sind sie?", frage ich.

"Schockraum drei.", kommt es sofort und wir betreten den Raum. Es ist eine andere Atmosphäre hier drinnen. Ein eigenes Universum. Der Rettungsdienst steht um einer Trage. Der Sauerstoff rauscht laut, was auf eine Hohe Dosis schließen lässt, ein Monitor klingelt nerviger Weise, alles in allen viel zu Laut gerade. Ich stelle mich neben den Notarzt. Mein Blick fällt auf die Trage. Eine Frau liegt mit einer Sauerstoffmaske auf dem Gesicht, einem Stifneck um den Hals, damit die Halswirbelsäule geschützt und geschont wird, und in einer Vakuummatratze festgeschnallt da. Ihre Augen finden mich schneller als die der Notarzt obwohl ich neben ihm stehe und zusammen sehen wir an ihrem Kopf also kaum einsehbar ohne den Kopf großartig bewegen zu können.

"Hallo Cosima.", höre ich ihre nun dünne Stimme unter dem Rauschen des Sauerstoffs mich begrüßen.

"Hallo Marianne Thompson.", begrüße ich sie mit einem mitleidigen Lächeln.

Ice 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt