Cosima Russo

588 51 1
                                    

Es vergehen die Tage und ich verlasse nicht einmal das Krankenhaus. Dana bringt mir frische Klamotten von zuhause und hält mir die ganze Zeit Standpauken. Ich bleibe die ganze Zeit in der Nähe von der Intensivstation außer ich bekomme neue Patienten in der Notaufnahme, dann bin ich kurz weiter weg aber nie mehr. Ash schreibt mir oder wir telefonieren bis sie wieder zum Training muss. Sie wirbelt dahinten ordentlich herum, sie hat allen gezeigt wozu sie in der Lage ist und gibt jetzt viele Interviews. Sie wird ein Star. Ich sitze gerade mal wieder neben Marieanne und versuche ihren Mann zu erreichen, sie liegt noch im Koma von uns. Wir haben ihn nicht einmal erreicht nur die Mailbox. Heute ist der Tag wo wir aufwecken wollen, das schlimmste hat sie jetzt überstanden. Wir haben soweit alles getan ab jetzt liegt es an ihr. Lauren kommt rein und nickt mir zu. Sie und die Schwestern bereiten alles vor und beginnen. Ihre Werte sind gut. Sie bleiben auch so. Aber sie öffnet nicht die Augen. Das wird wohl auch noch einen Augenblick dauern. Mein Telefon klingelt. Der Empfang ruft an.

"Russo.", melde ich mich.

"Jemand kommt für Frau Thompson in ein paar Minuten.", sagt die Schwester am Telefon.

"Ich bin auf dem Weg.", sage ich und lege auf. Ich stehe auf und verlasse die Station. Im Eingang ist viel los. Wie immer. Ich laufe die Treppe runter und genau dann kommt jemand durch die Tür. Ash. Sie hat einen Anzug an und sieht ernst aus. Sie sieht mir sofort in die Augen. Keine Regung. Ein perfektes Pokerface. Ich atme durch und gehe auf sie zu. Die Leute bemerken sie auch. Das ganze Klima in der ganzen Halle ändert sich. Es wird kalt. Ein Mann springt auf und starrt Ash an. Viele fangen an zu reden.

"Sie sind doch die Eishockeyspielerin Thompson.", schreit der Typ und ich denke mir nur, wie kann man so wenig anstand haben. In einem Krankenhaus ist es egal wer reinkommt, jeder hat seine Gründe hier zu sein und es ist nie positiv. Ich schlucke und bleibe vor ihr stehen.

"Wo ist meine Mutter?", fragt sie mit einem Zähneknirschen. Sie ignoriert alle Blicke. Ich nicke und wirble wieder herum. Ich führe sie schweigend durch die Gänge. Auf der Station bleibe ich vor dem Zimmer stehen. Ash rauscht einfach rein. Ich seufze nochmal und folge. Marieanne sieht uns blinzelnd an.

"Ich sagte doch du sollst sie nicht anrufen.", krächzt Marieanne mich an.

"Sie hat mich nicht angerufen.", funkt Ash gleich dazwischen. Ihr Pokerface ist weg und nun sieht man wie verzweifelt und traurig sie gerade ist. Sie setzt sich auf meinen Stuhl neben ihre Mutter und nimmt ihre Hand.

"Was ist passiert?", wollen beide gleichzeitig wissen. Ich bekomme kein Wort raus. Marieanne schaut mich mit festen Blick an. Auf der einen Seite bin ich gerade so froh ihr in die Augen zu sehen können und doch auf der anderen Seite habe ich Angst davor was Ash von der ganzen Aktion halten wird. Sie wird sauer auf mich sein. Meine Tränen kullern einfach meine Wangen herunter. Ash steht auf und nimmt mich in den Arm. Sie hält mich fest. Ihr Geruch beruhigt mich schnell.

"Mein Vater hat mich benachrichtigt dass du hier liegst.", klärt Ash die erste Frage ihrer Mutter. Ich sammle mich.

"Du musstest intubiert werden und Notoperiert werden. Du warst die letzten Tage im künstlichen Koma. Du hattest eine innere Blutung neben deinen Knochenbrüchen. Wir haben dich eben erst extubiert. Ich war die ganze Zeit bei dir und habe auf dich aufgepasst.", rattere ich runter. Ash küsst mich. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich sehe in ihre Augen. Sie weint auch.

"Danke.", haucht sie mir entgegen.

Ice 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt