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Irgendwann saßen Annalena und Robert dann jeweils mit einer Pizza zusammen und genossen es, dass sie nicht alleine waren. Robert wahrscheinlich mehr als Annalena, aber es fühlte sich einfach gut an.

"Vermisst du eigentlich unsere Zeit als Parteivorsitzende?", fragte Annalena irgendwann mit einem Stück Pizza im Mund, sodass Robert sie zuerst kaum verstehen konnte. Er wurde kurz nachdenklich, als sie ihm diese Frage stellte.

"Natürlich. Es war eine tolle Zeit. Besonders diese Unbeschwertheit, die wir damals in der Opposition hatten. Diese Begeisterung, die wir auslösen konnten. Und einfach unsere Zusammenarbeit. Wahrscheinlich hab ich mich dafür nie genug bedankt. Aber es war einfach klasse, wie gut wir miteinander zusammen arbeiten konnten. Wie gut es sich einfach ergänzt hat und dass wir nicht alleine da standen. So wie wir es jetzt mehr oder weniger als Minister tun. Ich glaube das war die größte Umstellung. Aber auf zwei Schultern verteilt sich die Last doch wirklich besser. Und es lief ja die meiste Zeit wirklich gut. Also klar, ich vermisse diese Zeit. Wie empfindest du das?", fragte Robert nach seinem Monolog, der wirklich seine Gefühle offenlegte.

"Ähnlich. Ich vermisse es insbesondere, dass wir alle so viel Spaß hatten. Klar, wir waren immer professionell und ernst bei der Sache, aber im Team hatten wir doch auch immer unseren Spaß. Und das ist mittlerweile leider nicht mehr so. Jetzt ist selbstverständlich mehr Ernsthaftigkeit gefordert. Aber ich vermisse auch diese kleinen Momente, wenn ich nachts bei einer viel zu lange dauernden Konferenz dein letztes Stück Pizza haben durfte oder wenn wir uns immer gegenseitig Kaffee mitgebracht haben. Jetzt ist das alles irgendwie anders. Und manchmal würde ich gerne die Zeit zurück drehen. Aber wahrscheinlich ist es gut so, dass wir jetzt andere Aufgaben haben."

Robert musste leicht seufzen. Manchmal fragte er sich, wie es wohl wäre, hätte sich nicht alles geändert. Aber es war immerhin auch sein Wunsch, endlich ein Regierungsamt zu übernehmen. Aber gleichzeitig war es etwas besonderes, seine eigene Partei leiten zu dürfen. Und ja, menschlich war diese Zeit auch wirklich besonders. Aber in der Zeit als Minister sind Christian und er zusammen gekommen. Und das war wohl auch einer der wichtigsten Aspekte, weshalb Robert sich keinen anderen Weg gewünscht hat. Es war schon gut so, wie es gekommen war. Mehr als gut. Auch wenn es dann zerbrochen war, ihr gemeinsames Glück.

"Ich denke auch. Wir hatten unsere Zeit. Und Veränderungen kann man nicht aufhalten, oder?", entgegnete Annalena etwas bedrückt. Zumindest kam es Robert so vor. Und er verstand diese Aussage ziemlich zweideutig. Spielte Annalena damit auf ihre Ausrutscher, auf ihre Vergangenheit an? Und meinte sie mit Veränderungen Christians und seine Beziehung. Oder interpretierte Robert da mal wieder zu viel hinein?

"Annalena, vielleicht sollten wir endlich mal Klartext sprechen. Wie geht es dir mit unserem Verhältnis?", fragte Robert nach einiger Zeit unsicher. Die gute Stimmung, die vorhin noch da war, war mittlerweile verflogen. Annalena fuhr sich durch ihr Haar und Robert wusste, dass das ein Zeichen der Unsicherheit und Nervosität war. Sie war nicht glücklich. Das war ja wohl ganz klar. So gut kannte Robert sie.

"Tut das wirklich was zur Sache?", stellte sie dann eine Gegenfrage. Und wollte offensichtlich nicht darauf eingehen.

"Natürlich. Du weißt genauso gut wie ich, dass es für uns beide belastend ist, wenn wir nicht ehrlich miteinander sprechen. So wie damals bei deiner Wahl zur Kanzlerkandidatin. Wollten wir nicht daraus lernen, dass wir miteinander sprechen sollten?", erinnerte sich Robert. Es war ja nicht erst einmal vorgekommen, dass die Kommunikation zwischen ihnen und dann auch ihr Verhältnis gelitten hatte. Auch wenn es mittlerweile ausgeräumt war.

"Du hast Recht. Und ich weiß nicht wirklich, was es ist. Wie ich es beschreiben soll. Wahrscheinlich sehne ich mich danach, endlich selber wieder in einer Beziehung zu sein. Aber ich sollte das nicht auf dich projizieren. Das weiß ich doch auch. Aber mir tut es doch momentan auch einfach gut, wenn ich für dich da sein und dich unterstützen kann. Es tut mir Leid Robert, aber es ist so wie damals. Ich empfinde wieder so wie damals nach unserem Ausrutscher. Und das ist absolut falsch. Ich möchte unser Verhältnis doch nicht kaputt machen.", seufzte Annalena und schaute auf den Boden. Und Robert musste sich an den Moment vor einigen Jahren erinnern.

Throwback

"Robert, verdammt, jetzt klär das endlich mit Andrea und lass uns beide nicht im Unklaren. Dir muss doch klar sein, dass das nicht spurlos an mir vorbei geht. Ich habe gerade eine Trennung hinter mir! Ich bin emotional nach wie vor total durcheinander. Das weißt du doch. Man, jetzt sag doch was!", rief Annalena wütend. Und Robert schaute nur bedrückt aus dem Fenster. Und das machte Annalena beinahe noch wütender. Er konnte sie doch nicht so Hinhalten. Entweder hatte ihm ihre gemeinsame Nacht etwas bedeutet, oder er wollte nur zu seiner Frau zurück. Aber das musste er doch endlich mal sagen! Alles andere war einfach nicht fair. Sie fühlte sich doch schon schlecht genug, weil sie etwas mit einem verheirateten Mann hatte, der zusätzlich auch noch ihr wichtigster Kollege und sehr guter Freund war.

"Ja, ich weiß das alles doch. Und es tut mir Leid. Ich werde Morgen zu Andrea fahren, ich habe heute kurz mit ihr gesprochen. Und ich werde versuchen, das Ganze aus der Welt zu räumen. Annalena, du musst wissen, dass es mir wirklich Leid tut, wie ich mich verhalten habe. Ich hätte es besser wissen müssen und nicht so impulsiv handeln sollen. Ich möchte nicht, dass es unsere Freundschaft belastet. Und ich weiß, dass es eine einmalige Sache zwischen uns sein muss. Ich hoffe, dass du das verstehen kannst."

Annalena hatte Tränen in den Augen, das konnte Robert sehen. Und er fühlte sich direkt noch schlechter. Er wollte sie doch nicht verletzen!

"Natürlich. Dann weiß ich jetzt wenigstens, woran ich bin."

Robert wusste damals, dass Annalena begonnen hatte, stärkere Gefühle für ihn zu empfinden. Zum Glück hatten sie es damals hinbekommen, dass dies nichts an ihrem Verhältnis geändert hatte. Aber jetzt? Wie war es jetzt? Robert fühlte sich schlecht. Er hatte das Gefühl, dass er Annalena ausnutzen würde.

"Mir tut es Leid, Annalena. Ich habe Fehler gemacht. Seit Monaten nutze ich dich als meine mentale und emotionale Unterstützung aus und dann küsse ich dich auch noch aus einem Affekt heraus. Natürlich ist es meine Schuld! Ich hätte es besser wissen müssen. Ich hätte merken müssen, dass es so nicht funktioniert, aber ich hatte mal wieder nur meine eigenen Probleme im Kopf. Ich sollte genauso für dich da sein. Es tut mir Leid, wie es die letzten Monate gelaufen ist."

Annalena lächelte nur schwach. So kannte sie Robert. Er wollte sie nicht vor den Kopf stoßen. Und wenn er es mal tat, dann sucht er immer die Schuld bei sich. Auch wenn er vielleicht gar nicht schuldig war.

"Nein. Ich bin doch eigentlich gerne für dich da. Und ich weiß, dass du momentan und in den letzten Monaten andere Sorgen hast, als unser Verhältnis. Deshalb sollte ich dich damit nicht belasten. Und gucken, dass ich selber klar komme."

Robert musste seufzen und fragte sich, was das alles jetzt bedeutete. Annalena schien wieder stärkere Gefühle für ihn zu haben, als er für sie. Und er war sich sicher, dass es nur soweit gekommen war, weil er ihre Unterstützung in den letzten Monaten so in Anspruch genommen hat. Und er brauchte diese Unterstützung auch. Annalena war einfach eine riesige Stütze.

"Nimm dir alle Zeit, die du brauchst. Ich muss auch selber mit meiner Situation klar kommen. Ich kann dich dafür nicht immer weiter ausnutzen. Und das tue ich."

"Robert, ich wollte damit sagen, dass ich weiter für dich da bin. Du hast mich gerade glaube ich falsch verstanden. Ich muss selber mit meinen Gefühlen umgehen. Aber das soll unser Verhältnis nicht ändern. Wir haben das immerhin schon einmal geschafft. Und wahrscheinlich tut es bei mir auch etwas Ablenkung."

Robert zweifelte etwas an dieser Aussage. Aber er wusste, dass Annalena zumindest in einem Punkt Recht hatte. Sie hatten solch eine Situation schon einmal gut gemeistert. Aber jetzt? Würden sie es jetzt schaffen, sich nicht gegenseitig zu verletzen? Können Sie es überhaupt schaffen, genug Abstand zu halten?


Jaaa, das sind gute Fragen... Was denkt ihr, wie entwickelt sich das Verhältnis von den beiden? Was wünscht ihr euch?

Danke fürs Lesen und bis zum nächsten Mal!

Zerbrechen - Die Zeit ohne ihn Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt