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Christian liefen Tränen über sein Gesicht und Robert konnte seinen Schmerz genau erkennen. Er sah genau, wie schrecklich sich Christian fühlte. Nicht häufig hatte er dies zuvor so sehen müssen. Aber Christian schien gerade alle Emotionen loswerden zu müssen. Und es tat Robert so unfassbar weh.

"Hey Christian, es wird jetzt alles wieder gut.", versuchte Robert ihn zu beruhigen, auch wenn er selber noch nicht so ganz daran glaubte. Doch Christian schüttelte nur langsam den Kopf.

"Ich kann nicht mehr, Robert.", flüsterte der Angesprochene nur und schaute dann zur Seite. So, als ob er Robert nicht in die Augen sehen wollte. Es schmerzte den Grünen. Es schmerzte ihn sehr. Er hatte sich denken können, dass es Christian so gehen müsste. Aber es war schrecklich, Christian so am Boden zerstört zu sehen. So schwach. So verletzt. Und so aufgelöst.

"Das musst du jetzt auch nicht. Und du wirst Hilfe bekommen, damit es für dich einfacher wird. Wir sind alle für dich da.", versuchte Robert die Situation etwas zu retten, auch wenn ihm klar war, dass es so einfach nicht war.

"Jetzt, ja. Aber diese fünf Monate...", Christians Stimme brach schon wieder durch die aufkommenden Tränen ab. Robert fühlte sich so hilflos. Er konnte nicht damit umgehen. Er wusste doch auch nicht, was er sagen sollte. Wie er mit Christian umgehen sollte. Deshalb schwieg er und wartete ab, bis Christian sich wieder etwas beruhigt hatte. Robert wusste nicht, wie lange es dauerte, aber irgendwann wurde Christian ruhiger. Und schaute endlich wieder zu Robert.

"Es tut mir Leid, es muss für dich enttäuschend sein.", murmelte Christian. Und es brach Robert das Herz. Wie konnte er das denn nur denken? Es war alles, was er wollte. Christian war alles, was er wollte.

"Sag das nicht. Ich liebe dich, verdammt nochmal. Ich habe dich jede Sekunde vermisst in den letzten Monaten. Und ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als dich endlich wieder zu haben. Du kannst dir nicht vorstellen, wie unfassbar erleichtert ich bin. Und froh, dich wieder hier zu haben. Und in keinster Weise enttäuschend. Niemals."

"Sie haben mir erzählt, dass niemand nach mir sucht. Immer wieder haben sie mir das gesagt. Dass insbesondere du froh bist, dass ich nicht mehr in der Regierung bin. Es war so glaubwürdig.", flüsterte Christian mit einem gewissen Vorwurf in der Stimme. Und es schmerzte Robert. Er sollte doch genau wissen, dass er niemals so über Christian denken könnte. Dass er ihn doch liebt.

"Was? Nein, so war es nicht. Wir haben alle nach dir gesucht. Alle Behörden. Und ich hab auch mein mögliches getan. Und bitte glaube nicht, dass ich in irgendeiner Weise froh war. Es war die schrecklichste Zeit meines Lebens. Ich wusste doch auch nicht mehr weiter. Wusste nicht, wie ich ohne dich weitermachen soll. Bitte glaub mir das.", erklärte Robert verzweifelt. Er konnte nicht fassen, dass Christian tatsächlich geglaubt hatte, dass Robert froh darüber war, dass er nicht mehr da war.

"Und sie haben mir erzählt, dass du direkt etwas mit Annalena angefangen hast.", erklärte Christian und traf Robert damit ziemlich auf dem falschen Fuß. So war es ja nicht! Ein Kuss, mehr war es nicht. Und woher sollte das irgendwer wissen. Es konnte niemand wissen.

"Christian, ich liebe dich! Sonst niemanden. Annalena war die ganze Zeit für mich da, sie hat mich wirklich sehr unterstützt. Ich brauchte Unterstützung. Aber ich habe nichts mit ihr angefangen. Ein einziges Mal haben wir uns geküsst, das solltest du wissen. Aber es war schon lange, nachdem du weg warst. Und es war falsch. Absolut falsch. Ich wollte dich nicht betrügen, bitte verzeih mir das.", verzweifelte Robert nun schon ziemlich. Er wollte Christian das nicht direkt erzählen. Er sollte sich doch eigentlich erst erholen. Und jetzt wurde er direkt mit solchen Tatsachen konfrontiert. Robert verspürte eine Wut auf sich, dass er das gerade erzählt hatte. Aber hätte er ihn anlügen sollen?

Zerbrechen - Die Zeit ohne ihn Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt