24

107 14 14
                                    

Robert durfte die Nacht im Krankenhaus verbringen. Martina hingegen wollte ihren Sohn und Robert alleine lassen. So saßen Robert und Christian dann abends wieder zusammen und schwiegen. Christian ging es körperlich nicht gut, er hatte Schmerzen. Und Robert zerriss die Situation. Er wollte nicht, dass Christian so leiden muss. Aber wenigstens war er wieder da. Irgendwann kam eine Krankenschwester in das Zimmer.

"Herr Habeck wollen sie ein eigenes Zimmer für die Nacht haben oder sollen wir ihnen noch ein Bett für dieses Zimmer organisieren?"

Unschlüssig schaute Robert zu Christian, denn er wusste wirklich nicht, was die richtige Entscheidung war. Doch Christian schaute nur bedrückt zur Seite.

"Ich sage ihnen gleich Bescheid.", löste er die Situation fürs erste und wartete dann, bis die Krankenschwester wieder den Raum verlassen hatte.

"Christian... Wie möchtest du es haben?", fragte Robert den Angesprochenen unsicher.

"Bleib bei mir, bitte.", flüsterte Christian mehr und seine Augen begannen zu glänzen. Robert verstand und drückte die Hand des Liberalen fester. Einige Momente saßen sie schweigend so da, bis Christian erneut das Wort ergriff.

"Die Nächte sind schlimm. Jedes Mal sah ich sie wieder vor mir und bekam Panik, obwohl sie gar nicht da waren. Ich weiß nicht, wie es jetzt ist. Aber wenn es wieder so sein wird, wäre ich froh, wenn du mich beruhigen kannst.", erklärte Christian und schaute verunsichert zu Robert.

"Natürlich. Ich werde nirgends hingehen, wenn du das nicht möchtest. Ich habe auch alle Termine für die nächsten Tage abgesagt, ich bleibe bei dir."

Eine einzelne Träne rann Christians Wange herunter, als Robert dies sagte. Und Robert wusste nicht, ob das gut oder schlecht war. Ob er das richtige getan hatte. Christians Zustand wechselte auch gefühlt minütig. Mal war er ziemlich abweisend. Und dann zeigte er doch wieder, dass er Robert brauchte. Das beruhigte den Wirtschaftsminister doch ein wenig.
Der dann auch kurz der Krankenschwester Bescheid sagte, dass sie ein zweites Bett in dem Zimmer bräuchten. Und kurz danach stand es auch schon in dem Raum und die beiden Politiker waren wieder alleine. Christians gesundheitlicher Zustand wurde vor der Nacht auch noch einmal gecheckt und es war soweit in Ordnung und stabil. Auch wenn er wirklich schwach war. Und Schmerzen hatte.
Noch immer saß Robert neben Christians Bett, um etwas die Distanz zu verringern. In den letzten Minuten hatten sie kaum gesprochen.

"Robert, wie hast du weitermachen können? Bitte erzähl mir einfach etwas, ich möchte noch nicht wieder in meine Albträume versinken."

"Ich weiß selber nicht, wie ich das konnte. Alle haben versucht mich zu unterstützen. Insbesondere Andrea und Annalena. Ich brauchte diese Unterstützung wirklich. Ich habe einige Zeit bei meiner Familie verbracht. Der Kanzler hat mir diese Möglichkeit eingeräumt. Ich war oft bei deinen Eltern, wir haben uns gegenseitig geholfen. Und auch im Kabinett hatte ich Rückhalt, besonders Marco hatte immer Verständnis für mich. Wir verstehen uns mittlerweile wirklich gut."

Das brachte Christian sogar leicht zum Grinsen.

"Du und Marco? Hätte ich nie gedacht, dass ihr mal gut miteinander auskommen würdet."

"Erstaunlicherweise schon. Wenn man ähnliche Situationen durchlebt, nähert man sich offenbar an. Ihm ging es auch unfassbar schlecht. Er wäre sicherlich froh, wenn er dich auch wiedersehen kann. Wie so viele. Es war für so viele im Politikbetrieb ein riesiger Schock. Deine Partei ist immer noch im Ausnahmezustand. Niemand konnte fassen, was passiert war. Ich habe unfassbare Solidarität erlebt. Aber letztlich hat mir das auch nur bedingt geholfen. Ich habe so oft darüber nachgedacht, einfach aufzuhören. Ich konnte ohne dich nicht mehr. Du kannst mir glauben, dass das alles andere als leicht war. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Ich habe einfach weitergemacht, weil ich funktioniert habe. Ich kann es mir nicht anders erklären."

Zerbrechen - Die Zeit ohne ihn Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt