Genervt kam Robert wieder in der Charité an, nachdem er noch einen kurzen Abstecher in sein Ministerium gemacht hat. Dort wurde er auch erstmal wieder auf den neuesten Stand der Dinge gebracht. Und ihm wurde vermittelt, dass sich die Nachrichten und Spekulationen in den Medien wirklich überschlugen. Robert musste also bald handeln. Der Druck in der Öffentlichkeit stieg immer weiter an. Das hatte er nicht zuletzt durch diesen Journalisten gemerkt, der ihm beim Joggen aufgelauert hatte. Es regte ihn immer noch auf. Er musste doch auch einmal einfach nur Privatperson sein können. Zumindest einen Moment. Aber jetzt wusste er zumindest, dass er nicht mehr lange warten kann, bis er sich in den Medien zu der aktuellen Situation äußert. Er sollte wohl mit Christian und dann seinem Team sprechen. Und auf dem Weg zu Christian war er nun. Auch wenn er nicht wusste, wie er mit diesem Thema umgehen sollte. Aber erstmal betrat er nun Christians Zimmer und war verwundert, dass Marco nicht mehr da war.
„Hey, ist Marco schon wieder weg? War alles gut", fragte er also vorsichtshalber nach.
„Ja, ich musste nur vorhin nochmal untersucht werden, dann ist er auch gegangen. Es war gut, ihn zu sehen. Er hat mir von dem letzten Parteitag erzählt."
Stimmt, da war ja was. Robert hatte es ganz verdrängt. Und hatte es nicht für wichtig erachtet, Christian davon zu erzählen.
„Ich habe mir deine Rede angeguckt. Danke, Robert. Das was du gesagt hast, bedeutet mir wirklich viel. Du hast mich wirklich nicht aufgegeben. Ich hätte es nicht so erwartet, wirklich..."
Christian standen Tränen in den Augen und Robert war umso überraschter und erleichterter. Es war gut, dass Christian nun wirklich glauben konnte, dass er nicht aufgegeben hatte.
„Ja, es war auch für mich wichtig, das öffentlich noch einmal loszuwerden. Apropos Öffentlichkeit. Ich muss mit dir dringend über etwas anderes sprechen. Beim Joggen hat mir so ein Journalist aufgelauert und wollte unbedingt etwas über deinen Zustand erfahren und über die Zukunft meines Amtes. Ich war danach in meinem Ministerium und habe erfahren, dass der mediale Druck auf uns immens ist. Irgendwas muss ich so langsam tun.", erklärte Robert und schaute abwartend zu Christian. Er wusste nicht, wie er seine Reaktion einschätzen sollte.
„Ja, es ist klar, dass wir irgendwas an die Öffentlichkeit geben müssen. Für mich sollte es fürs erste reichen, wenn klar ist, dass ich mich aus der Öffentlichkeit zurückziehe und es mir den Umständen entsprechend in Ordnung geht. Ich denke, mehr muss man nicht wissen.", überlegte Christian.
„Bist du dir sicher, dass du das willst? Wir können das sicherlich auch anders umgehen."
„Nein. Ich bin mir sicher. Meine Zeit in der Öffentlichkeit ist vorbei. Ich habe mit diesem Kapitel abschließen müssen. Und jetzt will ich auch nicht mehr zurück in den Politikbetrieb. Das ist jetzt absolut dein Feld.", beteuerte Christian, was Robert ihm auch abnahm. Und nachvollziehen konnte er es allemal. Christian hatte jetzt so viel durchgemacht, durch seine öffentliche Position, dass er dies nicht noch einmal brauchte. Auch wenn es Robert immer noch unfassbar Leid tat, dass Christian so aus seinem Leben gerissen wurde. Auch aus der Politik. Seiner langjährigen Leidenschaft. Aber was war mit Roberts Zukunft?
„Ich weiß nicht, was ich zu meiner Zukunft sagen soll. Es ist klar, wenn ich weitermache, wird es sicherlich belastend für uns. Wir werden immer weiter im Interesse der Öffentlichkeit sein. Und ich werde wieder kaum Zeit für dich, für uns haben. Und fair dir gegenüber ist es auch nicht. Also..."
„Ich möchte nicht, dass du wegen mir dein Amt aufgibst. Und mir ist bewusst, was dazu gehört. Auch wenn das heißt, dass du bald nicht mehr immer bei mir sein kannst, dann ist das in Ordnung. Ich muss es auch alleine schaffen."
„Okay... Dann werde ich mit Olaf sprechen. Wie wäre es, wenn ich wieder in mein Amt zurückkehre, wenn du aus dem Krankenhaus entlassen wirst? Dann werde ich mir hoffentlich weniger Sorgen machen."
„Ja. So können wir es machen.", stimmte Christian zu, auch wenn er noch gar nicht wusste, ob er dann in Roberts Wohnung zurückgehen würde, so wie vor den letzten Monaten. Oder ob er lieber in seine eigene Wohnung ziehen würde, die er damals nicht gekündigt hatte. In dem Moment wusste er es noch nicht.
„Alles klar. Dann kümmere ich mich jetzt da drum. Je schneller desto besser ist es wahrscheinlich."
Als Robert jedoch auf sein Handy blickte, sah er direkt, dass sein Team ihm einen Artikel geschickt hatte. Das ging aber schnell.
Der Zustand von Christian Lindner - Habeck: „Das geht sie nichts an!"
So äußert sich Robert Habeck über das berechtigte öffentliche Interesse der Deutschen an der Situation des ehemaligen Finanzministers und Vorsitzenden der FDP. Offenbar hat Habeck vergessen, dass er und Lindner Volksvertreter sind.
Das reichte Robert schon. War ja klar, dass dieser Journalist selbst aus dieser Antwort, die doch gar keine war, eine Story machte. Nun gut, da musste er jetzt gegenhalten. Mit einem Statement, dass das wichtigste fürs erste klärte. Aber davor hatte Christian doch auch bemerkt, dass Robert aus irgendeinem Grund wütend war. Oder zumindest nicht gerade erfreut.
„Was ist los?", fragte er also aus Interesse und sicherlich auch besorgt.
„Ach, alles gut. Dieser Journalist, von dem ich vorhin sprach, hat direkt eine Story aus meiner Aussage, die eigentlich keine war, gemacht. Und stellt mich natürlich mal wieder schlecht war. Aber das kann ich jetzt hoffentlich in ein besseres Licht rücken, wenn ich selber was zu der Thematik sage."
Der Ärger war ziemlich schnell verflogen, als Robert versuchte den Kanzler zu erreichen. Das war wirklich schwieriger, als man dachte. Natürlich musste er erst einmal im Kanzleramt herausfinden, ob der Kanzler überhaupt zu Gegend war. In einem Termin war er wahrscheinlich sowieso. Der Mann hatte wirklich kaum eine freie Minute. Aber es war wichtig, dass Robert von ihm das Einverständnis hatte, dass er sein Amt wieder aufnehmen könnte. Nur dafür war es von Bedeutung. Und irgendwann hatte Robert tatsächlich Glück, dass er Scholz in einer kurzen Pause erreichen konnte und er ihm die Situation erklären konnte. Robert war froh, dass der Kanzler die Neuigkeiten positiv aufnahm, denn auch er war froh, dass Robert dann bald wieder sein Amt aufnehmen würde. Auch wenn der genaue Zeitpunkt noch nicht ganz klar war.
Zufrieden telefonierte er anschließend mit seinem Team und verfasste mit diesem dann gemeinsam ein Schreiben, was sie an die Öffentlichkeit geben würden. Das dauerte dann doch seine Zeit, denn so wirklich zufrieden war Robert nicht. Dass er manchmal zu perfektionistisch war, das war ihm schon klar. Aber er wollte es gleichzeitig auch unbedingt an diesem Tag noch fertig verfasst haben, sodass das Statement am nächsten Morgen veröffentlicht werden könnte. Also stimmte er einem mehrfach überarbeiteten Entwurf letztlich zu, den er nun noch mit Christian besprechen wollte. Eigentlich mochte er diese Art von Kommunikation nicht so sehr. Viel lieber machte er ein Interview oder eines seiner kurzen Videos, in denen er anstehende Sachverhalte erklärt. Aber dieses Mal, für dieses sensible Thema konnte Robert nicht die passenden Wörter finden. Deshalb war es so wohl am besten.
„Christian, das Schreiben ist fertig. Wollen wir es uns einmal gemeinsam anschauen?", fragte der Grüne, als er wieder in Christians Zimmer saß. Dieser nickte nur.
Öffentliches Schreiben des Bundesministers für Wirtschaft und Klimaschutz
Sehr geehrte Damen und Herren,
Wie sie sicherlich schon erfahren haben, konnte Christian Lindner vor einigen Tagen gefunden und zurück nach Berlin gebracht werden. Selbstverständlich sind wir über diese Entwicklungen höchst erfreut und erleichtert. Für Herrn Lindner kann an dieser Stelle gesagt werden, dass es ihm den Umständen entsprechend in Ordnung geht und er froh ist, wieder in Berlin zu sein. Jedoch haben die letzten Monate dafür gesorgt, dass er sich aus dem öffentlichen Leben und dem Politikbetrieb zurückziehen wird. Wir bitten dafür um Verständnis und Nachsicht. Für mich gilt dies nicht, ich werde mein Amt weiterhin ausführen und in Kürze wieder die Arbeit im Ministerium und im Kabinett aufnehmen.„Und?", fragte Robert vorsichtig.
„Es ist gut so. Veröffentliche es ruhig!"
Erleichtert nickte Robert und hoffte, dass damit der öffentliche Druck erstmal wegfallen würde.
Ob das wohl die richtige Entscheidung für die Zukunft der beiden ist?
Ich danke euch fürs Lesen und bis zum nächsten Mal!
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Zerbrechen - Die Zeit ohne ihn
Fanfiction! TW Verlust, Trauer! 4 Monate waren vergangen. Seitdem ist Christian aus Roberts Leben verschwunden. Spurlos. Roberts Leben ist nicht mehr dasselbe, wie zuvor. Er spürte Schmerzen, die er sich nie hätte ausmalen können. Und über allem schwebt die...