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„Nein... Robert...", vernahm der Wirtschaftsminister. Christian sprach nach wie vor beim Schlafen und wurde immer unruhiger. Robert konnte jetzt zumindest verstehen, was Christian sagte. Und dann öffnete Christian wieder die Augen und starrte panisch zu ihm. Und Robert sah, wie glasig seine Augen waren. Christian schien noch nicht wirklich anwesend zu sein.

„Hey, Christian, ich bin da. Was ist los?", fragte er behutsam und wartete ab, wie Christian reagierte.

„Ich...Du...Sie hatten dich. Wir waren eigentlich im Bundestag, aber dann warst du plötzlich weg. Ich habe überall nach dir gesucht, dich aber nicht gefunden. Und dein Personenschutz war auch weg. Und dann habe ich Nachrichten von ihnen bekommen. Und Bilder von dir, wie sie...dir das antun, was ich selber erlebt habe."

Ein Schluchzen durchbrach die Stille und es tat Robert im Herzen weh zu sehen, wie gebrochen sein Freund zu sein schien. Deshalb stand er auf und bewegte sich zu Christian. Auch wenn er nicht wusste, ob er wirklich die Nähe suchen sollte. Oder ob Christian damit nicht umgehen konnte. Deshalb fragte er lieber, bevor er Christian behutsam zu sich zog.

„Darf ich?", fragte er und Christian verstand, was er meinte und nickte nur leicht. Seine Tränen hatten seine Aufmerksamkeit gerade eingenommen. Doch nun zog Robert Christian an sich und legte seine Arme behutsam um seinen Oberkörper. So, dass er ihm bloß nicht weh tat. Und Christian ließ es zu, er lehnte sich gegen den Älteren und schien diesen Halt zu brauchen. Robert war froh, dass er für ihn da sein konnte. Ihm vielleicht ein wenig helfen konnte. Ihn endlich wieder in den Arm nehmen konnte und durfte. Nichts hatte er sich sehnlicher gewünscht. Diese Nähe, die auch Robert immer so sehr gebraucht hatte. Jetzt spürten sie beide diese erstmals wieder intensiv. Aber gleichzeitig spürte Robert auch, wie dünn Christian wirklich geworden war. Und das bereitete ihm wirklich Sorgen. Und bei weitem nicht nur das.

Nach einiger Zeit wurde Christian wieder ruhiger und schien nicht mehr so panisch zu sein. Was auch Robert ziemlich beruhigte. Aber er wollte ihn trotzdem nicht loslassen. Am besten nie wieder. Auch wenn das eine unrealistische Vorstellung war. Besorgt schaute Robert zu Christian, der in die Leere starrte. War es jede Nacht so gewesen? Musste Christian diese Panik immer wieder alleine durchstehen?

„Es tut mir Leid.", flüsterte Christian und schaute wieder zu Robert auf.

„Es muss dir nicht Leid tun. Dafür bin ich jetzt da. Es ist kein Vergleich zu dem, was du durchleiden musstest."

„Ich kann jetzt nicht mehr schlafen. Es war jedes Mal so. Ich habe die letzten Monate kaum geschlafen, es war schrecklich. Eigentlich muss ich an die frische Luft."

„Ich glaube, dass es keine gute Idee ist, hier raus zu gehen. Es ist wirklich kalt und du musst dein Bein schonen. Wir sollten es nicht riskieren, dass du nachher noch schwächer wirst."

„Manchmal habe ich deine besorgte Art wirklich vermisst.", murmelte Christian halb im Scherz, halb ernst gemeint. Aber Robert verstand schon was er meinte, denn so kannte er Christian. Er war eigentlich nie um einen Spruch verlegen. Wohl auch deshalb hatte er sich in ihn verliebt.

„Du kennst mich doch.", lachte Robert leicht und war unfassbar erleichtert, als auch Christian seine Mundwinkel leicht verzog. Es gab ihm ein wenig Bestätigung im Umgang mit Christian. Ein wenig der alten Zeit zurück. In der gefühlt noch alles gut war. Auch wenn die Anfeindungen gegen sie damals schon wirklich problematisch waren. Aber im Vergleich zu dem, was dann passiert war, waren diese doch noch harmlos.

„Ich habe dich wirklich unglaublich vermisst. Ich wusste nicht, dass so ein Schmerz möglich ist.", gab Christian leise zu. Und Robert fielen Tausend Steine vom Herzen. Er hatte wirklich Angst gehabt, dass Christian einfach nur noch Wut und Ablehnung gegen ihn entwickelt hatte.

Zerbrechen - Die Zeit ohne ihn Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt