Kapitel 88

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Ich deutete auf den Anker auf seiner linken Hand. „Zum Beispiel der Anker. Ich kann mir vorstellen, dass die Buchstaben darin für Personen stehen, die dir besonders wichtig sind. Vielleicht ja deine Eltern.“ Er kicherte. „Damit liegst du tatsächlich richtig.“ „Ach wirklich?“, fragte ich überrascht. „Ja. Aber das war wahrscheinlich leichter zu erraten.“ „Das stimmt. Aber man weiß ja nie.“ „Stimmt.“ Nun öffneten wir unsere Tagebücher und fingen schließlich an zu schreiben. Dabei hatte ich die ganze Zeit ein leichtes Lächeln auf den Lippen, weil ich diesen Moment besonders genoss. Die Atmosphäre war auch sehr angenehm und ich stellte mir vor, dass wir irgendwann vielleicht gemeinsam unter einem Baum sitzen, eine Tasse Tee trinken und in einem angenehmen Schweigen in unsere Tagebücher schreiben. Diese Vorstellung schrieb ich natürlich auch auf und auch, wie schön er beim Schreiben aussah. Gerne hätte ich auch mehr auf seine Hände geachtet, aber ich wollte nicht aus Versehen etwas lesen, was nicht für meine Augen bestimmt ist. Auch das schrieb ich natürlich auf und nach wenigen Minuten wollte ich dann mit meinen Interpretationen beginnen. Dafür fragte ich: „Darf ich kurz etwas skizzieren?“ „Ja.“, lächelte Taddl, bevor er seinen Stift in seine linke Hand nahm, seine Rechte zu mir drehte und dann mit links weiter schrieb. Das erstaunte mich. „Du kannst auch mit links schreiben?“ „Ja.“, kicherte er, „Ich habe schon als Kind angefangen, immer meine linke Hand zu benutzen, falls die Rechte mal verletzt ist. Das haben mir meine Eltern empfohlen.“ „Wie cool.“ Auch das schrieb ich auf und fing dann an, die ersten Tattoos zu skizzieren. Zu diesen schrieb ich jeweils eine ausführliche Interpretation, beziehungsweise mögliche Bedeutungen auf und füllte damit mehrere Seiten. Es machte so Spaß, darüber nachzudenken und irgendwann fragte ich auch noch: „Hast du all deine Tattoos eigentlich selbst gestaltet?“ „Grundsätzlich ja, aber manche hatten natürlich äußere Einflüsse. Die hab' ich dann nochmal so gezeichnet, wie ich es brauche.“ „Achso.“ Ich schrieb es auf und nach einer Weile  war ich dann mit seinem rechten Arm fertig, bevor ich verlegen fragte: „Ähm, darf ich vielleicht auch deine linke Seite angucken?“ „Natürlich. Ähm... Wenn es dir nichts ausmacht, könnten wir ja Plätze tauschen.“ „Gerne.“ Kurz knieten wir uns hin und rutschten auf die Decke des jeweils anderen, bevor wir uns wieder hinlegten. Taddl schrieb jetzt mit rechts weiter und ich bewunderte, skizzierte und interpretierte weiter seine Tattoos. Die Details waren wirklich bemerkenswert und da auf Taddls linkem Arm so viel war, konnte ich nicht mehr alles richtig erfassen. Es war, als würde ich ein endloses Kunstwerk betrachten, welches gleichzeitig eine Lebensgeschichte erzählt, die wirklich in die Tiefe geht. Einfach faszinierend und ich wollte unbedingt noch viel mehr über Taddl erfahren. Hoffentlich könnte ich das noch...

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