Kapitel 48

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„Ich habe vorhin gesehen, dass du immer schneller gefahren bist und gar nicht mehr auf den Boden geachtet hast. Gab es einen Grund dafür?“ „Ähm...“ Ich wollte Taddl nicht anlügen, aber die Wahrheit könnte ihn vielleicht wundern. Andererseits musste ich ja irgendwas sagen... „Naja, ich möchte unbedingt schnell lernen, Inliner zu fahren, damit wir vielleicht... öfter zusammen fahren können. Und dein Talent hat mich so fasziniert, dass ich mir das genauer ansehen wollte... Das sieht bei dir einfach so leicht aus, weißt du?“ Er lächelte. „Es freut mich natürlich, dass du meine Fahrweise ansprechend findest und dass ich dich indirekt davon überzeugen konnte, weiter zu lernen. Und ich möchte jetzt natürlich nicht Mutter oder Vater spielen, aber ich würde es bevorzugen, wenn du etwas vorsichtiger wärst. Ich mag es nämlich nicht, wenn andere sich verletzen.“ „Ist das auch ein Grund, warum du Arzt werden möchtest?“ Sein Lächeln wurde breiter. „Ja. Anderen zu helfen, gehört für mich zum größten Glück.“ Mein Herz schlug schneller und ich musste einfach lächeln. „Das ist schön.“ Für ein paar Sekunden sahen wir uns einfach nur an und fuhren schweigend herum. Es war ein angenehmes Schweigen und ich konnte einfach nicht aufhören, ihm in seine blauen Augen zu sehen. Sie waren einfach traumhaft schön... Nach ein paar Minuten, in denen wir ohne Probleme voran kamen, stoppten wir langsam. Jedoch hörten wir nicht auf, uns anzusehen, als ich plötzlich spürte, dass Taddls Hände wieder leicht zitterten. „Ich muss jetzt einmal sagen, wie wunderschön deine Augen sind.“ Er schluckte. „Sie erinnern mich an... einen grünen Amethysten, vermischt mit einem gelben Beryll, wenn die Sonne auf deine Augen trifft, einem mondblauen Quarz und dem Hauch eines braunen Sphens. Wirklich bewundernswert...“ Mir klappte der Mund leicht auf und mein Herz machte einen Sprung. „Und deine Augen wirken wie ein Aquamarin Kristall, der im Sonnenlicht erstrahlt und gleichzeitig die Strömung des Meeres in sich trägt. So viel Tiefe...“ Auch ihm klappte leicht der Mund auf und wir schwiegen für einen Moment, bevor er sagte: „Soetwas hat noch nie jemand zu mir gesagt.“ Verlegen senkte ich meinen Blick. „Mir hat auch noch nie jemand gesagt, dass meine Augen an Edelsteine erinnern.“ „Das überrascht mich...“ Noch einmal schwiegen wir kurz. „Wollen wir vielleicht eine kleine Pause machen oder möchtest du noch weiter üben?“ „Ich würde kurz einen Schluck trinken. Dann könnten wir weiter fahren.“ Leicht nickte Taddl. „Ok. Soll ich dir zum Rucksack helfen?“ „Ich möchte es nochmal alleine versuchen.“ Wieder nickte er und half mir, mich umzudrehen, bevor er sich wieder neben mich stellte. Dann fuhr ich langsam zurück und setzte mich sicher auf den Bordstein. „Du machst schnell Fortschritte.“, lächelte Taddl und auch ich musste wieder lächeln. „Dank dir.“ Er setzte sich neben mich. „Ich würde dir immer meine Hilfe anbieten. Egal worum es geht.“ „Vielen Dank. Und wenn ich einmal Hilfe brauche, wirst du mein erster Ansprechpartner sein.“ „Das freut mich.“ Zeitgleich nahmen wir Wasser aus unseren Rucksäcken und tranken etwas. Dabei fiel uns auf, dass Pipi tief und fest schlief und dabei sah man sogar ihre Zunge. Wirklich süß... Als wir fertig mit trinken waren, standen wir wieder auf und fuhren noch eine Weile. [...] Nach etwa einer Stunde konnte ich etwas schneller und relativ sicher fahren, was Taddl genauso sehr freute wie mich. Gerade lief uns auch Pipi hinterher und Taddl ließ sie sogar ein paar Tricks machen. Daraufhin applaudierte ich immer wieder und war einfach glücklich. „Ich könnte wirklich stundenlang mit dir Inliner fahren.“, schwärmte ich, „Ich hätte nämlich nicht gedacht, dass das so viel Spaß macht.“ „Ich könnte auch ewig mit dir fahren. Und wer weiß, vielleicht fährst du irgendwann sicher genug, um Tricks zu machen.“ „Das wäre wirklich schön. Und irgendwann können wir vielleicht auch zusammen durch die Stadt fahren.“ „Ich würde mich freuen.“ Nun knurrte mein Magen, aber auch der von Taddl. „Wollen wir etwas essen?“, fragte er und ich nickte. „Ja bitte.“ „Ok.“ Er sah zu Pipi. „Komm' Pipi.“ Wir fuhren zu unseren Rucksäcken und setzten uns hin, bevor ich meinen Helm absetzte und die Handschützer ab machte. Pipi bekam etwas Kleines zu essen und wir nahmen unsere Brotbüchsen heraus. „Ähm... Dir haben ja gestern die Sandwiches sehr gut geschmeckt und deshalb... habe ich dir eins mitgebracht.“ Taddl öffnete eine Brotbüchse und hielt sie mir hin. „M-möchtest du es haben?“ Meine Wangen wurden wärmer. „Ähm... S-sehr gerne... Aber warte.“ Schnell nahm ich eine kleine Brotbüchse und einen Löffel aus meinem Rucksack und hielt sie Taddl hin. „Ich habe dir auch etwas Salat mitgebracht, weil er dir ja geschmeckt hat... Möchtest du den haben?“ Er lächelte. „Sehr gerne.“ Wir tauschten das Essen und bedankten uns gleichzeitig, was uns kurz kichern ließ. Dann aßen wir, unterhielten uns dabei und fuhren danach noch eine Weile. Irgendwann mussten wir jedoch wieder nach Hause gehen, aber wir waren nicht traurig. Viel mehr freuten wir uns darauf, uns morgen wiederzusehen. Deshalb lächelten wir auf dem Weg zum Park und ich durfte sogar Pipi an der Leine führen. Sie lief genau neben mir, was mich freute und mir auch zeigte, dass sie sehr gut erzogen war. „Ich sehe wirklich selten, dass Hunde direkt neben ihrem Herrchen laufen... Oder eben neben denen, die die Leine haben.“ Taddl kicherte. „Uns war es wichtig, dass wir uns zu 100 Prozent auf sie verlassen können. Und ich könnte sie theoretisch auch an der Straße frei laufen lassen, aber es besteht natürlich immer ein Restrisiko.“ „Verständlich. Es ist ja immer besser, vorsichtig zu sein.“ „Das stimmt.“... Nach ein paar Minuten kamen wir im Park an und ich hockte mich hin, um mich von Pipi zu verabschieden. Ich streichelte sie und musste kichern, als sie an meinem Bein hoch hüpfte. „Tschüss Pipi. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder.“ „Wir würden uns beide freuen.“ Lächelnd stand ich auf und schüttelte Taddls weiche Hand. „Bis morgen. Und hab' noch einen schönen Tag.“, lächelte Taddl und mein Lächeln wurde breiter. „Ich wünsche dir auch noch einen schönen Tag.“ „Danke.“ Langsam gingen wir getrennte Wege, winkten uns dabei aber noch zu, bis wir uns nicht mehr sahen. Dann ging ich lächelnd nach Hause und freute mich auf morgen.

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