Kapitel 20

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„Alles sauber und verbunden", meinte Ann als sie das Verbandsmaterial wieder weg legte. „Danke", murmelte Evelynn und zog ihr Shirt wieder an. „Und du weißt wirklich nicht was mit ihm sein könnte?", fragte sie dann und sah zu der anderen Frau auf. Diese schüttelte aber nur den Kopf. „Tut mir leid, aber ich glaube da kann ich dir nicht helfen, normalerweise ist er eigentlich ziemlich ruhig. Ich kann nur raten, dass es ihm wirklich wichtig ist." Evelynn nickte und stand von der Liege auf. Nachdem sie sich von dem Schock und ersten Schmerz erholt hatte, hatte sie den Trainingsraum verlassen. Sie war zu Nurse Ann gegangen und hatte sie gebeten ihr bei der Wundversorgung zu helfen. Als die zusammengepflickte Krankenschwester sie fragte was passiert war sagte Evelynn nur, dass Jack beim Training wohl in Panik verfallen war und sie verletzt hatte.
„Trotzdem Danke nochmal", sagte Evelynn bevor sie das Krankenzimmer verließ um in das anliegende Zimmer von ihr und Jack zu gehen. Nach einem kurzen Blick durch das Zimmer sah sie, dass er sich nicht dort befand. Sie seuftzte und begab sich dann zu ihrer Tasche aus der sie einen neuen Pullover zog und damit ins Bad ging.
Als sie ihr kaputtes Oberteil auszog fiel ihr Blick im Spiegel auf das Netz an kupferfarbenen Linien, dass von dem Schnitt des Cuttermessers ausging. Sie hatte es schon wenige Tage nach dem Vorfall bemerkt und um Jack keine Sorgen zu machen hatte sie ihn es nicht sehen lassen. Das Netz hatte sich immer weiter ausgebreitet und überzog mittlerweile schon fast die Hälfte ihres Rückens. Sie warf ihr kaputtes Oberteil auf den Boden und zog den Pullover an. Dann hob sie das Oberteil wieder auf und ging zurück ins Zimmer, wo sie das Kleidungsstück auf ihre Liege warf.
Sie verließ das Zimmer wieder und ging zu Janes Tür, an welcher sie klopfte. „Hi Evelynn, alles gut? Ich dachte ich hätte dich vorhin schreien hören", begrüßte die Killerin die Braunhaarige. „Ja, alles gut, Jack hat beim Training nur aus Versehen mein Shirt erwischt, du hast nicht zufälligerweise Nadel und Faden da?", meinte Evelynn nur als Antwort, doch Jane schüttelte den Kopf. „Sorry aber nein, frag am besten Jason, als Sielzeugmacher sollte er sowas ja haben." Evelynn bedankte sich bei ihrer Freundin und ging dann zu der Tür des Spielzeugmachers, wo sie klopfte. Nach ein paar Sekunden wurde ihr geöffnet und Jason sah zu ihr. „Wie kommt es, dass du mich besuchst?", fragte er sogleich verwundert. „Jane meinte du hast eine Nähnadel und Garn?" „Ja klar, ist beim Training etwas beschädigt worden?", meinte der Mann und ging in den hinteren Bereich des Raumes. „Ja, Jack hat mein Shirt erwischt und jetzt ist ein Schnitt darin", erklärt sie knapp. „Ok, hier bitteschön, wenn du willst kannst du es behalten, ich habe genug und vielleicht brauchst du es ja nochmal in deiner Zeit hier", sagte er während er ihr die Materialien gab. „Hm... möglich da in meinem restlichen Leben noch etwas kaputt geht... Danke, einen schönen Tag noch", murmelte Evelynn und begab sich wieder zu ihrem Zimmer, wo sie sich an die Arbeit machte das Oberteil zu reparieren.
Nach ein paar Minuten betrachtete sie das Werk, man konnte zwar noch sehen, dass es geflickt wurde, aber das Loch selbst war wieder verschlossen. Sie seufzte und stand auf um nach unten zu gehen. Als sie das Ende der Treppe erreicht hatte sah sie niemanden im Wohnzimmer und entschied sich dort zu warten, bis es Essen gab. Sie setzte sich auf die Couch und sah sich um. Auf einem Regal neben dem Fernseher lag ein Buch über Pflanzen. Da sie nichts Besseres zu tun hatte nahm sie sich das Buch und begann zu lesen. Auf vielen Seiten waren Anmerkungen an den Rand geschrieben. Bei der atropa belladonna stand: „tödlich für Menschen, aber ungefährlich für Creepypastas", bei Vogelbeeren stand „ähnliche Auswirkungen auf Menschen und Creepypastas" und auch viele weitere Pflanzen hatten Anmerkungen von dieser Art dazu gekrizelt.
Einige Zeit später wurde Evelynn angestupst und sah von dem Buch auf. „Es gibt Essen", meinte Jane und sah zu dem Buch. „Ah, ja das ist sehr wichtig, solltest du dich mal im Wald verlaufen und was zu essen suchen. Aber wir wissen natürlich nicht, welche Regeln auf dich zutreffen, schließlich bist du keiner von uns." Dann richtete sich die Frau wieder auf und ging zum Tisch. Evelynn folgte ihrem Beispiel und setzte sich an den Tisch, wobei ihr auffiel, dass Jack nicht auf seinem Platz war. „Jeff? Weißt du wo Jack ist?", fragte sie den Killer, der auf der anderen Seite des leeren Stuhls saß. „Nö, aber es kommt schonmal vor, dass wir ein paar Tage in Folge nicht hier sind", antwortete der Dauergrinsende und wandte sich dann dem Essen zu, dass gerade auf den Tisch gestellt wurde. Die Braunhaarige nickte knapp.
„Hey, sei nicht traurig, er ist bestimmt morgen schon wieder da", kam es von ihrer anderen Seite von dem monochromen Clown, der ihr ein Bonbon hinhielt. Evelynn lächelte leicht und nahm die süße Leckerei dankend an. Dann nahm sie sich etwas von dem Abendessen, das auf den Tisch ausgebreitet war. Dabei spürte sie die ganze Zeit einen Blick auf sich ruhen. Als die Frau dann ihren Blick über den Tisch schweifen ließ fielen ihr die smaragdgrünen Augen von Sally auf, die sie bittend ansahen. Es dauerte einen Moment, doch Evelynn wurde fast sofort klar worauf das Mädchen aus war. Die Braunhaarige nahm das Bonbon auf und warf es zu dem Mädchen hinüber, welches die Süßigkeit geschickt fing und auspackte um es dann in ihren Mund zu schieben. Diese Aktion ließ Evelynn leise kichern und ihre Stimmung war schon wieder etwas besser.

Toxic Flesh (xEyeless Jack)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt