Kapitel 24

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Nach einer halben Stunde hielt der Wagen vor dem städtischen Polizeirevier und der Polizist öffnete Evelynn die Tür, was sie mit einem dankenden Lächeln belohnte während sie ausstieg. „Frau Mayborn!", ertönte plötzlich eine Stimme und Evelynn drehte sich etwas steif um. Dort auf den Stufen zum Revier stand er, Andreas Tilman. Der Mann, welcher ehemals ihr Vorgesetzter war und welchen sie zuletzt traf als er im Wald auf Cora losgegangen war und sie ihm mit ihrem Revolver ins Bein geschossen hatte. „Evelynn! Du weißt ja gar nicht wie sehr ich micht freue, dass du wieder aufgetaucht bist!", sprach er weiter während er die Treppen hinab stieg und mit offenen Armen auf sie zu kam, das Humpeln war dabei nicht zu übersehen, doch er überspielte es mit einem strahlenden Lächeln. „Als ich mitbekam, dass sie schon mehrere Tage unentschuldigt nicht zur Arbeit kamen habe ich mir solche Sorgen gemacht, dass ich sie sofort vermisst gemeldet habe.", sagte er bevor er vor dem Polizisten stehen blieb und die Hand von diesem nahm. „Sie wissen nicht wie froh ich bin, dass Sie Frau Mayborn gefunden haben, vielen, vielen Dank." Der Polizist nickte nur lediglich während Andreas seine Hand schüttelte. Dieser ließ aber beinah sofort wieder von ihm ab und wendete sich an Evelynn, die ihn immernoch in einer Art Schockstarre betrachtete. „Evelynn, kommen Sie doch bitte mit mir ich möchte ihr Auftauchen gebührend feiern und mich natürlich ihrer Gesundheit versichern", sagte er bevor er sie packte und praktisch wegschleifte. Evelynn traute sich nicht sich zu wehren, womit den auch auf der Fahrt hatte sie bemerkt, dass sie bei dem Sturz auch ihren Revolver verloren haben musste.
Als er vor seinem Wagen stehen blieb drehte er sich zu ihr um und alle Freundlichkeit war aus seinem Blick verschwunden. „Du kranke Schlampe denkst du kommst mit sowas davon!? Nicht nur mischt du dich ein in Sachen die dich nichts angehen, sondern wagst du auch noch mich zu verletzen!? Auf mich zu schießen!?", brüllte er sie an und riss die Tür auf. „Jetzt wirst du es bereuen", sagte er drohend und schubste sie auf den Rücksitz bevor er die Tür wieder zuschlug.
Evelynn erwachte endlich aus ihrer Starre und versuchte sofort die Tür zu öffnen, doch es gelang ihr nicht. „Kindersicherung, mehr als ein dummes Kind bist du schließlich nicht und böse Kinder werden bestraft", lachte Andreas als er sich hinter das Steuer setzte. Er startete den Motor und wenig später rollte der Wagen.
Nun stieg erst recht Panik in Evelynn hoch und sie merkte wie ihre Atmung immer schnappartiger wurde. „Oh nein, bekommt das Kind keine Luft, hier lass mich das Fenster etwas runtermachen, so sollte es besser sein", gab der Fahrer belustigt von sich. Evelynn sah zu dem Fenster, welches er tatsächlich etwas öffnete, doch natürlich nicht genug als das sie daraus entwischen konnte, doch dann kam Evelynn eine Idee. Sie hatte noch das Taschenmesser von Jeff, welches sie aus ihrer Tasche holte. Zu Andreas kam sie damit nicht, da sich eine getönte Scheibe zwischen der Fahrerkabine und der Rückbank befand, doch sie konnte auf etwas anderes hoffen.
Somit setzte sie das Messer an und schnitt sich damit in den Finger, es brannte, doch sie hatte schon schlimmeren Schmerz erlebt. Als das Blut begann aus der Wunde zu quellen hielt sie den Finger schnell aus dem Fenster und versteckte das Messer wieder in ihrer Tasche.
‚Bitte Jack...', war ihr einziger Gedanke als sich die ersten Tropfen von ihrer Fingerkuppe lösten und auf den Asphalt der Straße fielen.

Jack war Evelynn und dem Polizisten leise gefolgt, blieb dabei allerdings die ganze Zeit auf Abstand, einmal war er beinahe in eine der Fallen getappt und hatte es in letzter Sekunde noch gemerkt. Er hatte gehört, wie der Polizist mit Evelynn in das Auto gestiegen war und, dass er mit ihr zum Polizeirevier fahren würde, nun stand er immernoch an der Stelle und überlegte was er nun tun sollte. Evelynn hatte Recht, hier war es nun zu gefährlich, aber würde er ohne sie zurückkehren wäre sie geliefert und er schaffte es einfach nicht sich mit dieser Vorstellung abzufinden.
‚Was meinte der Polizist noch gleich? Jemand hatte eine Vermisstenanzeige schon vor mehr als zwei Monaten aufgegeben? Es kann nicht dieser Björn gewesen sein, ihn haben wir vor nur zwei Wochen getroffen..', überlegte er als sich plötzlich ein Schalter in seinem Kopf umlegte und sich alles wie ein Puzzle zusammensetzte. Vor zwei Monaten war Evelynn abgehauen und er hatte sie verletzt im Wald gefunden, nicht weit von den zwei Menschen, sie musste die Frau verteidigt haben und ihr den Hoodie gegeben haben und der Mann hatte sie angegriffen. Er wäre der einzige, der in Frage kam und wenn sie so auseinander gegangen waren konnte kein Gut Blut zwischen ihnen herrschen. Jack sprang auf und rannte los, er wusste nun wo er hin musste und wollte keine weitere Sekunde verlieren.
Nach anderthalb Stunden rennen hatte er es zum Polizeirevier geschafft, doch von Evelynn fehlte jede Spur, er konnte ihren Geruch nach Maiglöckchen noch leicht wahrnehmen, doch er ging nicht ins Gebäude, stattdessen führte er zum Parkplatz, doch dort hörte die Fährte auf. Er gab ein knurren von sich und versuchte es weiter, er folgte der Straße in der Hoffnung wieder etwas zu riechen, doch dort war auch nichts. Jack war kurz davor aufzugeben, als ihm ein sehr penetranter Geruch in die Nase stieg, Blut und nicht irgendwelches, Blut einer Creepypasta, oder in diesem Fall von Evelynn. Er folgte dem Gruch, bis er auf einer gerade leeren Straße stand und einen kleinen Flecken der Flüssigkeit auf dem Boden entdeckte.
‚Gut gemacht...', war sein einziger Gedanke bevor er dem Geruch weiter folgte, stehtig darauf bedacht seine Kapuze nicht zu verlieren.

Toxic Flesh (xEyeless Jack)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt