Kapitel 36

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Evelynn stoppte abrupt, als sie um die Ecke des Gebäudes bog und das Hochhaus sah, in welchem sich ihre ehemalige Arbeitsstelle befand und, viel wichtiger auch Andreas sich aufhielt.
„Ey, du kannst doch nicht einfach anhalten", beschwerte sich Jeff hinter ihr, der durch den plötzlichen Stopp gegen sie geprallt war und sie nun musterte. „Du bekommst doch jetzt keine kalten Füße, oder? Ich will morden, das Blut meiner Opfer auf meinem Messer sehen und mich dabei freuen wie ein kleines Kind, kapiert?", erklärte er und wedelte mit seinem Messer in der Luft rum.
„Schon gut, ich hab's verstanden, Prinzesschen. Lass mich doch kurz nachdenken." Evelynn war sichtlich irritiert von Jeffs Kommentar und drehte sich wieder zu dem Hochhaus. Sie konnte sehen, dass der fünfte Stock hell erleuchtet war und meinte auch einen Schatten hinter einem der Fenster wahr zu nehmen. ‚Da muss er sein...'
Sie atmete noch einmal tief durch und griff dann ihren Revolver noch fester. Mit leisen, aber schnellen Schritten näherte sie sich dem Gebäude und sah sich dabei immer wieder nach eventuellen Wachen um. Doch die Straßen blieben ruhig.
An der Tür angekommen richtete sie ihren Blick auf das Schloss. Es hatte wohl schon bessere Tage gesehen und setzte schon Rost an. Doch viel mehr würde es wohl nicht mehr sehen, denn Jeff schob Evelynn kurzerhand zur Seite und knackte das Schloss mit einem entschiedenen Schlag direkt aufs Schlüsselloch. „Von sowas lassen wir uns nicht aufhalten."
Evelynn folgte Jeff in das Foyer und lauschte gespannt. Von der Treppe hallten Schritte, es mussten mindestens Drei sein. Sie richtete den Revolver auf den oberen Treppenabsatz und schlich sich an die Wand gedrückt weiter vor.
Jeff hingegen spazierte einfach gelassen in die Mitte des Raums und sah von dort aus zur Treppe.
Als der erste Wachmann erschien machte Evelynn kurzen Prozess mit ihm, eine Kugel in die Schläfe seines Schädels und er fiel zu Boden.
Die nächsten zwei duckten sich allerdings zu schnell weg und schafften es so zum unteren Treppenabsatz. Doch dort wartete bereits Jeff auf sie und grinste begeistert. Eine der Zwei griff nach ihrer Waffe. Doch diese landete zusammen mit ihrer Hand im nächsten Moment auf dem Boden. Der dumpfe Aufprall nur durch ihren schmerzerfüllten Schrei übertönt.
Der andere Wachmann sprang förmlich zurück, doch fasste sich binnen weniger Momente. Er griff nach seiner eigenen Waffe und drückte ab. Die Kugel allerdings landete nur in einer der Säulen in der Halle.
Jeff hatte die Verletzte Angestellte zu Boden gerissen und war so der Kugel entgangen.
Er grinste noch mehr während er ihr in die Brust stach, immer und immer wieder. Endlich drehte er sich zu Evelynn. „Geh vor, ich habe hier noch meinen Spaß." Er lehnte seinen Kopf zur Seite und entging so noch einer Kugel aus dem Magazin des Wachmanns.
Evelynn nickte knapp und, während Jeff sich vom Boden aufschwang und sich auf den letzten Wachmann stürzte, stieg sie die Treppe hinauf, an der Leiche des ersten Wachmanns vorbei.
Auf der nächsten Etage blieb sie kurz stehen und entschloss sich dann einen kurzen Abstecher in ihr altes Büro zu machen. Die Tür schwang lautlos auf und sie sah sich in der Dunkelheit des Raumes um. Alles schien wie immer, doch als sie durch die Reihen ging fiel ihr auf, dass mehr als die Hälfte der Tische nicht mehr besetzt zu sein schienen. Auf einem lag noch der Ausdruck einer Email.
Evelynn nahm diesen und laß ihn durch. Die Email war von Cora  and die gesamte Abteilung geschickt worden. In ihr beschrieb sie ihren Vorfall mit Andreas im Wald und rief alle anderen Angestellten zu einem Protest gegen Andreas auf. Auch schrieb sie darin, dass sie nicht an ihren Arbeitsplatz zurück kehren würde und dies auch allen anderen empfiehl. Evelynn wurde von Cora nur als fremder Retter beschriebe.
Die Brünette legte den Zettel wieder zurück und sie untersuchte das Büro weiter.
An ihrem Schreibtisch fiel ihr dabei noch etwas auf. Alle Schubladen und sonstigen Fächer waren aufgerissen worden und schienen verwüstet. Irgendwer hatte nach etwas gesucht und ihre Gedanken wanderten unweigerlich zu dem Mann im fünften Stock.
Evelynn entschied, dass sie genug gesehen hatte und verließ den Raum erneut. Aus dem Foyer konnte sie noch immer das irre Lachen von Jeff hören, welcher dort wohl noch seinen Spaß hatte. Also entschloß sie sich weiter die Treppe zu erklimmen.
Im vierten Stock angekommen war sie nur auf drei weitere Personen des Wachpersonals gestoßen, die sie alle mit je einem gezielten Schuss beseitigte.
Doch hier sollte ihr Glück enden, denn vor ihr stand eine Gruppe aus sechs weiteren Personen.
Bevor Evelynn auch nur ihre Hand heben konnte wurde sie allerdings von jemandem hinter ihr zur Seite gestoßen.
Jeff jolte als er mehrere Flaschen Alkohol auf die erste Reihe der Gruppe warf. „Einen Funken Einfallsvermögen bitte", rief er Evelynn zu und schlitterte an der ersten Reihe der Gegner vorbei um noch in der selben Bewegung die Kehle eines anderen Wachmanns durch zu schneiden.
Evelynn stockte einen Moment, doch verstand dann und zielte ihren nächsten Schuss auf den Boden unter den ersten Gegner. Der Aufschlag der Kugel erzeugte einen kleinen Funken und das war alles, was der Alkohol benötigte um sich zu entzünden. Die Flammen schnellte die Beine der Wachmänner empor und schon bald waren sie vollkommen von dem Feuer eingehüllt.
Evelynn beobachtete das Schauspiel ein paar Sekunden bevor der tote Körper eines anderen Wächters durch das Flammenmeer schnitt und hinter sich einen blutbespritzten Jeff preis gab. Dieser balancierte über den Leichnam hinweg durch die Wand aus gefährlicher Hitze und betrachtete dann ihr gemeinsames Werk.
„Nicht schlecht, wir sollten öfter zusammen arbeiten." Er drehte sich zu Evelynn und sein Grinsen erschien ihr noch breiter als sonst.
Gemeinsam erklommen sie die Treppe zum fünften Stock und zur letzten Etappe dieser Mission. Und am Ende des langen Korridors war die Tür zu Andreas' Büro. Jeff würde vor dieser warten und Wache halten. Evelynn dagegen würde sich ihrem Schicksal stellen.

Toxic Flesh (xEyeless Jack)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt