Kapitel 37

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Die Türklinke ließ mit einem leisen Klicken nach und die eindrucksvolle Tür schwang etwas auf. Evelynn glitt durch die Öffnung in den dunklen Raum. Andreas hatte das Licht wohl ausgemacht um sich einen Vorteil zu beschaffen.
Aus einer Ecke des Zimmers erklang das leise Schaben von Schuhen gegen Parkett.
Die Frau richtete ihren Blick in jene Richtung, doch ging zunächst zur gegenüberliegenden Seite des Büros. Er musste nicht wissen, dass sie ihn gehört hatte.
Auf ihrem Weg wich sie einem ausladenden hellen Sofa aus, welches mit passend farbigen Sesseln um einen niedrigen Tisch gruppiert war.
„Schicke Möbel hast du hier, müssen teuer gewesen sein", sprach Evelynn ruhig in die Stille des Raumes. Es ertönte kein Laut von der anderen Seite. „Hast du sie selbst gekauft oder hat die Firma sie bezahlt?", fragte sie und fuhr mit einer Hand über das Material der Rückenlehne des Sofas. Immer noch keine Reaktion.
„Ich frage mich, ob die von innen genauso weich sind", überlegte sie weiter und zückte ihren Speer, mit welchem sie in eines der Polster stach und dieses auf schnitt. Ein ersticktes Laut war von der anderen Seite des Zimmers zu hören.
„Da war doch was, doch habe ich mich verhört? Was meinen Sie Herr Tilmann?", fragte Evelynn in den erneut mucksmäuschenstillen Raum. Sie umrundete das Sofa und zog ihren Speer dabei auch über die restlichen Polster, welche aufrissen und einen weiteren Laut aus der Dunkelheit entlockten.
Die Frau trat fester auf während sie an dem großen Schreibtisch vorbei ging, so dass ihre Schritte von den Wänden widerhallten. So steuerte sie auf den umgekippten Tisch am anderen Ende des Raumes zu, hinter dem sich ihr Erzfeind versteckt hielt.
Plötzlich sprang ein Schatten hinter dem Tisch hervor und rannte Richtung Tür. Eine Sekunde später gellte ein Schrei durch den Raum und der Schatten sackte zusammen.
Evelynn ließ ihre Hand sinken und verstaute den Revolver schnell. „Glaub mir, da draußen erwarten dich größere Qualen als mit mir. Ich habe einen Freund dabei, der dich bestimmt gerne in den Schlaf wiegen würde."
Die Augen Andreas' wandten sich von dem Loch in seinem Bein zu Evelynn. „Du willst mir sagen da draußen ist Jeff the Killer? Der Serienmörder?"
Die Frau lächelte unschuldig und nickte als sie sich neben dem Mann hinkniete.
„Das ist unmöglich."
„Wenn du so überzeugt davon bist kann ich euch gerne vorstellen. Du kannst dir das so denken, wie deine werten Investor-freunde. Auch wir Creepypastas helfen einander gerne aus", erklärte sie und stupste sein Bein an. Andreas ließ wieder einen schmerzerfüllten Laut von sich und versuchte sie zu greifen, doch Evelynn war bereits einen guten Meter zurück gewichen.
„Weißt du Andreas, ich wurde immer so erzogen, dass ich nicht rum spielen soll. Aber ich muss zugeben mit dir macht es mir trotzdem richtig Spaß."
Sie schwang ihren Speer und ließ diesen auf seinen Kopf zu rasen. Doch anstatt ihm ein Auge auszustechen und sein Gehirn zu durchlöchern durchdrang er nur ein Ohr und nagelte ihn so am Boden fest.
Andreas stand mittlerweile unter zu viel Adrenalin, als dass er mehr als ein ersticktes Keuchen von sich gab während der Schmerz seinen Körper lähmte. Diese Chance nutzte Evelynn und sie beugte sich über ihn.
Sie führte ihren Daumen an der Speerspitze entlang, so dass sich ein flacher Einschnitt bildete. Sie hielt ihre Hand hob und drehte sie dann so, dass die Perle aus Blut auf Andreas' Brustkorb fiel und sich dort sofort durch den Stoff und sein Fleisch fraß.
Der Mann schrie nun doch wieder auf, wenn auch mehr aus Furcht als vor Schmerz.
„Shh, wir wollen doch die wachen nicht stören", mahnte Evelynn ihn und drückte ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen. Der panische Schimmer in seinen Augen und hörbar schneller Puls in Andreas' Brust verrieten Evelynn, dass es Zeit war ihren Peiniger zu verabschieden.
„Bevor du hier noch an einem Herzinfarkt stirbst habe ich noch eine kleine Nachricht für dich", sagte die Frau und beugte sich vor.
„I never liked your toxic lie."
Mit diesem Flüstern ließ sie ihr Blut auf Andreas' Hals tropfen und sah zu wie es sich wie Säure durch das Gewebe fraß und der Todesschrei des Mannes binnen weniger Sekunden nur noch ein leiser Gurgeln war.
Die Mörderin stand auf und betrachtete den toten Körper ihres ehemaligen Chefs. Andreas Tilmann würde nie wieder jemanden bedrohen oder hinters Licht führen.
Als Evelynn den ehemals weißen Flur wieder betrat sah sie, dass Jeff auch nicht tatenlos gewesen war und der Gang war nun mit leuchtend roten Mustern bedeckt, die vom Boden bis zur Decke reichten.
„Da bist du ja endlich, ich dachte schon er hätte dich tatsächlich erwischt", begrüßte der Dauergrinsende sie während er von einem nun breit lächelnden Wachmann aufstand.
„Nein, trotz unserer Sorgen war er einfach nur ein großer Angsthase. Aber es hat trotzdem Spaß gemacht", fasste sie selbst grinsend zusammen.
Jeff lachte laut. „Das hätte ich gerne gesehen."
Evelynn lachte ebenfalls etwas, doch streckte sich dann. „So, ich will dann aber endlich zurück. Wer hätte gedacht seinen Erzfeind zu töten wäre so anstrengend?" „Es ist viel anstrengender mit seinem Nemesis zusammen zu leben", argumentierte Jeff während die zwei über die Leichen stiegen.
Zurück im Wald machten sie sich zur Mansion und Evelynn öffnete die Tür. Beinah augenblicklich fand sie sich in einem Paar warmer Arme wieder und drückte ihr Gesicht gegen den schwarzen Hoodie von Jack.
„Ich habe dich vermisst", murmelte sie und unterdrückte nur mit Not ein Gähnen. „Ich habe die ganze Zeit hier auf dich gewartet, Lynn", versicherte Jack ihr leise.
Evelynn hob ihren Kopf und Jack gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. „Wollen wir dann schlafen gehen?"
„Ich wusste doch das ihr was laufen habt!"
Doch Jeffs Ausruf wurde ignoriert.

Toxic Flesh (xEyeless Jack)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt