Als der Mann weg war sah ich mich um. Es war ein gemütliches Wohnzimmer. Ich stand auf einem flauschigen Teppich. Die Wände waren weiß gestrichen. Ein großes Schlafsofa stand hier. Dann ein Tisch. Ein Fernseher. Weiter hinten stand eine Stereoanlage und ein Regal mit vielen CDs und DVDs. Außerdem gab es einen Kamin, der gerade an war. Es war wohlig warm. Ich stellte mich vor dem Kamin und wärmte mich auf. Meine steifen Glieder lockerten sich. Es war so schön Wärme zu spüren nach der ganzen Kälte unten im Keller. Am liebsten wollte ich hier bleiben! Plötzlich wurde die Tür geöffnet. Ich erschrak. Ein junger Mann kam herein. Ich wusste sofort, dass das wohl der Mann sein musste, der die Frauen weggebracht hatte. Die Frauen hatten recht, er sah nicht schlecht aus. Ich schaute trotzdem weg, weil ich ihn nicht anstarren wollte. Er schloss die Tür und sah mich wohl an. Ich spürte die Blicke. Es war mir unangenehm. Als ich ihn ansah grinste er. "Ist schrecklich so angestarrt zu werden was? Das kenne ich all zu gut. Ich hasse es." Ich sagte nichts. Was hatte er jetzt vor? Er kam auf mich zu. Mein Herz raste. "Glaub jetzt ja nicht, dass du etwas besonderes bist nur weil du hier oben bist. Jede Neue muss hier hoch. Zwar war in diesem Zimmer noch keine gewesen aber egal. Wir werden eh in ein anderes Zimmer gehen. Komm mit." Er winkte mir zu und ich folgte ihm zögernd. Was musste ich jetzt machen? Wir durchquerten den Flur und betraten das zweite Zimmer von links. Es war aufgebaut wie ein Fotostudio. Ich kam mir vor wie ein Model, dass für ein Shooting gebucht wurde. Er dirigierte mich auf einen Hocker. Unsicher sah ich mich um. Eine Kamera stand etwas weiter vor mir. Neben mir standen Wände für das Licht. Und alles was man für ein Shooting brauchte. Er ging zur Kamera und sah hindurch. Wollte er etwa Fotos machen? Aber wieso? "Wir werden jetzt einige Fotos von dir machen, damit die Kunden wissen wie du aussiehst und vielleicht wählen sie dich nächstes Mal aus. Ich würde dir raten still zu sein dann wären wir schnell fertig. Wenn du aufmuckst muss ich dich leider nakotisieren. Alle anderen hatten sich gesträubt, aber vielleicht bist du ja anders." Natürlich wollte ich nicht, dass er mich fotografierte. Die Vorstellung, dass andere meine Fotos ansahen und mich beurteilen als wäre ich eine Ware, verursachte ein mulmiges Gefühl in mir. Doch ich wollte auch nicht, dass er mir irgendwelche Drogen verabreichte. Also musste ich wohl brav mit machen. Als er sah, dass ich nichts sagte, nickte er mir anerkennend zu und machte ein paar Fotos. Ab und an wies er mich an mich nach links oder rechts zu drehen. Ich fühlte mich gedemütigt. Als er einige Fotos gemacht hatte, durfte ich wieder aufstehen. "Das hast du gut gemacht. Du bist sowieso ganz anders als die anderen. Das gefällt mir." Ich wusste nicht was er meinte, aber mir gefiel es nicht. Auch wie er mich anstarrte war gruselig. "Das wars fürs erste. Jetzt bringen wir dich wieder nach unten." Als er die Tür öffnete, stand dort schon der Mann, der mich hier hoch gebracht hatte. Er nickte dem anderen zu und wir liefen wieder die Treppe herunter. Jetzt wurde es mit jedem Schritt kühler und eine Gänsehaut überzog wieder meinen Körper. Der Mann sperrte mich wieder in das Verlies ein, dann ging er. Ich fühlte mich komisch. Wir wurden wie Waren behandelt. In meinem Kopf sah ich wie verschiedene Männer um einen Tisch herum saßen und sich über mein Foto unterhielten. Es war schrecklich. Ich fühlte mich total unwohl dabei. Würden sie mich auswählen? Und was musste ich dann machen? Ich wollte auf keinen Fall mit jemanden schlafen müssen!
Er war zufrieden. Das erste Mal hatte eine der Frauen mal nicht rumgezetert. Als er an die anderen Male dachte schüttelte er den Kopf. Das war eine Qual gewesen. Er hatte jede nakotisieren müssen und dann hatte es ewig gedauert bis die Fotos fertig waren,weil er dann selbst bestimmte Posen vorbereiten musste. Er war froh, dass sie nicht so gewesen war. Überhaupt war sie ganz anders, das verwirrte ihn. Er hatte schon lange nicht mehr so eine unkomplizierte Frau kennengelernt. Er schaute ihre Fotos an. Sie sah niedlich aus. Es war schon seltsam. Von Anfang an hatte sie sein Interesse geweckt. Aber warum nur? Sie war jetzt nichts besonderes. Vielleicht war das genau der Grund. Sie war fast wie unsichtbar. Sie fiel nicht auf. Die anderen Frauen waren auffällig gewesen. Entweder durch ihren Körperbau, ihrer Kleidung oder ihrer Art. Doch sie war still, unauffällig, schüchtern. Sie starrte ihn auch nicht so an wie die anderen. Sie sah in ihn kein Sexobjekt. Das war mal schön. Nach so einer Frau hatte er damals gesucht. Und jetzt wo diese Zeiten vorbei waren fand er sie. Er schaute wieder die Fotos an. Sollte er sie wirklich den Kunden zeigen? Irgendetwas in ihm drinne wollte das nicht. Er legte die Fotos in einen Briefumschlag und schrieb das Datum drauf. Er spürte wie sein Handy in der Hosentasche vibrierte. Als er drauf schaute seufzte er. Was wollte sein Bruder denn jetzt? Er öffnete die Nachricht. Hey verlorener Bruder, da du ja immer noch zur Familie gehörst kannst du dich nicht immer vor allem drücken. Morgen Abend ist die Jubiläumsfeier von Vaters Firma. Wie du weißt müssen wir ALLE dabei sein, wegen dem Ruf etc. Also sei morgen pünktlich im Saal Liresse hörst du??? Und zieh dir was schickes an( wehe du kommst im Hoodie her!!!)
In liebe dein Brüderchen
Ps: Du musst eine Begleitung mitbringen, sonst denken alle dass du ein Looser bist ;) oder wird der Abend etwa dein Outing werden?
Er warf sein Handy auf den Tisch. So ein Scheiß! Warum musste seine Familie auch unbedingt so erfolgreich sein? Er hasste diese Feiern. Aber wenn er nicht auftauchte würde er damit noch alles schlimmer machen. Außerdem würde sein Bruder ihn dann suchen und diese Sache darf niemals gefährdet werden! Nicht auszudenken, wenn der Vater rausfand, dass sein Sohn in kriminelle Dinge verwickelt war. Naja an sich war er ja sowieso immer das schwarze Schaf gewesen, aber der Ruf des Vaters wäre ruiniert. Er presste vor Wut den Kiefer aufeinander. Wo zum Henker sollte er jetzt eine Begleitung auffinden? "Was ist los?" Er drehte sich um. Willi der Wächter stand da. "Morgen ist die Jubiläumsfeier von meinem Vater, ich muss dabei sein." "Oh man. Die Feiern sind so nervig. Na dann viel Spaß. Aber du gehst doch nicht etwa alleine dahin?" "Bloß nicht. Ich soll eine Begleitung mitnehmen, denken eh alle ich wäre schwul." Willi lachte. "Wenn die wüssten. Naja du hast ja ne ganze Auswahl da unten." Entgeistert sah er Willi an. "Was? Du meinst doch nicht wirklich, dass ich eine von den dreckigen Weibern da mitnehme?" "Ne die würde ich auch nicht mitnehmen. Aber vielleicht die Neue? Sie scheint anders zu sein." "Du merkst es also auch? Ja sie ist anders. Hab sogar die Fotos gut hinbekommen." "Hab ich gemerkt. Es war so ruhig." "Ja Wunder passieren. Aber nein. Ich nimm doch keines der Opfer mit." Er schüttelte den Kopf. "Dann musst du dir eine Nutte buchen. Weil so schnell findest du keine Begleitung." Eine Nutte? Nein auf keinen Fall! Nachher kennt sie noch jemand. Dann wäre das Geschreie groß. Er überlegte. Willi hatte Recht. Wo sollte er so schnell eine gute Begleitung finden? Er dachte an seine Beziehungen von früher. Er hatte ein paar Freundinnen gehabt. Doch sie alle wollten nur seinen Körper oder sein Geld. Selbst seine letzte Freundin, von der er eigentlich besseres gehofft hatte. Er schüttelte den Kopf um die Erinnerungen zu vertreiben. "Auch nicht? Ja wer denn dann? Du kannst schlecht eine von der Straße aufsammeln." "Ich weiß. Also meinst du wirklich,dass die Neue geeignet dafür wäre? Es gefällt mir nicht. Sie wüsste dann viel zu viel." "Ich denke mal sie wird dich schon nicht verpetzen, andernfalls musst du sie halt umbringen." "Sehen wir es als Prüfung an. Morgen Nachmittag holst du sie mir hoch. Kein Wort zu jemanden. Ich will nicht dass das die Runde macht." "Klar Boss kannst dich doch auf mich verlassen."
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In your Posession
Mystery / ThrillerUnd plötzlich ist man gefangen. Es ist dunkel,kalt und man ist nicht alleine. Mehrere junge Frauen sind in Käfigen eingesperrt. Doch wer steckt dahinter und was hat derjenige vor?