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Er saß vor seinem Schreibtisch und starrte auf ihre Fotos, als es klopfte. Er legte sie blitzschnell in die Schublade, dann rief er: "Ja?" Die Tür öffnete sich und Willi trat ein. Er sah ihn schmunzelnd an. "Die hast du aber schnell wieder nach unten verbannt. Was war los Boss? Hast du die Kontrolle verloren?" "Mach dich nur lustig. Es war schlimm genug." Willi saß sich auf den freien Stuhl. "Ich checks nicht. Wieso vögelst du sie nicht einfach und gut ist?" "Es geht nicht. Ich mach sowas nicht mit unserer Ware." "Normalerweise.  Aber du lässt sie ja auch nicht an die Kunden ran, wie ein eifersüchtiger Ehemann." Er schaute zur Seite. "Meinst du ich soll sie gehen lassen?" Willi sah ihn überrascht an. "Wir lassen die Ware nie laufen. Außerdem würdest du sie doch nie in Ruhe lassen. Hab ich nicht Recht?" Er schwieg. Willi hatte Recht. Er würde sie jeden Tag beobachten, um zu wissen was sie tat. Willi seufzte. "Also Boss ich sehe da nur zwei Möglichkeiten. Entweder du nimmst sie dir oder du gibst sie an die Kunden weiter. Überlege es dir. Aber nicht zu lange, denn irgendwann musst du dich entscheiden." Willi stand auf und nickte ihn aufmunternd zu, dann verließ er das Zimmer. Er blickte ihm nach. Willi hatte Recht. Doch was sollte er tun? Er sah wieder zu den Fotos. Sollte er sie den Kunden vorstellen? Alles sträubte sich in ihn. Nein! Sie gehörte ihm. Na dann nimm sie dir doch!! Er versuchte seinen Kopf auszustellen. Plötzlich klingelte sein Handy. Matthias rief ihn an. Genervt ging er ran. "Was gibt's?" "Mensch Brüderchen. Lebst du noch? Man hört ja nichts von dir. Oder bist du gerade anderweitig beschäftigt?" "Spar dir deine schlechten Witze. Ich bin am arbeiten." "Du verschrumpelst noch wenn du so weiter machst. Wie geht's Anastasia?" "Ihr geht's gut." "War sie bei dir?" "Gestern." "Oho und?" "Nichts und. Wir haben uns unterhalten." "Jetzt erzähl mir nicht, dass du ein Keuschheitsgelübte einhältst." Er atmete aus. "Matthias.. " " Was ist? Du bist doch sonst nicht so schüchtern. Ich weiß doch dass das Feuer in dir brennt." "Ja man. Ich musste sie wegschicken, sonst hätte ich die Kontrolle verloren." "Echt jetzt?" "Ja." "Warum quälst du dich so Brüderchen? Versuche es doch einfach, dann wirst du ja sehen ob sie will oder nicht." "Und was mache ich wenn sie nicht will?" "Das kriegen wir schon hin. Sonst nimm ich sie mir." "Sehr witzig..  lach du nur." "Ne jetzt mal im Ernst.  Komm mal  wieder vorbei. Vater würde sich auch freuen." "Ich muss schauen wann ich Zeit habe.." "Warte nicht zu lange, sonst steht er vor deiner Tür." "Ich weiß." "OK Brüderchen. Dann hau rein und bis dann. Und hol sie dir endlich." Er legte auf. Frustriert sah er auf. Er musste handeln.

Ich hatte die ganze Zeit geübt. Immer wenn die Wächter weg waren. Es war kompliziert und schwierig, weil es hier so dunkel war. Oft wollte ich aufgeben, aber ich biss mich weiter durch. Aufgeben war keine Option! Gerade eben hatte ich es geschafft! Ich hatte das Schloss aufbekommen. Ich war so baff, dass ich es kaum glauben konnte. Nun war die Tür offen! Und es war mitten in der Nacht. Das hieße die Wächter würden erst in ein paar Stunden hier auftauchen.  Ich musste handeln! Aber was ist wenn ich es nicht schaffe, die anderen zu befreien? Vorsichtig schlich ich aus dem Verlies. Es war dunkel. Ich tastete mich nach links. Es war kalt und nur schemenhaft sah ich die anderen Verliese. "Wer ist da?" Ich erschrak. Aber es war nur eine der Frauen. "Pscht. Nicht so laut bitte." Es wurde still. "Wie.. wie bist du rausgekommen?" "Ich hab das Schloss geknackt." "Wie das denn?" "Es war kompliziert. Mit einer Büroklammer." Stille. "Wo hast du die denn her?" "Hatte ich gefunden." "Und was willst du jetzt machen?" "Ich wollte eigentlich euch auch befreien und dass wir alle fliehen, aber das dauert bestimmt zu lange." Sie atmete tief durch. "Hast du noch die Büroklammer?" "Ja." "Gib sie mal her. Ich will es auch versuchen." " Aber du musst vorsichtig sein, sobald jemand kommt hörst du auf." "Ja ok." Ich gab ihr eine Büroklammer. Die Frau versuchte nun ihr Glück und auch ich versuchte mein Glück bei jemand anderem. Nach und nach schaffte ich es einige Verliese aufzubekommen. Es war sehr schwierig und mein Herz schlug wie wild. Jeden Moment hatte ich das Gefühl, dass jemand kam. Irgendwann hatte die Frau es auch geschafft und half mir. Wir hatten ungefähr die Hälfte der Verliese geöffnet und die Frauen leise zu dem Ausgang gebracht. Eine Tür, die ins Freie führte. "Es wird Zeit. Wenn wir hier raus wollen müssen wir jetzt gehen!" sagte die Frau plötzlich. "Aber wir können die anderen doch nicht hier lassen!" "Ich will sie auch nicht hier lassen, aber gleich kommen die Wächter und dann sind wir alle verloren. Komm!" Sie packte meine Hand und zerrte mich nach draußen. Es war kühl und so langsam wurde es hell. Sie hatte Recht. Wir hatten keine andere Wahl. Vor uns erstreckte sich ein großer Wald. Wir sahen uns an, dann nickten wir und rannten einfach los. Es war ein so tolles Gefühl endlich die frische Luft einzuatmen. Doch gleichzeitig kroch die Angst in mir hoch und das Adrenalin pumpte durch meine Venen. Wir schafften es an einer Landstraße, wo die Frau ein Auto anhielt. Eine junge Frau saß darin und schaute uns neugierig an. "Alles ok bei euch?" "Können Sie einige Frauen mitnehmen?" Die junge Frau sah uns überrascht an. Dann nickte sie. Vier Frauen stiegen ein und das Auto fuhr los. Meine Helferin und ich verfuhren so fort bis wir nur noch fünf Frauen waren. Wir wurden immer weniger. Plötzlich fing eine an zu schreien. "Die Wächter kommen! Wir müssen uns verstecken!" Das Herz rutschte in die Hose. Panisch sahen wir uns um. Dann rannten wir alle in verschiedene Richtungen. Ich bemerkte wie zwei Frauen leider gefasst wurden. Mein Herz schlug wie wild. Ich sah den Wächter, der mich immer nach oben gebracht hatte und einen weiteren. Sie durchkämmten die Gebüsche. Vorsichtig huschte ich den Wald entlang. Ich musste mich irgendwo verstecken, wo sie mich nicht finden würden. Wieder kam ein Schrei. Ich erstarrte. Durch einen kleinen Spalt sah ich ihn. Er hatte meine Helferin gepackt. Die Wächter zogen nun auch die andere Frau zu ihm. "Es fehlt die Hälfte der Schlampen. Wie haben sie es geschafft rauszukommen?" "Keine Ahnung Boss. Es war alles wie immer abgeschlossen. Als wir heute morgen rein gingen, standen die Türen auf der rechten Seite alle offen." "Auf der rechten Seite?! Also sind die alle geflohen?" "Alle bis auf die vier, aber die eine war auch darunter. Nur haben wir sie bis jetzt nicht gefunden." "Bringen wir die vier rein. Und dann suche ich höchstpersönlich nach der Kleinen." Eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Ich musste ein Versteck finden! Hier im Wald würden sie mich doch finden! Und wenn ich zur Straße laufe? Zu riskant. Ich sah sie wieder aus dem Gebäude treten. Alle verteilten sich in verschiedene Richtungen.  Sie waren nun in der Mehrzahl. Es blieb mir nichts anderes übrig.  Ich musste mich unten im Keller verstecken!

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