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Es dauerte nicht lange und mein ganzer Körper war wieder ein Eiszapfen geworden. Warum war es hier unten auch so verdammt kalt?! Die wohlige Wärme von eben war schon wieder Stunden her. Die ganze Zeit vegetierten wir vor uns hin. Nur die Frau, die ich schon in der Nacht gehört hatte, weinte. Sie versuchte zwar leise zu sein, aber ab und an hörte man sie schluchzen. Sie tat mir leid. Das muss ein schreckliches Gefühl sein, wenn du weißt, dass wegen dir jemand gestorben ist. Sie muss sich schrecklich fühlen. Es war schlimm hier drin. Dunkel und kalt. Ab und an hörte man die anderen Frauen und sonst nichts. Einige Frauen fingen an sich in ihrem Verlies zu bewegen, damit ihnen wärmer wurde. "Entweder wir sterben wegen den Kunden oder wir werden hier erfrieren. Hier kommen wir nie lebend raus!" "Warum tun die das?" "Ha. Warum wohl? Die sacken ne Menge Kohle ein! Wir sind denen scheiß egal. Siehst du doch, wenn eine stirbt kommt am nächsten Tag ne Neue. Sie sind ja schon wieder unterwegs." Ich zitterte und schaute mich in meinem Verlies um. Also hieße das, dass vor ein paar Tagen noch jemand anderes hier drinnen gesessen hatte? Die Frau hatte Recht. Wir würden alle sterben. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Aber ich wollte noch nicht sterben! Vorallem nicht so. Das konnte doch nicht unser Ende sein? Ich schaute mich um. Irgendwie müsste man doch die Türen aufkriegen können! Doch dazu brauchte man den Schlüssel. Diesen hatten aber die Wächter in ihren Hosentaschen. Also schwierig. In Filmen benutzten viele eine Büroklammer. Ob man das hinbekommen würde? In meinem Büro wären viele Büroklammern gewesen aber hier... hier waren doch keine! Es war echt zum Verzweifeln! Außerdem wussten wir ja nicht mal wo wir genau waren. Vielleicht waren wir mehrere hundert Kilometer weit von unserem Zuhause entfernt! Plötzlich wurde es wieder hell und Schritte wurden laut. Die Wächter kamen zurück! Ich hörte den Schlüssel klimpern und eine Zelle wurde aufgeschlossen. Kurze Zeit später wurde sie wieder abgeschlossen. "Ihr widerlichen Drecksschweine!" Die Frauen fingen wieder an mit ihren Beschimpfungen. Doch das schien keinem zu interessieren. Das Licht ging wieder aus und wir wurden wieder im Dunkeln allein gelassen.

Danach war es wieder still. Alle wussten,dass nun eine neue Frau hier hergebracht wurde. Die Arme! Jetzt war sie auch hier gefangen. Aber wie fanden diese Leute uns eigentlich? Waren wir Zufallsopfer? Als wären wir alle zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen! Es war schon gruselig. Irgendwann müsste ich denen ins Auge gekommen sein, doch wo? Ich hatte keine Ahnung. Das könnte überall gewesen sein. Und nach welchem Prinzip wurden wir ausgesucht? Ich wusste ja nicht mal wie die anderen aussahen. Das würde ich bald, wenn ich mal mit einer anderen Frau raus musste. Ich wollte das alles nicht. Ich könnte niemals jemanden schlagen oder wehtun, geschweige denn umbringen. Warum mussten wir sowas tun? Und vorallem wieso wollten Menschen so etwas sehen?! Ich weiß dass es hier auf der Welt ganz dunkle Geheimnisse gibt. Viele Orte, wo Menschen ganz schlimmes angetan wird und niemand etwas davon weiß.  Und wer steckt dahinter? Meistens reiche, erfolgreiche Menschen. Die, die alles mit Geld regeln können. Und Angst brauchten sie nicht haben, denn alles wird vertuscht. Selbst Richter, Anwälte, Politiker  und Polizisten steckten da mit drin. Das war das Gruseligste. Das hieße man könnte auch niemanden wirklich trauen. Wie oft bekommt man mit, dass Familienväter aufeinmal Mörder sind? Oder das eine Mutter ihre Kinder zur Prostitution zwingt? Vorallem Kinder hatten es da keinesfalls leicht. Die Zahlen der Kinderpornografie und Kindesmisshandlungen waren hoch. Das war etwas wofür ich null Verständnis hatte! Diese Menschen waren einfach nur krank. Ich meine wie kann man Kinder sexuell erregend finden? Vorallem kleine Babys? Das war doch einfach unfassbar. Und hier? Hier waren Gott sei Dank keine Kinder! Aber dafür eine Menge Frauen,die zu Sachen benutzt wurden. Ich frage mich welche Frau hier am längsten schon ist? Was musste sie durchmachen? Das Licht blendete wieder. Da kam erneut jemand. Schon wieder wurden Türen geöffnet und Frauen rausgeholt, die schrien. Dann war es wieder dunkel und still. Wieder mussten sie irgendetwas machen. Ob nun wieder jemand sterben würde? Mir war das alles zu viel. Jeder Tag würde eine Qual werden. Ich legte mich hin. Von all dem ganzen hin und her wurde ich müde. Mein Körper war erschöpft.  Wir bekamen hier auch nicht wirklich viel zu Essen. Es war so kalt! Fühlt sich an wie der Tod.  Kalt und dunkel. Würde ich so enden? Ich weinte leise vor mich hin. Ich wollte doch einfach nach Hause.  In mein warmes Bett. Zu meinen Eltern. Ich vermisste sogar die Arbeit.  Ich würde lieber den ganzen Tag Akten bearbeiten als hier in der Kälte zu liegen und auf den Tod zu warten. Als ich kurz vorm Einschlafen war, wurde es plötzlich laut. Licht ging an und Frauen schrien. Was war passiert? "Oh mein Gott! Sie blutet! Sie muss zum Arzt!" War jemand verletzt? Eine Frau jammerte. Es war grauenvoll. "Wenn du nicht gleich die Fresse hältst stopfe ich dir das Maul!" "Hallo? Sie hat Schmerzen du Idiot?!" Plötzlich knallte es. Jemand hatte wohl jemanden geschlagen. Es hörte sich an wie ein Peitschenhieb. Dann folgten wohl mehrere Tritte. Es war still. Dann wieder etwas lauter. Ich kauerte mich in eine Ecke und hielt mir die Ohren zu. Doch auch meine Hände konnten nicht viel ausrichten. Ich hörte wie einige wieder schrien. "Lass sie los!" "Oh nein! Er wird sie umbringen!" Dann kam ein Schuss. Es war schlagartig still. "Wenn jemand noch einen Ton sagt, Knall ich euch ab." Man hätte eine Stecknadel fallen lassen können. So ruhig war es plötzlich. Dann ging das Licht aus und man hörte die Tür zufallen. Es war still. In meinem Kopf waren die Gedanken aber laut. War jemand verletzt? Wurde jemand erschossen? Was war hier passiert?! Außerdem merkte ich jetzt wie mein Körper unkontrolliert anfing zu zittern. Mein Gesicht war tränenüberströmt. Ich legte mich auf den Steinboden und hatte wohl zum ersten Mal eine heftige Panikattacke. Diese dauerte lange an. Mehrmals hatte ich das Gefühl, dass ich sterben würde. Ich bekam nichts mehr um mich herum wahr. Irgendwann legte sich ein Schleier um mich und ich war weg.

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