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Mandy lag seit Tagen auf dem Boden. Sie rührte sich kaum. Ihre Augen waren geöffnet und sie atmete. Mehr nicht.  Sie hatte immer noch Schmerzen. Auch psychisch war sie nicht ganz auf der Höhe. Bei jedem Geräusch zuckte sie zusammen. Wenn die Wächter reinkamen und das Essen hinstellten, bekam sie Schweißausbrüche. Doch sie holten es nach einiger Zeit unberührt wieder heraus. Sie lag einfach nur da. Tag und Nacht. Nach einer Ewigkeit so kam es ihr vor wurde die Tür wieder geöffnet und der junge Mann, der wohl hier das Sagen hatte, kam herein. Er stellte sich vor ihr hin und sah sie stumm an. Ihr Herz pochte wieder ganz schnell. "Mandy alles ok?" Seine Stimme klang zuckersüß. In Mandy stieg die Panik hoch. Die anderen Frauen waren still geworden.  Jeder achtete auf das was jetzt wohl kommen mag. Er ging in die Hocke. Mandy sah, dass zwei Wächter jeweils seitlich standen. "Hast du deine Stimme verloren?" Sie starrte ihn an. Als sie ihren Mund öffnete kam kein Ton raus. Er grinste. Seine Augen sahen sie so durchdringend an. Er schnippte mit dem Finger und die Wächter positionierten sich. Plötzlich griffen sie nach ihren Armen und Beinen. Mandy quiekte auf. Sie stellten sie senkrecht hin und hielten sie fest. Der junge Mann war schon längst wieder hoch und kam nun näher. "Da ist sie ja noch." Mandy schluckte. Er begutachtete sie. "Lasst sie duschen und gebt ihr etwas zu Essen und zu Trinken. Sie muss aufgepäppelt werden. Wenn sie aufmuckt ruft ihr mich." Sein Blick durchbohrte sie wieder. Dann verschwand er. Die Wächter trugen sie aus dem Verlies. Alle Frauen standen vor ihrer Gittertür und starrten. Mandy wurde durch eine Tür gezogen. Es ging einen langen Flur entlang und dann hielten sie vor der dritten Tür links. Als sie eintraten war es ein Badezimmer. "Du kannst dich abduschen. In 10 Minuten kommen wir wieder rein." Sie schlossen die Tür ab. Mandy sackte in der Dusche zusammen. Sie konnte sich nicht aufraffen. Im Sitzen betätigte sie den Wasserhahn und warmes Wasser ergoss sich auf sie herab. Mehr tat sie nicht. Das Wasser lief und lief. So lange bis Mandy ein Gedanke in den Kopf stieg. Sie kam hier sowieso nicht mehr raus und dieser Mann hatte ihr letztens schon ins Ohr geflüstert, dass er wieder kommen würde. Mandy schossen die Tränen in die Augen. Sie hatte sich ihr Leben so anders vorgestellt. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr Leben so enden würde. Sie würde doch sowieso bald sterben. Das was die Kunden mit ihr anstellten war unmenschlich. Wenn sie es nicht tat, würden sie es bald tun. Mandy nahm den Wasserschlauch. Plötzlich hatte sie viel Kraft. Sie wickelte den Schlauch zu einer Schlaufe zusammen und legte diese über ihren Hals. Das Wasser hatte sie schon längst ausgestellt. Sie atmete durch und sah sich noch mal um. Doch die Angst vor dem Kunden war größer und sie zog die Schlinge zu.

Die letzten Tage waren seltsam gewesen. Die meiste Zeit war ich alleine. Gefangen in seinem Zimmer. Einerseits war ich froh, denn seine Gegenwart machte mir Angst, andererseits suchte ich nach einer Möglichkeit hier raus zu kommen. Doch es war keine Möglichkeit da. Wenn die Tür sich öffnete und er herein kam, bekam ich Panik. Er schaute mich immer so durchdringend an, dass ich mich nackt fühlte. Immer kam er dann auf mich zu und tat irgendetwas. Entweder schubste er mich aufs Bett und fiel über mich her oder er drückte mich gegen die Wand und zeigte mir wie viel Macht er hatte. Oder, und das war das gruseligste, er war zu freundlich und sprach nur. Heute war wieder so ein Tag. Er war ganz ruhig gewesen und hatte auf dem Bett gelegen und etwas in seinem Handy getippt. Ab und an sah er zu mir rüber, so als checkte er meinen Körper ab. Wenn er die Angst in meinen Augen sah, grinste er. Ich saß einfach nur auf dem Boden, Nähe der Heizung. Er hatte mich festgebunden. Die Seile scheuerten schon meine Haut kaputt. Doch ich schwieg und versuchte nicht die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Er stand plötzlich vom Bett auf und wirkte zufrieden. Ich schaute zum Boden und betete, dass er nicht herkommen würde. "Morgen wirst du mich wieder mal begleiten Schätzchen." Ich starrte ihn vorsichtig an. Begleiten? Wohin? Etwa zu seinen Eltern? Mein Herz pochte wild. "Du wirst einfach ein braves Mädchen sein und dir nichts anmerken lassen. Wir beide sind ein Paar. Und das musst du genauso rüber bringen ist das klar?" In dem letzten Satz brachte er so viel Betonung rein, dass ich zusammen zuckte. Das klang wie eine Drohung. Ich nickte schnell. Er lächelte und kam näher. "Du musst noch deine Haltung ändern. Schau mich nicht so ängstlich an. Morgen möchte ich dass du mich liebevoll anlächelst." Ich schluckte. Was wollte er von mir? Wo gingen wir morgen hin? "Wenn du deine Sache gut machst, dann werde ich netter zu dir sein. Wenn du aber versagst ja dann.. " Er beendete den Satz nicht. Ich wusste aber, dass es nichts Gutes bedeuten konnte. Ich fragte mich die ganze Zeit ob er mich irgendwann umbringen würde. Zutrauen würde ich es ihm. Und vielleicht tat er es nach einer gewissen Zeit auch. Plötzlich klopfte es laut und hektisch an der Tür. Er öffnete sie und der eine Wächter stürmte herein. " Wir haben ein Problem Boss." "Was ist los Willi?" "Sie hängt in der Dusche."  Die Gesichtszüge meines Entführers spannten sich an. "Wie lange schon?" "Fünf Minuten. Paul hat sie abgehangen.  Schwacher Puls." Er schloss kurz die Augen, ich konnte spüren wie es in ihn arbeitete,dann öffnete er sie wieder.  Würde er explodieren? "Bring mich sofort zu ihr. Ich werde das Dornröschen schon aufwecken." Seine Stimme war gefährlich ruhig, doch ich hörte den Nachhall darin und mein Körper fing plötzlich an unkontrolliert zu zittern. Er war sauer und zwar richtig! Willi nickte und ging hinaus. Mein Entführer drehte sich zu mir um. Seine Augen blitzten und ich konnte sehen, wie der Wahnsinn und der Hass darin tobte. "Ich an deiner Stelle würde jetzt ganz leise sein und deine Aufgaben trainieren.  Wenn du morgen nur einen Fehler machst, dann werde ich dir beim lebendigen Leib deine Haut abziehen." Ich schluckte und nickte.  Die Tür ging zu.

In your PosessionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt