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Er war nervös. In der Nacht war er öfters aufgewacht und hatte nach ihr gesehen. Doch sie war wirklich brav gewesen und hatte geschlafen. Trotzdem war er unruhig. Er hoffte dass alles gut gehen würde und niemand etwas bemerkte. Ihn passte es überhaupt nicht sie mitzunehmen, aber wenn er allein auf der Feier auftauchte, würden alle ihn wieder schräg anschauen. Darauf hatte er keine Lust. Sie sollten ihn so gut wie es ging in Ruhe lassen!
Er stand früh auf und ging joggen. Als er wieder kam, schlief sie immer noch. Er duschte sich und zog sich um. Nur Hoodie und Jogginghose. Der Smoking würde später kommen. Er griff nach seinem Handy und checkte seine Nachrichten. Er hatte gestern noch einen bekannten Modedesigner geschrieben und er hatte ihm eine Menge an Frauenkleider zur Auswahl geschickt. Er hatte sich schon für eines entschieden. Schmuck hatte er hier sowieso. Es war seltsam. Sie war ihm fremd und trotzdem nahm er sie mit zu seiner Familie. Das hatten bis jetzt nicht mal alle seine Freundinnen geschafft. Seine Familie kennenzulernen war für ihn einer der letzten Punkte auf seiner Liste. Er wollte dass die Frauen ihn erstmal kennen lernten bevor sie sich nur nach seinem Geld umsahen. Aber bis jetzt hatte er immer die falschen Frauen getroffen. Bei ihr brauchte er sich diesbezüglich keine Sorgen machen. Sie war nicht dabei seine feste Freundin zu werden, sondern war nur eine Notlösung. Er schaute auf die Uhr.  Es war Zeit sie zu wecken! Als er in das Wohnzimmer trat war die Couch leer. Instinktiv drehte er sich um. Dann hörte er die Spülung der Toilette. Er atmete erleichtert auf. Kurz hatte er Panik bekommen, dass sie sich davon geschlichen hatte. Aber das war unmöglich! Unten standen Willi und die anderen. An denen hätte sie erstmal vorbei gemusst. Sie kam aus dem Bad und blieb erschrocken stehen, als sie ihn sah. Sie sah niedlich aus dachte er. Die Haare waren zerzaust und die Augen verschlafen. Er atmete tief ein dann fragte er: "Hunger?" Sie blinzelte verwirrt, dann nickte sie. Er führte sie zurück ins Wohnzimmer. "Du kannst hier warten. Ich komme gleich wieder." Sie saß sich auf die Couch.  Er nickte ihr zu, dann bereitete er das Frühstück vor. Schweigend aßen sie. Als sie fertig waren räumte er alles weg. Er atmete tief durch. Jetzt müsste er ihr erzählen wo sie heute mit hinkommen würde. Er betrat das Wohnzimmer. Sie hatte die Decke und das Kissen zusammengelegt. Er setzte sich wieder hin und sie sah ihn an. "Also wie gestern erwähnt bist du nicht zum Spaß hier oben. Du wirst mich heute Abend begleiten. Es ist eine Jubiläumsfeier und ich brauche eine Begleitung. Damit es nicht zu kompliziert wird, bist du diejenige. Ich möchte dass du mit niemandem auf der Feier über dieses ganze hier redest. Du bist einfach eine Freundin und fertig. Wenn ich mitbekomme, dass du etwas petzt oder dich  falsch verhälst, bring ich dich um. Ist das klar?" Sie starrte ihn mit großen scheuen Augen an. Dann nickte sie. "Gut. Nach dieser Veranstaltung landest du wieder unten. Und ich möchte dass du keinen erzählst wo du mit mir warst oder was du erfahren hast. Wenn ich da was rausfinde, werde ich dich fertig machen." Seine Augen blitzten und er sah einen Anflug von Furcht in ihrem Gesicht. "Gegen Nachmittag wirst du dich umziehen müssen. Ich hab dir etwas besorgt. Lass es einfach so unkompliziert wie möglich laufen." Sie nickte wieder.  "Gut." Er nickte ihr zu, dann verließ er den Raum.

Nachdem er weg war, war ich immer noch ganz verwirrt. Ich sollte ihn zu einer Feier begleiten? War das ein Scherz? Nein dazu hatte er viel zu ernst ausgesehen. Und außerdem hab ich gesehen, dass er gar nicht damit zufrieden war. Er steckte wohl in der Klemme. Und ausgerechnet ich sollte ihm da raushelfen. Ich seufzte. Wieso ausgerechnet ich? Naja andererseits war es gut nicht da unten in den kalten Keller zu müssen. Aber mit ihm ein auf heile Welt tun?... Das kam mir alles ganz seltsam vor. Ich würde mit meinem Entführer auf eine Feier gehen. Wenn ich das Tanja erzählen würde, sie hätte sich schrott gelacht. Mich traf man mit einem Mann fast nie an. Außer vielleicht wenn mein Chef  vor meinem Schreibtisch stand und mit mir die Akten durchging. Mein Kopf war voller Gedanken. Was war das für eine Feier? Und warum musste er dorthin? Wer war dieser Typ? Eins war sicher, die Leute auf der Feier hatten keine Ahnung was er hier trieb. Ob da seine Freunde auch waren? Mir kam das alles vor wie ein Theaterstück. Ich musste eine Rolle spielen. Nur war das hier kein Spiel sondern purer Ernst. Ich bekam eine Gänsehaut, als ich an seine Worte dachte. Sein Blick hatte mich dabei durchbohrt. Er würde mich also umbringen wenn ich etwas ausplaudere. Daran bestand keinen Zweifel! Also musste ich wohl tun was er sagte. Aber ob ich das durchhielt war eine andere Sache. Die Zeit verging und nach einiger Zeit kam er wieder herein und gab mir einen Bügel mit einer Kleidertasche. "Dein Outfit." sagte er kurz. "Wird Zeit sich fertig zu machen. Trödel nicht rum. Ich hol dich gleich ab." Ich bemerkte wie nervös er war. Ich ging zuerst auf die Toilette. Danach ging ich zurück ins Zimmer und öffnete die Kleidertasche. Mein Mund öffnete sich und blieb vor Erstaunen offen. Das Kleid was darin lag war wunderschön. Die Feier müsste sehr wichtig für ihn sein! Zitternd holte ich es ganz heraus. Noch nie hatte ich so ein schickes Kleid angezogen. Selbst bei meinem Abschlussball war das Kleid nicht so schön gewesen wie dieses hier. Ich fühlte mich unwürdig es zu tragen, aber ich wusste dass ich mich jetzt umziehen musste bevor er wieder kam. Also zog ich das Nachthemd aus und schlüpfte in das Kleid. Ich hatte immer noch keinen BH aber für dieses Kleid brauchte ich auch keinen.  Es war trägerlos und hatte einen Reißverschluss am Rücken. Es war dunkelblau und hatte schwarze Steine am Dekolleté. Das Kleid saß wie angegossen. Ich fühlte mich wie Aschenputtel als sie ihr Kleid vom Baum bekam. Nur den Reißverschluss konnte ich alleine nicht zu bekommen. Ich verrengte mich so gut wie ich gelenkig war, doch vergebens. Als ich es gerade wieder versuchen wollte, berührten mich plötzlich zwei warme Hände. Ich erstarrte. Ganz langsam wurde der Reißverschluss zugezogen, dann war es still. Die Hände berührten mich an meinen Schultern. Instinktiv drehte ich mich um. Er stand dort und ich konnte sehen, dass seine Pupillen geweitet waren. Als er meinen Blick bemerkte schaute er weg und tat gleichgültig. "Schuhe sind im Schrank. Und steck dir die Haare hoch." Seine Stimme klang seltsam belegt und meine Nackenhaare sträubten sich. Ich tat wie er gesagt hatte, dann war ich fertig. Er kam wieder durch die Tür.  Ich hatte gar nicht gemerkt dass er den Raum verlassen hatte. Er trug einen schwarzen Smoking mit einer  schwarzen Fliege und hoch polierten Schuhen, die noch glänzten. In der Hand hatte er ein großes Etui.  Er trat zu mir und öffnete es. Darin waren Ohrringe und das dazu gehörende Collier. Ich wollte gar nicht wissen, wie teuer dieser Schmuck war. Es war wunderschön. Silber mit blauen Steinen verziert. "Mach sie dir um." Mit zitternden Händen griff ich nach den Ohrringen und machte sie um. Als ich zum Collier greifen wollte schüttelte er den Kopf. Er machte eine Handbewegung, dass ich mich umdrehen sollte. Mit klopfendem Herzen drehte ich mich um. Ich spürte wie er das Collier um meinen Hals legte und dann wie er den Verschluss zu machte. Danach drehte er mich wieder um, sodass ich ihn ansah. "Wunderschön." flüsterte er und sah mich an. Es fühlte sich an als würde er mir in die Seele blicken. Ich schaute zu Boden weil ich mich unwohl fühlte. "Es wird Zeit. Komm." Ich folgte ihm hinaus.

In your PosessionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt