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Mandy und Bob waren nicht lange gefahren. Etwa 20 Minuten später hielten sie vor einem kleinen Häuschen. Es war alt und hatte einen kleinen Vorgarten. Mandy gefiel es sofort. Bob schaltete den Motor aus und wandte sich zu ihr. "Ich gehe erstmal rein und erkläre meiner Frau alles. Dann hole ich dich ok?" Mandy nickte. Sie hatte Herzklopfen. Konnten diese Menschen ihr wirklich helfen? Wie schön wäre es doch wieder nach Hause zu können! Sie vermisste ihre Mutter und ihre kleine Schwester. Sie mussten sich große Sorgen machen! Wenig später kam Bob wieder. Hinter ihm war eine ältere Dame. Mandy stieg schüchtern aus. "Hallo." Die ältere Dame sah sie an dann lächelte sie warmherzig. "Du siehst ja mitgenommen aus. Am besten du nimmst erstmal ein warmes Bad und kriegst was anständiges zu Essen." Mandy hatte Tränen in den Augen. Die Dame nahm sie an die Hand und führte sie in das warme Haus. Bob kam wenig später auch hinein. Er ging in eine große Küche, wo Mandy einen gedeckten Tisch sah. "Ich bin Minny und du musst Mandy sein." Minny war so eine freundliche Frau, dass Mandy erstmal sprachlos blieb. Doch dann lächelte sie und gab ihr ihre Hand. "Es ist schön Sie kennenzulernen." Minny betrachtete Mandy's Handgelenke wo sich immer noch tiefe Spuren abzeichneten. Dann sah sie auch den Abdruck auf dem Hals. "Liebes. Ich werde sofort ein Bad für dich einlassen und dann kriegst du von mir einen schönen warmen Schlafanzug." Ihre Stimme klang etwas brüchig, als sie ins Badezimmer gingen. Mandy sah ihr schweigend zu. Etwas später hatte sie Zeit für sich und badete in dem warmen Wasser. Sie schrubbte sich gründlich ab und zog dann den Bademantel an, den Minny ihr hingelegt hatte. Als sie aus dem Badezimmer kam, hörte sie wie ein Stuhl quietschte und wieder Schritte auf sie zu kamen. Minny lächelte sie an. "Komm mit Mandy. Ich zeige dir deinen Schlafplatz." "Schlafplatz?" flüsterte Mandy entgeistert. "Ja natürlich. Es ist schon spät und morgen werden wir in Ruhe schauen, wie wir dich nach Hause bringen können." Mandy standen Tränen in den Augen. Was für herzliche Menschen! Sie konnte es immer noch nicht fassen! Das war wie ein Traum. Sie folgte Minny und beide betraten ein schönes kleines Zimmer mit einem Bett und einem Schrank. Auf dem Bett lag ein blauer kuscheliger Schlafanzug und etwas Unterwäsche. "Ich habe leider nur diese Klamotten hier. Sie gehören unserer Tochter." "Das ist mehr als genug. Dankeschön!" "Zieh dich in Ruhe um und trockne dir die Haare. Dann komm ruhig in die Küche runter. Ich habe heute Bohneneintopf gekocht. Ich hoffe du magst Bohnen." Mandy nickte und strahlte Minny an. Minny ging as dem Zimmer und Mandy zog sich sofort um. Der Schlafanzug war so schön warm, dass ihr wieder die Tränen kamen. Sie trocknete sich die Haare und ging dann in die Küche. Minny saß am Tisch und winkte einladend auf ihre Seite. Mandy setzte sich und bekam gleich einen vollen Teller vor sich hingestellt. Sie zögerte kurz doch Minny nickte ihr zu. Dann fing sie an zu essen. Minny wartete geduldig dann räumte sie alles auf. Mandy wollte helfen, doch sie wurde auf die Couch geschickt. Sie sah sich um. Das Wohnzimmer war gleich neben der Küche. Es war eingerichtet, wie alte Menschen es eben einrichten. Gemütlich. Einfach schön. Schränke aus Eichenholz. Einen Kamin. Einen kleinen Fernseher und viele Bilder. Mandy sah Bilder von Bob und Minny als sie noch jung waren. Dann Bilder von Babys. Eine junge Frau. Sie sah aus wie Minny. "Das ist unsere Tochter. Svenja. Und das sind ihre Kinder." Bob war aufgetaucht. Er hatte sich gewaschen und umgezogen und sah nun ganz anders aus. Mandy sah ihn an. "Danke Bob, dass Sie mir geholfen haben. Ich weiß gar nicht wie ich Ihnen danken kann." "Nichts zu danken Mandy. Setz dich und trink mit uns einen Tee. Und morgen bringen wir dich nach Hause." Mandy setzte sich und verbrachte einen schönen Abend mit dem alten Ehepaar. Sie erzählte ihnen was ihr passiert war und die beiden waren so schockiert, dass sie schweigend da saßen. Doch dann überschütteten sie Mandy mit viel Liebe und Geschichten und irgendwann als Bob von seiner Zeit als Teenager erzählte, lachten sie alle so laut, dass ihnen die Tränen aus den Wangen liefen. Später lag Mandy in dem kuscheligen warmen Bett und weinte sich vor Freude in den Schlaf. Sie war so dankbar Bob getroffen zu haben. Durch die ganze Anstrengung und Erschöpfung schlief sie schnell ein und erwachte erst wieder am nächsten Morgen.

Matthias führte mich die große Treppe hoch. Ich schaute mich die ganze Zeit um, denn überall waren große Gemälde an den Wänden befestigt. Ich fühlte mich wie in einem Museum. Innerlich war ich total nervös. Mein Herz pochte und ich bekam schwitzige Hände. Das war jetzt eine Chance. Doch was sollte ich jetzt tun? Matthias führte mich einen langen Flur entlang. Alles war so edel und wertvoll eingerichtet, dass ich mich klein vorkam. Matthias grinste mich an. "Ganz schön einschüchternd was?" Ich nickte. "Das war es für mich auch am Anfang. Mein Vater wurde auf einmal reich. Damals haben wir noch ganz normal gelebt, wie die Normalsterblichen. Jetzt gehören wir zu der Elite." Er machte eine Grimasse. Ich lächelte. "Dafür fühlt es sich mit dir an als wärst du ein normal Sterblicher." Er lachte. "Puh da bin ich ja beruhigt. Ich hoffe mein Bruder ist genauso normal. Obwohl da bin ich mir manchmal nicht sicher." Ich zuckte lächelnd die Schultern. Wir waren an eine Tür angekommen. "So edle Dame. Darf ich bitten? Der Waschraum." Ich kicherte. Dann machte ich einen Knicks und trat in das Badezimmer ein. Auch dieses war natürlich riesig. Helles Licht erstrahlte den Raum. Alles war in einem Gold und Rot Ton gehalten. So ein schönes Badezimmer habe ich noch nie irgendwo gesehen. Nicht mal in Filmen. Ich verrichtete mein Geschäft und wusch mir die Hände. Mein Kopf ratterte. Wie sollte ich jetzt weitermachen? Ich öffnete die Tür und Matthias stand etwas abseits. Wie ein Gentleman. Er lächelte mich an. "Alles gut?" Ich nickte. Er ließ mir den Vortritt und wir gingen den Weg zurück. Ich wurde wieder nervös und mein Kopf versuchte irgendetwas zu finden, damit ich endlich fliehen konnte. Ich spürte den Blick sofort auf mir, als wir wieder in der Menschenmenge waren. Und als ich aufblickte, durchbohrte er mich mit seinen Blicken. Er schien erleichtert zu sein. Doch sein Vater stellte sich auf einmal anders hin, sodass er mich nicht sehen konnte. Ich drehte mich und sah mich um. "Wirklich alles gut Anastasia?" Matthias sah mich besorgt an. Anscheinend wurde ich blass. Er kam näher. "Ich.. Ich fühle mich nicht so." Er führte mich zur Seite. Ich drehte mich vorsichtig um, aber mein Entführer redete gerade mit einem älteren Mann. Sein Rücken war zu mir gerichtet. Ich ging schnell mit. "Soll ich meinen Bruder holen? Der kann dich nach Hause bringen." Ich wurde noch blasser. "Ähm nein. Das ist doch dein Vaters Geburtstag. Ich kann mir auch ein Taxi holen. Ich möchte ihn hier nicht wegholen. Er ist doch so selten hier." Matthias sah sich um. "Er scheint auch gerade wirklich beschäftigt. Herr Deufour ist wirklich selten hier." Er schien zu überlegen. "Lass uns mal kurz raus gehen." Er stützte mich und wir traten raus ins Freie. Ich atmete die frische Luft ein. Mir war vor Aufregung ganz schwindelig. "Geht's?" "Ja danke.." Matthias sah mich an. Anscheinend sah ich wirklich nicht gut aus denn er wandte sich suchend um. "OK warte mal. Johnson?" Er rief nach einem der Türsteher. Dieser kam sofort herbei geeilt. "Sir?" "Anastasia geht es nicht gut. Ich kann hier gerade nicht weg und mein Bruder auch nicht. Könnten Sie sie nach Hause bringen?" "Selbstverständlich. Kommen Sie mit Miss." Matthias nickte mir zu. "Ich sag ihm Bescheid. Er wird mich umbringen aber ich opfere mich gerne." Er zwinkerte. Ich lächelte schwach. Dann stieg ich in das Auto ein. Mein Herz pochte und mir wurde noch schwindeliger. Mein Puls raste. Der Türsteher fuhr los. Das Tor öffnete sich und wir fuhren los. Mir wurde auf einmal schlecht weil ich so eine Angst bekam. Jeden Moment erwartete ich, dass der Wagen hielt und er die Tür aufreißen würde. Doch wir fuhren weiter. "Wo müssen Sie hin Miss?" "Sie können mich am Bahnhof rauslassen." "Das kann ich nicht verantworten. Ich muss Sie nach Hause bringen." "Das ist aber zu weit ich bin hier nur zu Besuch. Mit dem Zug ist das wirklich leichter." Er sah mich etwas irritiert an. Ich versuchte so flehend wie möglich zu schauen. Er nickte und fuhr weiter. Irgendwann hielt er an. "Wir sind da." Er drehte sich um und sah mich nochmals an. "Passen Sie auf sich auf Miss." "Dankeschön." Meine Stimme wurde brüchig. Ich stieg aus und lief zum Gleis. Ich suchte auf den Fahrplan nach irgendeinem Ort und fand wirklich eine Stadt, die ich kannte. Wie im Wahn stürzte ich auf den stehenden Zug. Menschen sahen mich staunend an, doch ich ignorierte sie. Keuchend nahm ich Platz. Ich konnte immer noch nicht abschließen. Jeden Moment rechnete ich damit, dass er hier auftauchen würde. Dann, mein Herz blieb fast stehen, bewegte sich der Zug. Die Landschaft zog an mir vorbei und ich konnte es nicht fassen. Ich hatte es wirklich geschafft! Ich war frei. Tränen schossen aus meinen Augen. Doch plötzlich schlich sich auch die Angst in mein Herz. Ich war mir sicher, dass er bestimmt schon Bescheid wusste. Ich sah vor meinen Augen seinen finsteren Blick. Wie würde er jetzt reagieren? Konnte er sich noch zusammen reißen? Oder verlor er jetzt gerade die Kontrolle?

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