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Ich ging zurück zum Sofa und  setzte mich hin. Es war seltsam. Hier war es so still im Gegensatz zu unten. Ich dachte an die anderen Frauen. Wo waren sie jetzt? Waren sie wieder in den Zellen? Aber wieso war ich dann hier oben? Das war alles seltsam. Eine ganze Zeit saß ich gedankenverloren da bis mir einfiel, dass das jetzt meine Chance war! Ich könnte nach etwas suchen, womit ich die Verliese öffnen konnte! Aber ich musste leise sein. Niemand durfte was bemerken. Ich lauschte. Doch ich hörte nur das Knistern des Feuers im Kamin. Ganz langsam stand ich auf und tastete mich zu den Schränken. In den Schubladen fand ich vieles. Servietten, Tischgedecke, Schrauben, Süßigkeiten, Geschirr. Würde eine Schraube helfen? Nein. Also hier fand ich nichts brauchbares. Langsam ging ich weiter. Immer noch lauschend, doch es war still. Ich steuerte auf den Tisch zu. Mit der Hand tastete ich drüber. Und tatsächlich fand ich eine Büroklammer! Eine ganze Dose stand da mit Büroklammern! Mir kamen die Tränen vor Erleichterung! Ich nahm einige und legte sie mir in den BH. Ich war ganz aufgeregt. Endlich! Nur musste ich es jetzt schaffen diese nach unten zu schmuggeln. Ob er mir neue Klamotten gab dann? Hoffentlich fand er die nicht! Ich ging zurück aufs Sofa und legte mich hin. Aber ich war zu aufgewühlt. Ich konnte einfach nicht schlafen. Tausende Gedanken gingen mir durch den Kopf. Und ich fragte mich was er gerade tat. Warum war ich noch hier oben? Ich dachte das andere war nur eine Ausnahme gewesen? Würden wir wieder zu seiner Familie fahren? Ich dachte an zuhause. Hatten meine Eltern die Suche aufgegeben? Es waren schon einige Monate vergangen. Und Tanja? Wie ging es ihr? Jetzt war sie ganz alleine.. Tränen kamen mir in die Augen. Ich vermisste sie alle. Ich wollte einfach nur nach Hause.  Was hatte er mit mir vor? Würde ich hier sterben? Ich weinte leise vor mich hin.

Er lag schon seit einer halben Stunde in seinem Bett. Doch er konnte nicht schlafen. Warum gehst du nicht zu ihr? Er schüttelte den Kopf. Nein! Er musste die Kontrolle behalten.  Dann schick sie runter in den Keller... Eigentlich wäre das der richtige Weg.  Aber sie war gerade frisch geduscht und würde sich sonst erkälten. Seid wann interessiert dich das?! Sonst sind sie dir auch scheiß egal. Er schlug gegen das Kissen. Konnte sein Kopf nicht die Klappe halten?! Leise stand er auf und huschte zur Wohnzimmertür. Er hielt sein Ohr dagegen und lauschte. Das Knistern des Kamins war zu hören und.. Er spitzte die Ohren. Sie weinte. Ganz leise hörte er ihr Schluchzen. Er schloss die Augen. Seine Fantasie spielte ihm wieder etwas vor. Nein! Er wich zurück und schüttelte den Kopf.  Sie muss nach unten, sonst würde er die Kontrolle verlieren. Ihm kribbelten jetzt schon die Finger.  Aber wenn er da jetzt rein ging wusste er nicht was er tun würde. Dreh um und leg dich hin ! Er zwang seinen Körper zurück Richtung Schlafzimmer und schloss ab. Dann legte er sich hin.

Als ich aufwachte blickte ich zum Kamin. Er war aus. Trotzdem war die Wärme noch im Raum. Ich blickte mich um. Ich war alleine. Vorsichtig tastete ich meinen BH ab. Die Büroklammern waren noch drin! Mein Herz raste. Würde ich sie nach unten schmuggeln können? Plötzlich wurde der Schlüssel gedreht und die Tür geöffnet. Ich erschrak. Aber es war nur der Wächter. Er sah mich an. "Komm ich bring dich nach unten." Ich stand auf und folgte ihm. Barfuß tapste ich die Stufen runter. Bevor wir die Eisentür erreichten, stoppte er, drehte sich um und sah mich an. Ich bekam Panik. Hatte er etwas gemerkt? "Du wirst noch andere Klamotten nachher kriegen. Sag einfach keinen Mucks wenn wir reingehen!" Ich nickte. Gleichzeitig fiel der Stein von meinem Herzen. Er öffnete die Eisentür und wir betraten wieder den dunklen Keller. Wenig später war ich wieder in meinem Verlies und die Tür geschlossen. Ich bemerkte, dass das Verlies gereinigt wurde. Auch die Decke und das Kissen waren gewaschen worden. Ich setzte mich auf die Matratze. Ich hatte es geschafft! Ich hatte Büroklammern hier nach unten geschmuggelt! Ich hätte weinen können vor Freude. Jetzt könnte ich versuchen hier raus zu kommen! Aber erstmal musste man üben. Es war hier dunkel. Das hatte Vorteile aber auch Nachteile. Mich würde keiner sehen. Aber dafür könnte ich auch kaum was sehen. Ich musste einfach versuchen etwas zu üben bevor ich den Ausbruch wagte. Außerdem war üben nicht schlecht, denn ich musste es schaffen mehrere Schlösser in wenigen Sekunden zu Knacken. Ob ich das schaffen würde? Sollte ich nicht einfach meine Tür öffnen und abhauen? Nein, das könnte ich nicht. Ich konnte doch die Frauen nicht im Stich lassen! Aber ich musste vorsichtig sein. Ich hoffte nur das mich keiner der Frauen verpetzen würde.. Ich lauschte und blickte mich um. Einige Frauen sprachen leise miteinander.  Sonst war es still. Vorsichtig stand ich auf und schlich zur Tür. Ich holte eine Büroklammer aus meinem BH und ertastete mit meinen Fingern das Schloss. Ich versuchte erstmal die Büroklammer aufzubiegen. Als das fertig war stocherte ich im Schloss herum. Es war schwierig weil ich nichts richtig sehen konnte. Mit klopfendem Herzen machte ich ab und an eine Pause und lauschte. Doch niemand kam. Es war mühselig und nach einiger Zeit gab ich es auf. Es war einfach zu schwierig! Ich musste später weiter machen! Hoffentlich bemerkte niemand etwas. Nicht das ich das Schloss kaputt machte! Ich ging zurück zur Matratze.  Gerade als ich mich hingesetzt hatte hörte ich wieder die Eisentür und jemand schloss mein Verlies auf. Ich sah den Wächter mit ein paar Klamotten in der Hand. Er nickte mir zu. Dann ließ er die Klamotten auf die Matratze fallen und ging wieder hinaus. Ich zog mir die warmen Sachen an. Den Schlafanzug legte ich zusammen. Wenig später kam der Wächter wieder und nahm den Schlafanzug mit. Dann verließ er mich wieder. Ich fischte vorsichtig die Büroklammern heraus und suchte nach einem geeigneten Versteck dafür.  Ich stopfte sie in den Kissenbezug. Ich wollte lieber vorsichtig sein. Man wüsste nie was passieren würde.

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