Merlin

31 6 3
                                    

Hi, mein Name ist Alenja. Ich bin die Tochter von Merlin dem Zauberer und Freya, der Herrin des Sees. Welcher See? Na Avalon natürlich! Heute glaubt man nicht mehr an Zauberei. Man zählt es alles in das Reich der Mythen und Legenden. Die Menschen haben keine Ahnung, dass direkt vor ihrer Nase ein verborgener Krieg tobt.
Die Anhänger Morganas verfolgen uns noch immer. Sie stiften Unheil wo sie nur können. Zetteln Kriege an, Agieren aus dem Verborgenen, bringen Unheil über die Menschen.
Mein Vater hat stets gegen sie gekämpft, in letzter Zeit jedoch wird er dessen müde, er sucht nach einem Weg dies endgültig zu beenden.
Er glaubt, dass meine Fähigkeiten der Schlüssel sind. Ich vereine die Magie von Avalon mit der Seinen. Nicht immer beherrsche ich die Kraft, welche mir inne wohnt. Seit ich denken kann unterrichtet er mich, meine Fähigkeiten in Zaum zu halten. So ganz will es mir nicht immer gelingen.

******************************
Ich sitze in einem kleinen Café, welches im Stil der 50er Jahre gehalten wurde, auf dem Campus der Universität von Bley.

Vertieft in meine Lektüre bemerke ich im ersten Moment nicht, wie ein alter Mann, mit weißen langen Haaren und einem ebenso langen Rauschebart das kleine Restaurant betritt. Auf seinen Stock gestützt kommt er langsam auf mich zu. Das stetige Geräusch, welches der Gehstock verursacht, wenn er auf den Fliesenboden trifft, lässt mich aufschauen.
Meine Mundwinkel Zucken leicht nach oben, als ich die Gestalt erblicke.
Ich schiebe mir eine braune Haarsträhne hinter mein Ohr und nehme meine Sonnenbrille ab.
Mit unnatürlich leuchtend blauen Augen strahle ich den alten Mann an, als er an meinen Tisch herantritt.
„Ist hier noch frei, mein Fräulein?" Seine Stimme klingt zittrig, wie man es bei einem Mann seines Erscheinungsbildes erwarten würde.
Ich deute mit einem freundlichen Nicken auf den Stuhl.
„Möchtest du etwas essen? Der Apfelkuchen hier ist ausgesprochen gut", erzähle ich ihm.
„Klingt köstlich."

Bevor Ich der Bedienung ein Zeichen gebe, dass wir etwas bestellen wollen, setze ich erneut meine Sonnenbrille auf. Menschen reagieren zuweilen etwas seltsam auf meine leuchtenden Augen.
Sobald die Kellnerin an unseren Tisch tritt ordere ich zwei Kuchen sowie zwei Tassen Kaffee.
Karen, wie das Schild an ihrer Brust sie ausweist, unsere freundliche Bedienung, notiert alles und verschwindet dann wieder hinter der Theke, nur um wenige Augenblicke später mit unsere Bestellung zurückzukommen.
„Vielen Dank", sage ich und schiebe meiner Begleitung den Teller sowie den Kaffee vor die Nase.
Sie wünscht uns noch einen guten Appetit, bevor sie nun endgültig wieder hinter der Theke verschwindet.

„Also, was verschafft mir das Vergnügen deines Besuches?", frage ich und schlürfe meinen Kaffee.
„Wo ist das Medaillon deiner Mutter? Vor mir musst du dich nicht verstecken, mein Kind, aber in der Öffentlichkeit wollen wir kein Aufsehen erregen."
Er sticht mit der Gabel in den Kuchen und führt ein Stück in seinen Mund. Mit geschlossenen Augen lässt er sich den Geschmack auf der Zunge zergehen.
„Ich habe also nicht Zuviel versprochen, wie?", sage ich grinsend und nehme ebenfalls einen Bissen von meinem Kuchen.
„Wirklich sehr lecker", stimmt er mir zu.
Ich richte meinen Blick aus dem Fenster und schaue dem geschäftigen Treiben der Studenten zu. Sie hetzen über den Campus, von einer Lesung in die nächste. Als gäbe es nichts Wichtigeres. Die Welt steht vor dem Abgrund und...

„Alenja? Wo sind denn wieder deine Gedanken?", fragt mich mein Vater liebevoll.
Schwermütig wende ich mich ihm wieder zu.
„Hab nur geträumt", sage ich.
„Mh, hoffentlich von dem Medaillon deiner Mutter. Wo ist es?" Sein Ton ist wieder ernst.
„Zuhause. Sicher verwahrt", antworte ich mit einem langen seufzen und greife nach meiner dampfenden Tasse Kaffee.
„Du musst es tragen! Besonders in der Öffentlichkeit!", aus seinem Tadel ist auch Sorge herauszuhören.
„Deine Mutter gab dir dieses Amulett, damit du menschlicher erscheinst. Deine Augen..."
„Sie sind, wie sie sind!", fauche ich ihn an. Im nächsten Moment tut es mir auch schon wieder leid, ich weiß ja, dass er recht hat.
„Es tut mir leid, Dad. Ich denke mit der Sonnenbrille geht es auch", antworte ich allerdings nicht sehr überzeugend.
„Bis sie dir von der Nase rutscht. Und deine Frisur deine Ohren nicht mehr verdeckt."
Ich atme frustriert aus. Er hat ja recht. Wenn die Menschen mich sehen, also mein wahres Ich, erschrecken sie meist, bekommen Angst... wenn sie weglaufen ist es noch harmlos.
Meine Mutter gab mir bereits als Baby ein Amulett, welches meine leuchtenden Augen und meine Elfenohren - welche ich von meiner Mutter geerbte habe- versteckt.
„Manchmal wünsche ich mir, ich wäre ganz normal."
Mit gesenktem Blick seufze ich leise.

KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt