Stasis

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Gedämpfte Stimmen dringen an ihr Ohr. Sie versteht nicht was sie sagen. Die Augenlider beginnen zu zittern. Vorsichtig öffnet sie diese einen winzigen Spalt.
Gleißend helles Licht fällt durch die schmalen Schlitze, so dass sie ihre Augen sofort wieder zukneift.
Eine sanfte Berührung an der Schulter und eine beruhigende Stimme lassen sie unmerklich zusammenzucken.
Sie versucht sich krampfhaft an die letzten Momente zu erinnern, bevor sie sich in Stasis begab.
Wärme steigt in ihrem Körper auf, als sie ihn in ihrem Geiste vor sich sieht. Er versprach auf sie zu achten, gab ihr noch einen letzten Kuss und versetzte sie dann für 100 Jahre in den Tiefschlaf. Wie es scheint, ist die Zeit nun vorbei.
Erneut flackern ihre Augenlider, die sie nun langsam öffnet.

„Sie kommt zu Bewusstsein, Sir", meldet sich eine ihr unbekannte Stimme. Ein mulmiges Gefühl steigt in ihr auf und schnürt ihr die Kehle zu.
„Sehr gut!"

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Verwirrt und benommen sitzt sie auf der Liege mit nichts weiter als einem weißen schlichten Gewand bekleidet. Nach vorne gebeugt stützt sie sich ab. Ihr Kreislauf ist nach der langen Zeit in Stasis faktisch nicht mehr vorhanden, alles dreht sich und nur langsam findet sie sich wieder zurecht. Ihre Kehle ist trocken und sie versucht etwas zu sagen. Die Frage nach ihrem Captain bleibt ihr in der Kehle stecken.
Sie hebt ihren Kopf, um sich die Menschen um sie herum anzusehen. Wo ist sie hier gelandet? Alles ist fremd und doch versteht sie die Sprache. Vermutlich nutzen sie einen Universalübersetzer. Eine Vorrichtung, die es ebenfalls auf ihrem Schiff gab. Wo ist ihr Schiff? Wo hat man sie hingebracht?

Der jungen Frau ist nicht bewusst, dass sie beobachtet wird. In dem hohen sterilen Raum befinden sich im oberen Teil abgedunkelte Scheiben. Dahinter steht ein grossgewachsener älterer Mann. Er trägt eine dunkle Uniform und beäugt das Geschehen in dem Labor.
„Marcos! Wenn du sie verletzt, wird es dir leid tun!", ertönt eine dunkle und wütenden Stimme hinter ihm.
Langsam dreht sich der Kahlköpfige Admiral um. „Große Worte für einen hilflosen Mann."
Aber Marcos weiß, dass er seinen Gefangenen nicht unterschätzen darf. Er hat die Berichte gelesen, welche man in dessen Schiff fand.
Die komplette Crew in Stasis versetzt, trieb sein Schiff führerlos durch den Raum, bis es von einem seiner Raumschiffe entdeckt wurde.
Aus diesem Grund stehen neben dem Gefangenen auch noch zwei stämmige Soldaten, die den Befehl haben scharf zu schießen, sollte sich der dunkelhaarige befreien.
„Es liegt ganz bei dir, was mit ihr geschieht. Wenn du dich dafür entscheidest, wieder für mich zu arbeiten. Entwickel die Waffen für mich! Der Krieg gegen die Rebellen muss endlich ein Ende finden."
Was schert mich euer Krieg?!, wollte er ihm entgegen schleudern, aber Shaya würde die Konsequenzen seiner Weigerung tragen müssen.
Die eisblauen Augen fixieren den alten Mann vor ihm.
Es wäre ein leichtes für den Krieger sich zu befreien, selbst die zwei kräftigen Soldaten stellen kein Problem dar. Dafür wurden sie ausgebildet. Er und seine Crew: 72 Supersoldaten. Auf ihrem Planeten haben sie - mehr oder weniger freiwillig - an einem Experiment teilgenommen. Ihre Reflexe wurden verbessert. Ihre Genetic verändert.
Sie sind schneller und stärker als Menschen. Ihre Sinne sind geschärft. Aber sie sind nicht unsterblich. Ein Schuss aus einer Waffe und Shaya ist tot. Aus diesem Grund hält er sich zurück. Er findet einen Weg seine Frau und seine Crew zu retten!
„Wie ich sehe, sind wir uns also einig! Erledige deine Arbeit und deiner Frau geschieht nichts!"
„Du hast gewonnen!", lenkt der Gefangene Captain ein.
Zumindest für den Moment.

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Man hatte sie in einen Raum gebracht und erklärt, dies sei - für die Dauer ihres Aufenthalts - nun ihr Quartier.
Alle hier sind sehr höflich und freundlich. Jedoch beantwortet niemand ihre Fragen. Sie bekommt Essen, frische Kleidung und darf sogar ihre Räumlichkeiten verlassen, natürlich nur unter Aufsicht. Es wäre zu ihrem Schutz. Man scheint sie für einfältig zu halten, aber das ist ihr ganz recht. Sie muss erst einmal herausfinden was hier vor sich geht, bevor sie an Flucht denken kann.
Daher lässt sie die täglichen Tests und Untersuchungen über sich ergehen.

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